𝐵𝑒𝑠𝑢𝑐ℎ 𝑏𝑒𝑖 𝐻𝑎𝑔𝑟𝑖𝑑

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Pov. Lia

Ich wusste nicht genau, wie Harry und ich es geschafft hatten, in den Keller des Honigtopfes, dann durch den Tunnel und wieder zurück ins Schloss zu gelangen. Jedenfalls kam es mir vor, als hätten wir den Rückweg im Nu zurückgelegt, denn ich hatte nicht so recht darauf geachtet, was ich eigentlich tat, da in meinem Kopf noch die Worte des Gesprächs schwirrten, das ich soeben mitgehört hatte.

Warum hat es uns keiner gesagt? Dumbledore, Hagrid, Mr Weasley, Cornelius Fudge ... warum hat keiner je erwähnt, dass Harrys und meine Eltern gestorben sind, weil ihr bester Freund sie verraten hat.

Ron, Hermine und Sophie warfen Harry und mir während des Abendessens ständig nervöse Blicke zu, doch über das Gehörte zu sprechen, schienen sie sich nicht zu trauen. Ich hatte nichts dagegen. Die Gedanken reichten aus. Als wir nach oben gingen, stellten wir fest, dass Fred und George in einem Anfall von Vorfreude auf die Ferien ein halbes Dutzend Stinkbomben in den dicht besetzten Gemeinschaftsraum geworfen hatten. Harry ging sehr bald nach oben. Ein paar Minuten später stahl ich mich ebenfalls zu den Schlafsälen direkt in den Jungenschlafsaal zu Harry.

Er saß auf seinem Bett, mit einem Buch auf seinem Schoß, das ich als das Buch identifizierte, das Hagrid Harry und mir am Ende unseres ersten Schuljahres geschenkt hatte. Ich krabbelte neben ihn unter die Decke und blickte auf die aufgeschlagene Seite. Es war ein Bild von der Hochzeit unserer Eltern. Da stand unser Vater mit dem widerborstigen, in alle Himmelsrichtungen abstehenden tiefschwarzen Haar, das Harry von ihm geerbt hatte, und winkte uns strahlend zu. Und da war unsere Mutter, mit langen, welligen rot-braunen Haaren, die ich von ihr hatte und mit den grünen Augen, so wie die von meinem Bruder und mir. Sie stand Arm in Arm mit unserem Vater, und sie schwebte fast vor Glück. Und da ... das musste er sein. Der beste Freund unserer Eltern ...

Während Harry und ich uns das Bild ansahen, sagte keiner ein Wort.

Wenn ich nicht gewusst hätte, dass es Black war, wäre ich anhand dieses alten Fotos nie darauf gekommen. SeinGesicht war nicht eingesunken und wächsern, sondern hübsch, und er lachte herzlich. Arbeitete er schon damals, als dieses Bild aufgenommen wurde, für Voldemort? Plante er bereits den Tod der beiden Menschen auf seiner Seite? War ihm klar, dass ihm zwölf Jahre Askaban bevorstanden, zwölf Jahre, die ihn bis zu Unkenntlichkeit entstellen würden?

»So ein Dreckskerl«, stieß ich hervor.

»Ja, das ist er«, stimmte Harry zu.

»Wie kann man nur so etwas tun? Er war sein bester Freund!«

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Harry umarmte mich, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Wir saßen eine halbe Ewigkeit so stumm da und ich weinte vor mich hin. Irgendwann setzte ich mich auf und sah meinen Bruder mit einem traurigen Lächeln an. Ich war dankbar dafür, dass er für mich da war, auch wenn er es selbst auch nicht einfacher hatte als ich.

Bald darauf beschloss ich, schlafen zu gehen. Das Tränenvergießen hatte mich müde gemacht. Ich wünschte meinem Bruder eine »gute Nacht« und verschwand in meinen Schlafsaal.

Als ich ihn betrat, war er bis auf Lucy komplett leer. Schnurrend kam meine mittlerweile dreijährige Katze auf mich zu. Lächelnd beugte ich mich zu ihr runter und kraulte ihr den Kopf.

.....

Ich hatte erst in der Morgendämmerung Schlaf gefunden. Als ich schließlich erwachte, war der Schlafsaal verlassen; ich zog mich an und stieg mit Lucy die Wendeltreppe hinunter in den Gemeinschaftsraum, wo nur Ron und Sophie saßen, die Süßigkeiten aßen, und Hermine, die ihre Hausaufgaben über drei Tische ausgebreitet hatte.

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