Pov. Lia
Ich lag bereits in meinem Bett und beobachtete Harry, wie er ein paar Klamotten in seinem Koffer umpackte, damit seine Schulbücher hineinpassten, als Lucy zu mir hüpfte und mich anmauzte.
»Was hat sie?«, fragte Harry, blickte jedoch nicht von seinem Koffer auf.
»So wie's aussieht, hat sie Hunger«, erwiderte ich und schälte mich aus meinem Bett.
Mit einem »Bin gleich wieder da«, verschwand ich durch die Zimmertür.
Ich war in der Mitte des Durchgangs zu Bar, auf der schon eine Schüssel mit Fleischresten stand und in der es jetzt stockdunkel war, als ich vom Salon her ein Paar zorniger Stimmen hörte. Gleich darauf erkannte ich sie als Mr und Mrs Weasley. Ich nahm die Schüssel mit dem Fleisch von der Theke und wollte schon wieder umkehren, als Harrys Name fiel. Dann meiner. Ich hielt inne und näherte mich langsam der Tür zum Salon.
». .. hat keinen Zweck, es ihnen zu verschweigen«, sagte Mr Weasley mit erhitzter Stimme. »Harry und Lia haben ein Recht, es zu erfahren. Ich hab versucht, mit Fudge zu reden, aber er muss die beiden ja unbedingt wie kleine Kinder behandeln - Sie sind immerhin dreizehn und -«
»Arthur, die Wahrheit würde ihnen fürchterliche Angst einjagen!«, erwiderte Mrs Weasley schrill. »Willst du Harry und Lia mit dieser schweren Last in die Schule schicken? Um Himmels Willen, sie können von Glück reden, dass sie nichts wissen!«
»Ich will nicht, dass es ihnen schlecht geht, ich will nur, dass sie auf sich aufpassen!«, gab Mr Weasley zurück. »Du weißt doch, wie Harry, Ron und die anderen sind, sie streunen zusammen in der Gegend rum, sie sind zweimal im Verbotenen Wald gelandet! Aber das kommt dieses Jahr für Harry und Lia nicht in Frage! Wenn ich überlege, was ihnen hätte passieren können in dieser Nacht, als sie von zu Hause weggelaufen sind! Wenn der Fahrende Ritter sie nicht aufgelesen hätte, wären sie tot gewesen, mindestens Harry, bevor das Ministerium die beiden gefunden hätte, da wette ich mit dir.«
»Aber er ist nicht tot und Lia auch nicht, es geht ihnen gut, also was soll -«
»Molly, es heißt, Sirius Black sei verrückt, und vielleicht ist er es auch, aber er war gerissen genug, um aus Askaban zu entkommen, und das ist angeblich unmöglich. Das ist jetzt drei Wochen her, und wir haben nicht die leiseste Ahnung, wo er steckt, und egal, was Fudge ständig dem Tagespropheten erzählt, eher erfinden sie den selbstzaubernden Zauberstab, als dass wir ihn fangen. Wir wissen nur, wem Black auf den Fersen ist.«
»Aber Harry und Lia sind in Hogwarts völlig sicher.«
»Wir glaubten ja auch, Askaban wäre vollkommen sicher. Wenn Black aus Askaban ausbrechen konnte, kann er auch in Hogwarts einbrechen.«
»Aber keiner weiß wirklich genau, ob Black hinter Harry und Lia her ist.«
Es gab einen dumpfen Schlag auf Holz, und ich war mir sich sicher, dass Mr Weasley mit der Faust auf den Tisch gehauen hatte.
»Molly, wie oft soll ich es dir noch sagen? Sie haben es nicht in der Zeitung gebracht, weil Fudge es geheim halten wollte, aber Fudge ging noch in der Nacht, als Black verschwand, nach Askaban. Die Wachen haben ihm berichtet, dass Black schon eine ganze Zeit im Schlaf geredet habe. Immer dieselben Worte ... >Er ist in Hogwarts - er ist in Hogwarts.< Black hat sie nicht mehr alle, Molly, und er will Harry und Lia umbringen. Wenn du mich fragst, glaubt er, dass er mit dem Mord an Harry und Lia Du-weißt-schon-wen an die Macht zurückbringt. Black hat alles verloren in der Nacht, als Harry die Macht von Du-weißt-schon-wem gebrochen hat, und er hat zwölf Jahre allein in Askaban hinter sich, in denen er darüber brüten konnte ...«
Schweigen trat ein. Ich drückte das Ohr an die Tür, um ja kein Wort zu verpassen.
»Nun, Arthur, du musst tun, was du für richtig hältst. Aber du vergisst Albus Dumbledore. Ich bin sicher, dass Harry und Lia in Hogwarts nichts passieren kann, solange Dumbledore dort Schulleiter ist. Ich nehme an, er weiß alles über diese Geschichte?«
»Natürlich weiß er Bescheid. Wir mussten ihn fragen, ob er etwas dagegen hat, wenn sich die Wachen von Askaban an den Eingängen zum Schulgelände aufstellen. Er war nicht besonders erfreut darüber, aber er war einverstanden.«
»Nicht erfreut? Warum eigentlich, wenn sie da sind, um Black zu fangen?«
»Dumbledore hält nicht besonders viel von den Wachen in Askaban«, sagte Mr Weasley mit schwerer Stimme. »Und wenn du mich fragst - ich auch nicht ... Aber wenn du mit einem Zauberer wie Black zu tun hast, musst du manchmal deine Kräfte mit denen von Leuten vereinen, die du sonst meidest.«
»Wenn sie Harry und Lia retten -«
»- dann werd ich nie wieder ein Wort gegen sie sagen«, beendete Mr Weasley mit müder Stimme. »Es ist spät, Molly, wir gehen besser nach oben ...«
Ich hörte Stühle rücken. So leise ich konnte, huschte ich durch den Gang in die Bar und verschwand in der Dunkelheit. Die Salontür ging auf und ein paar Sekunden später hörte ich Mr und Mrs Weasley die Treppe emporgehen.
Ich wartete, bis ich die Zimmertür der Weasleys zugehen hörte, dann machte ich mich mit dem Fleisch auf den Weg nach oben.
Ich schloss Harry und mich in unser Zimmer ein, stellte die Schüssel auf den Boden, worauf Lucy sich sofort stürzte und erzählte Harry sofort, was ich eben gehört hatte.
Pov. Harry
Sirius Black war also hinter uns her. Das erklärte alles. Fudge war großzügig mit uns gewesen, weil er so erleichtert war, dass wir überhaupt noch lebten. Lia und ich hatten ihm versprechen müssen, in der Winkelgasse zu bleiben, wo es genug Zauberer gab, die uns im Auge behalten konnten. Und er schickte zwei Dienstwagen seines Ministeriums, um uns morgen alle zum Bahnhof zu bringen, so dass die Weasleys nach uns sehen konnten, bis wir im Zug waren.
Ich lief durch das Zimmer und fragte mich, warum ich eigentlich nicht mehr Angst hatte. Sirius Black hatte mit einem Fluch dreizehn Menschen umgebracht. Die Weasleys glaubten offenbar, Lia und ich würden in Panik geraten, wenn wir die Wahrheit erführen. Lia sah etwas verängstigt aus, aber Panik hatte sie noch lange nicht. Und ich war mir von ganzem Herzen mit Mrs Weasley einig, dass der sicherste Ort auf Erden dort war, wo Albus Dumbledore sich gerade aufhielt; sagten die Leute nicht immer, Dumbledore sei der Einzige, vor dem Lord Voldemort je Angst gehabt hätte? Sicher würde Black als Voldemorts rechte Hand ebenfalls Angst vor ihm haben? Und dazu kamen noch die Wachen von Askaban, über die alle redeten. Sie schienen den meisten Leuten panische Angst einzujagen und wenn sie um die Schule herum postiert würden, hätte Black sicher wenig Chancen hineinzukommen.
Ich lief im Raum auf und ab, ignorierte, dass Lia immer nervöser wurde, je länger ich nichts sagte.
Glaubten sie wirklich, wir könnten nicht auf uns selbst aufpassen? Wir waren Lord Voldemort dreimal entkommen, wir waren nicht völlig hilflos ...
Unwillkürlich erschien das Bild des Ungeheuers im Magnolienring vor meinem Auge.
Was wirst du tun, wenn du weißt, dass das Schlimmste bevorsteht ...
»Harry, was, wenn es stimmt, was sie sagen?«, flüsterte jetzt Lia schon fast.
»Wenn die Wealseys es gesagt haben, dann können wir davon ausgehen, dass es stimmt, aber Lia-«, ich ging auf Lias Bett zu und griff nach ihrer Hand, »Wir lassen uns nicht umbringen«, sagte ich dann laut.
»Das ist die richtige Einstellung, mein Junge«, sagte der Spiegel schläfrig, der schon oft mit uns geredet hatte.
»Das lassen wir nicht zu«, redete ich weiter. »Das lasse ich nicht zu.«
DU LIEST GERADE
Avventura - Harry Potter Fan-Fiction I
FanfictionAls Lia Potter und ihr Zwilling Harry an ihrem elften Geburtstag erfahren, dass sie eine Hexe und ein Zauberer sind, ändert sich ihr Leben schlagartig. Plötzlich gehen sie nach Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei und müssen mit ihren neuen...