𝑀𝑎𝑙𝑓𝑜𝑦

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Pov. Lia

Ich klemmte mir die Nase zu und trank das Gebräu in vier großen Schlucken. Es schmeckte wie zerkochter Kohl.
Sogleich begannen meine Eingeweide sich zu winden, als ob ich lebende Schlangen geschluckt hätte - zusammengekrümmt fragte ich mich, ob ich mich übergeben würde -, dann breitete sich ein Brennen von meinem Magen rasch bis in meine Fingerspitzen und Zehen aus - als Nächstes, ich stand stützend gegen die Wand gelehnt, merkte ich wie sich meine Haut dehnte und sich meine kleine Hand vergrößerte. Meine Schuhe drückten und ich merkte wie Haare meine Stirn kitzelten. Meine geliebten langen, rote-braunen Locken waren nun ein schwarzer Bob mit Pony.
So schnell es begonnen hatte, hörte es auch wieder auf.
Ich hörte Myrte im hinteren Klo verdrießlich gurgeln. Ich zog meine Schuhe aus und Parkinsons an. Mit zitternder Hand warf ich meinen Umhang - der mir etwas zu kurz war und nur bis zu meinen Knöcheln reichte - und zog den anderen an. Pansy war eindeutig etwas größer als ich. Dann vernahm ich eine mir mehr oder minder bekannte Stimme.
»Seid ihr okay?«
Ich wusste nicht, wessen Stimme es war und schon gar nicht, ob es Ron oder Harry war der sprach.
»Ja«, hörte ich jedoch Crabbes tiefes Grunzen zu meiner Rechten.
Damit wäre dann wohl geklärt wer, wer war.
Ich öffnete die Kabinentür und trat hinaus zu den Waschbecken. Davor stand ein zierliches hübsches Mädchen, dass Sophie zwar ähnlich, aber nicht genau wie sie aussah und ein Goyle der mit offenem Mund und dicken Fingern sein Gesicht betatschte. Ich stellte mich neben ihn und blickte in den zerbrochenen Spiegel. Mir sah keine Lia, die Zwillingsschwester von Harry Potter, entgegen, sondern ein Slytherinmädchen namens Pansy Parkinson.
Oh wow. Ich sehe eins zu eins aus wie sie.
Ich wusste nicht wirklich was ich von meinem neuen Auftreten halten sollte.
»Toll siehst du aus«, sagte Sophie ironisch und musterte mich grinsend.
»Ja, danke«, erwiderte ich seufzend. »Ich bin froh, dass der ganze Spaß nur eine Stunde anhält. Ich mag mein Gesicht und meine Haare nämlich gerne.«
In den Moment schwang hinter uns eine der Kabinentüren auf. Ron trat heraus. Er sah blass und entsetzt aus, war aber sonst von Grabbe nicht zu unterscheiden. Vom puddingschüsselförmigen Haarschnitt bis zu den langen Gorillaarmen.
»Das ist unglaublich«, staunte Ron. Er trat vor den Spiegel und tippte sich gegen Grabbes platte Nase. »Unglaublich.«
»Wir sollten uns beeilen«, meinte Harry versuchte die Uhr an seinem Handgelenk zu lockern, dass tief ins Fleisch schnitt.
»Wir müssen erst noch herauskriegen, wo der Gemeinschaftsraum der
Slytherins ist. Hoffentlich finden wir jemanden, dem wir folgen können.«
Ron, der Harry, Sophie und mich sprachlos angestarrt hatte, sagte: »Du ahnst nicht, wie seltsam es aussieht, Goyle denken zu sehen.« Er klopfte gegen Hermines Tür. »Komm schon, wir müssen gehen -«
Eine schrille Stimme antwortete.
»Ich - ich glaube, ich geh doch nicht mit. Ihr könnt doch ohne mich gehen.«
»Hermine, wir wissen, dass Millicent Bulstrode hässlich ist, es weiß doch keiner, dass du es bist -«, versuchte Sophie ihr gut zuzureden, was scheinbar nicht ganz funktionierte.
»Nein - im Ernst - ich geh lieber nicht mit - beeilt euch, ihr vertrödelt die Zeit -«
Harry sah uns verwirrt an.
»Jetzt siehst du eher nach Goyle aus«, meinte ich. »So guckt er immer, wenn ein Lehrer ihn was fragt.«
»Hermine, alles in Ordnung mit dir?«, rief Harry durch die Tür.
»Ja - mir geht's gut - los, geht schon -«
Ich sah auf die Uhr an Harrys Handgelenk ähm Goyles ... wie auch immer. Von unseren wertvollen sechzig Minuten waren fünf schon verstrichen.
»Wir treffen uns wieder hier, hörst du?«, rief ich ihr zu.
Harry öffnete vorsichtig die Tür zum Gang, prüfte, ob die Luft rein war, und machte sich auf den Weg. Ron, Sophie und ich hinterher.
»Schwing die Arme nicht so durch die Luft«, murmelte Harry Ron zu, allerdings so leise, dass ich ihn fast nicht verstanden hätte.
»Was?«
»Crabbe hält sie irgendwie steif ...«
»So vielleicht?«
»Ja, schon besser ...«
Wir stiegen die Marmortreppe hinunter. Was wir jetzt unbedingt brauchten, war ein Slytherin, dem wir in seinen Gemeinschaftsraum folgen konnten. Doch keiner war unterwegs.
»Habt ihr eine Idee?«, murmelte Harry.
»Die Slytherins kommen zum Frühstück immer von dort«,
antwortete Sophie und nickte zum Eingang der Kerker hinüber. Kaum
hatte sie den Mund zugemacht, kam auch schon ein Mädchen mit langem Lockenhaar aus der Tür.
Ron hastete auf sie zu. Ich versuchte ihn zurückzuhalten, doch er war schneller.
»Verzeihung«, sprach er, »wir haben vergessen, wie wir in unseren Gemeinschaftsraum kommen.«
Peinlich berührt versteckte ich mich hinter Harry und kniff mir seufzend in den Nasenrücken.
»Wie bitte?«, fragte das Mädchen steif. »Unseren Gemeinschaftsraum? Ich bin eine Ravenclaw.«
Misstrauisch blickte sie über die Schulter und ging davon.
»Wirklich, Ron? Hast du jetzt auch schon Grabbes Dummheit angenommen, dass du nicht mal Slytherin und Ravenclaw auseinanderhalten kannst?«, zischte ich ihn an.
»Das arme Mädchen ist jetzt wahrscheinlich verstört«, meinte Sophie und sah in die Richtung in die, die Ravenclaw verschwunden war.
»Tschuldigung«, nuschelte Ron und senkte den Kopf.
»Kommt wir müssen weiter«, forderte Harry uns auf und hastete weiter.
Wir rannten die steinernen Stufen hinunter in die Dunkelheit, und unsere Tritte hallten besonders laut wider, denn es waren Crabbes und Goyles Füße, die auf die Steine krachten. Ich hatte das Gefühl, es würde doch nicht so einfach werden, wie wir gehofft hatten. Die labyrinthischen Gänge waren menschenleer. Immer weiter drangen wir hinunter in die Tiefen unter der Schule, und mit raschen Blicken auf ihre Uhren prüften wir, wie viel Zeit uns noch blieb. Eine Viertelstunde war vergangen und schon kroch die Verzweiflung in mir hoch, da hörten ich plötzlich, wie sich vor uns etwas bewegte.
»Ha!«, sagte Ron aufgeregt. »Da ist endlich einer von ihnen!«
Die Gestalt kam aus einem Nebenzimmer. Wir rannten auf sie zu, doch das Herz sank mir in die Hosentasche. Es war kein Slytherin, es war Percy.
»Was machst du denn hier?«, fragte Ron überrascht.
Percy sah beleidigt aus.
»Das«, erwiderte er steif, »geht dich nichts an. Du bist Crabbe, nicht wahr?«
»Wa... - o ja«, antwortete Ron.
»Nun - schleicht euch in den Schlafsaal«, sprach Percy streng. »Zur Zeit ist es keine gute Idee, in dunklen Gängen herumzustreunen.«
»Das tust du gerade«, ermahnte ihn Ron.
»Ich«, sagte Percy und richtete sich auf, »ich bin Vertrauensschüler. Mich greift niemand an.«
Plötzlich ertönte eine Stimme hinter uns. Draco Malfoy stolzierte auf uns zu, und zum ersten Mal in meinem Leben freute ich mich, ihn zu sehen.
»Da seid ihr ja«, raunzte er und sah uns an. »Habt ihr vier die ganze Zeit in der Großen Halle rumgefuttert? Ich hab euch gesucht, ich muss euch was zeigen, da lacht ihr euch tot.«
»Die beiden haben rumgefuttert. Emily und ich haben uns mit ihrer Schwester getroffen«, verteidigte ich mich und Sophie oder Parkinson und Emily. Man war ich verwirrt.
Malfoy nickte und warf dann Percy einen vernichtenden Blick zu.
»Und was machst du eigentlich hier unten, Weasley«, höhnte er.
Percy war außer sich.
»Etwas mehr Respekt vor einem Vertrauensschüler, bitte!«, wies er Malfoy zurecht. »Deine Haltung gefällt mir nicht!«
Malfoy grinste hämisch und wies Harry, Ron, Sophie und mir mit einer Handbewegung an, ihm zu folgen.
»Dieser Peter Weasley -«, sagte Malfoy, als wir in den nächsten Durchgang eingebogen waren.
»Percy«, korrigierte ihn Ron wie von selbst.
»Wie auch immer«, sagte Malfoy. »Ich seh ihn in letzter Zeit viel herumschleichen. Und ich wette, ich weiß, was er vorhat. Er glaubt, er könnte den Erben von Slytherin ganz alleine
fassen.«
Er gab ein kurzes, abfälliges Lachen von sich. Harry und ich tauschten aufgeregte Blicke.
Malfoy hielt vor einer nackten, feuchten Steinwand an.
»Wie war noch mal das neue Passwort?«, fragte er an Harry gewannt.
»Ähm -«, sagte Harry.
»Ach ja - Reinblüter!«, beantwortete Malfoy achtlos seine Frage selbst, und eine in der Wand versteckte steinerne Tür glitt auf. Malfoy schritt hindurch und wir folgten ihm.
Der Gemeinschaftsraum der Slytherins war ein lang gezogenes unterirdisches Verlies mit rohen Steinwänden. Grünliche Kugellampen hingen an Ketten von der Decke. Ein Feuer prasselte unter einem kunstvoll gemeißelten Kaminsims vor ihnen, und im Umkreis des Feuers erkannten sie die Silhouetten mehrerer Slytherins, die in hohen Lehnstühlen saßen.
»Wartet hier«, wies Malfoy uns an und deutete auf ein Paar freier Stühle, die etwas entfernt vom Kamin standen. »Ich geh und hol es - mein Vater hat es mir gerade geschickt -«
Wir setzten uns und versuchten den Eindruck zu erwecken, als fühlten wir uns zuhause. Eine Minute später kehrte Malfoy mit einem Zeitungsausschnitt in der Hand zurück. Er hielt ihn Ron unter die Nase.
»Ein Lacher für dich«, sagte er.
Ich sah, wie sich Rons Augen vor Schreck weiteten. Sophie reckte den Hals um auch lesen zu können und auch in ihren spiegelte sich Schreck wieder.
Rasch lasen sie den Zeitungsausschnitt durch, würgten ein sehr gezwungenes Lachen hervor und Ron reichte ihn Harry. Ich rückte näher und spähte meinem Bruder über die Schulter.
Es war ein Ausschnitt aus dem Tagespropheten:

Avventura - Harry Potter Fan-Fiction IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt