𝐻𝑜𝑔𝑠𝑚𝑒𝑎𝑑𝑒

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Pov. Lia

Der Tunnel, dessen eng verschlungenen Windungen Harry und ich folgten, erinnerten mich unweigerlich an den Bau eines Riesenhasen. Wir liefen schnell und stolperten hin und wieder auf dem holprigen Boden. Unsere Zauberstäbe hielten wir vor uns ausgestreckt.

Der Tunnel wollte kein Ende nehmen, doch der Gedanke an den Honigtopf machte Harry und mir Beine. Nach einer Stunde, so kam es mir vor, begann der Tunnel anzusteigen. Keuchend, mit heißen Gesichtern, spurteten wir nach oben.

Zehn Minuten später standen wir am Fuß einer abgenutzten steinernen Treppe, die sich oben im Dunklen verlor. Ganz sachte, um ja keinen Lärm zu machen, nahmen Harry und ich Stufe um Stufe. Hundert Stufen, zweihundert Stufen, irgendwann hörte ich auf zu zählen und sah nur noch auf meine Schuhe ... dann, ohne Vorwarnung, stieß Harry, der vor mir lief, mit dem Kopf gegen etwas Hartes.

»Alles gut?«, wisperte ich.

»Ja, alles gut«, kam es leise als Antwort. »Ich glaube, es ist eine Falltür.«

Harry rieb sich den Kopf und wir begannen zu lauschen. Von der anderen Seite der Falltür war nichts zu hören. Ganz langsam drückte Harry sie einen Spaltbreit nach oben und spähte hinaus.

Ich konnte nicht erkennen, was dort oben war, da Harry mir die Sicht versperrte, doch dann kletterte er hinauf und wies mich an ihm schnell zu folgen. Er hob die Falltür auf, bis ich oben angelangt war und schloss sie dann - sie fügte sich so vollkommen in den staubigen Boden, dass sie nicht mehr zu sehen war. Nun schlichen wir langsam zu einer Holztreppe, die nach oben führte. Jetzt konnten wir eindeutig Stimmen hören, und ganz deutlich auch das Läuten einer Glocke und das Auf- und Zugehen einer Tür.

Plötzlich hörten wir eine andere Tür aufgehen, viel näher bei uns; jemand war auf dem Weg nach unten.

Panisch sahen Harry und ich uns an.

»Und bring noch 'ne Kiste Gummischnecken mit, die haben uns fast den Laden ausgeräumt -«, sagte eine Frauenstimme.

Ein Paar Füße kam die Treppe herunter. Harry zog mich an meinem Ärmel, hechtete mit mir hinter einen riesigen Korb und dann warteten wir, bis die Schritte sich entfernt hatten. Wir hörten, wie der Mann Kisten an die gegenüberliegenden Wand schob. Noch eine solche Gelegenheit würden wir wohl nicht bekommen -

Harry schien dasselbe zu denken, denn er zog mich an meinem Ärmel, denn er nicht losgelassen hatte, hinter dem Korb hervor. Rasch und leise huschten wir aus unserem Versteck und kletterten die Stufen hoch. Ich erreichte vor meinem Bruder die Tür am oberen Treppenabsatz, glitt hindurch und sah mich plötzlich hinter der Ladentheke des Honigtopfs wieder. Ich duckte mich, wartete, bis Harry die Tür hinter sich geschlossen und sich auch geduckt hatte, dann krochen wir zur Seite weg und richteten uns auf.

Im Honigtopf drängten sich so viele Schüler aus Hogwarts, dass keiner besonders Notiz von Harry und mir nahm. Wir schoben uns zwischen ihnen durch, und sahen uns um.

»Was glaubst du, was für ein Schweinchengesicht Dudley machen würde, wenn er sehen könnte, wo wir jetzt sind?«, murmelte ich Harry zu und wir mussten uns ein Lachen verkneifen.

Bis zur Decke reichten die Regale mit den verführerischsten Leckereien, die man sich vorstellen konnte: sahnige Nugatriegel, rosa schimmerndes Kokosnusseis, fette, honigfarbene Toffeebohnen; ein großes Fass mit Bohnen jeder Geschmacksrichtung und ein weiteres mit zischenden Wissbies, den Brausekugeln, die einen vom Boden rissen. Ich hatte es selbst erlebt, als wir das erste Mal in Hogsmeade waren.

Harry und ich drängten uns durch eine Schar Sechstklässler. Harry stupste mich an und zeigte nach vorn. Dort sah ich am anderen Ende des Ladens ein Schild hängen »Ein ganz anderer Geschmack«. Darunter standen Ron, Hermine und Sophie und untersuchten eine Schale Lollis mit Blutgeschmack. Harry und ich schlichen uns von hinten unbemerkt an.

Avventura - Harry Potter Fan-Fiction IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt