𝑊𝑎𝑟𝑛𝑢𝑛𝑔

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Pov. Lia

Mein Patenonkel? Ich hatte einen Patenonkel? Wieso wusste ich nichts von ihm? Wieso wurden Harry und ich zu den fürchterlichen Dursleys geschickt, wenn ich einen Patenonkel hatte, der uns hätte aufnehmen können? Fragen über Fragen, auf die ich jetzt keine Antwort bekommen würde. Hauptsächlich, weil ich nach diesem Geständnis kein Wort mehr herausbrachte und so mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt war, dass ich beinahe vergaß, dass ich nicht alleine war.

Niemand sprach während der verbleibenden Reise. Endlich hielt der Zug am Bahnhof von Hogwarts. Unter großem Durcheinander drängelten alle nach draußen; Eulen heulten, Katzen miauten und Nevilles Kröte quakte laut unter seinem Hut hervor. Auf dem kleinen Bahnsteig war es bitterkalt; in eisigen Böen prasselte der Regen nieder.

Wieso hab ich nichts Wärmeres angezogen?

»Erstklässler hier lang«, rief eine vertraute Stimme.

Harry, Ron, Hermine, Sophie und ich wandten uns um und sahen den rätselhaften Umriss Hagrids am anderen Ende des Bahnsteigs, der die verängstigt aussehenden neuen Schüler zu sich winkte, um dann, wie es der Brauch war, mit ihnen über den See zu fahren.

»Alles klar, ihr fünf?«, rief Hagrid über die Köpfe der Menge hinweg.

Wir winkten ihm zu, ohne die Gelegenheit zu bekommen, mit ihm zu sprechen, weil die Menschenmasse uns in die andere Richtung schob. Wir folgten den anderen Schülern den Bahnsteig entlang und hinaus auf einen holprigen, schlammigen Fahrweg, wo mindestens hundert Kutschen auf uns warteten. Als Harry, Ron, Hermine, Sophie und ich eingestiegen waren und Hermine den Wagenschlag geschlossen hatte, setzte sich die Kutsche wie von allein in Bewegung und reihte sich humpelnd und schaukelnd in die Prozession ein. In der Kutsche roch es leicht nach Moder und Stroh.

Ständig warf ich Harry, der mir gegenüber saß, verstohlene Blicke zu, falls er in Ohnmacht oder so fallen sollte. Nicht das ich davon ausging, aber sicher ist sicher.

Als die Kutsche auf ein reich verziertes, zweiflügliges Eisentor zuratterte, das zu beiden Seiten von steinerne Säulen mit geflügelten Ebern an der Spitze flankiert war, sah ich zwei weitere riesige, vermummte Dementoren, die unter den Ebern Wache standen. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Ich warf einen besorgten Blick auf Harry, der die Augen geschlossen, versuchte ruhig zu atmen, bis wir das Tor passiert hatten. Auf dem langen, ansteigenden Weg hoch zum Schloss wurde die Kutsche allmählich schneller; Hermine und ich streckten den Kopf aus dem kleinen Fenster und sahen zu, wie die vielen Zinnen und Türme näher kamen. Endlich machte die Kutsche schaukelnd halt und Hermine, Ron, Sophie und ich stiegen aus.

Als Harry die Stufen hinabkletterte, drang ein träges, schadenfrohes Schnarren an mein Ohr.

»Du bist in Ohnmacht gefallen, Potter? Sagt Longbottom die Wahrheit? Du bist tatsächlich ohnmächtig geworden?«

Malfoy stieß Sophie mit dem Ellbogen beiseite, woraufhin sie verächtlich zischte: »Pass auf, dass du nicht auch gleich ohnmächtig wirst!«

Malfoy warf ihr einen säuerlichen Blick zu und stellte sich Harry auf den steinernen Stufen hoch zum Schloss in den Weg. Sein Gesicht war voller Häme und seinen blassen Augen glitzerten tückisch.

»Hau ab, Malfoy«, forderte Ron mit zusammengebissenen Zähnen.

»Bist du auch ohnmächtig geworden, Weasley?«, fragte Malfoy laut. »Hat der schreckliche alte Dementor dir auch Angst eingejagt, Weasley?«

Jetzt musste ich einfach was sagen!

Ich schob Harry sanft beiseite und stellte mich direkt vor Malfoy, sodass sich unsere Nasenspitzen fast berührten. Nur ein paar Zentimeter weniger zwischen uns und unsere Lippen könnten sich treffen. Aber allein bei dem Gedanken wurde mir schlecht.

Avventura - Harry Potter Fan-Fiction IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt