𝐷𝑒𝑟 𝐸𝑟𝑏𝑒 𝑆𝑙𝑦𝑡ℎ𝑒𝑟𝑖𝑛

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Pov. Lia

Wir standen am Ende einer sehr langen, schwach beleuchteten Kammer. Mächtige Säulen, auch sie umrankt von steinernen Schlangen, ragten empor zur Decke, die im Dunkeln lag. Die Säulen warfen lange schwarze Schatten durch das seltsam grünliche Dämmerlicht, das den Raum erfüllte. Reglos und mit immer noch rasendem Herzen stand ich an Harry geklammert da und lauschte in die kalte Stille hinein. Konnte der Basilisk in einer Ecke lauern, hinter einer Säule? Wo war Ginny?

Harry und ich zückten unsere Zauberstäbe und gingen zwischen den Schlangensäulen hindurch nach vorn.

Jeder vorsichtige Tritt hallte von den Wänden wider. Ich hatte die Augen zu Schlitzen verengt, bereit, sie bei der kleinsten Bewegung fest zu schließen. Die leeren Augenhöhlen der Steinschlangen schienen uns zu folgen und es war mir, als würden sie sich regen. Mein Magen krampfte sich zusammen. Dann traten wir zwischen das letzte Säulenpaar. Vor uns, an der Rückwand, ragte eine Statue auf, die so hoch war wie die Kammer selbst. Ich verrenkte den Hals, um das riesenhafte Gesicht sehen zu können und ich merkte, dass Harry dasselbe tat. Die Statue war das alte, affenartige Gesicht eines Zauberers mit langem schmalem Bart, der fast bis zum Saum seines wogenden Steinumhangs herabfiel. Zwei gewaltige graue Füße standen auf dem glatten Kammerboden. Und zwischen den Füßen, mit dem Gesicht nach unten, lag eine kleine Gestalt mit schwarzem Umhang und flammend rotem Haar.

»Ginny!«, wisperte ich.

Mit einem Sprung war Harry bei ihr und fiel auf die Knie. Langsam lief ich zu ihr und ließ mich nieder.

»Ginny, sei nicht tot, bitte, sei nicht tot«, stieß Harry hervor.

Er warf den Zauberstab zur Seite, packte Ginny an der Schulter und drehte sie um. Mir stockte der Atem. Ihr Gesicht war weiß wie Marmor, und ebenso kalt doch ihre Augen waren geschlossen - also war sie nicht versteinert. Doch dann musste sie -

»Ginny, bitte wach auf«, flüsterte ich verzweifelt und schüttelte sie. Ginnys Kopf kullerte hoffnungslos hin und her. Ich nahm ihn und legte ihn in meinen Schoß.

»Sie wird nicht aufwachen«, sagte eine leise Stimme.

Harry und ich schraken zusammen und ich rutschte auf den Knien herum. Ein großer, schwarzhaariger Junge stand gegen die nächste Säule gelehnt und musterte uns. Seine Umrisse waren merkwürdig verschwommen, als ob ich ihn durch ein beschlagenes Fenster sehen würde. Aber es gab keinen Zweifel -

»Tom - Tom Riddle?«, fragte ich.
Riddle nickte, ohne die Augen von meinem Gesicht zu wenden.

»Was meinst du damit, sie wird nicht aufwachen?«, fragte Harry verzweifelt. »Sie ist nicht ... sie ist doch nicht ... ?«

»Sie lebt noch«, unterbrach Riddle. »Gerade noch.«

Ich starrte ihn an. Tom Riddle war vor fünfzig Jahren in Hogwarts gewesen, doch da stand er, ein unheimliches, nebliges Licht um sich ausbreitend, keinen Tag älter als sechzehn.

»Bist du ein Geist?«, fragte ich unsicher.

»Eine Erinnerung«, antwortete Riddle leise. »Fünfzig Jahre lang in einem Tagebuch aufbewahrt.«

Er deutete auf den Boden neben die Riesenzehen der Statue. Dort lag aufgeschlagen der kleine schwarze Taschenkalender, den wir im Klo der Maulenden Myrte gefunden hatten. Einen Moment lang fragte ich mich, wie es hierhergekommen war - doch es gab Dringlicheres zu tun.

Avventura - Harry Potter Fan-Fiction IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt