𝐷𝑒𝑟 𝑉𝑖𝑒𝑙𝑠𝑎𝑓𝑡𝑡𝑟𝑎𝑛𝑘

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Pov. Lia

Der Doppelangriff auf Justin und den Fast Kopflosen Nick verwandelte die angespannte Stimmung im Schloss in helle Panik. Eigenartigerweise war es das Schicksal des Fast Kopflosen Nick, das den Leuten offenbar die größte Sorge bereitete. Was für ein Wesen konnte einem Geist so etwas antun, fragten sich Lehrer und Schüler; was für eine schreckliche Macht konnte jemandem Schaden zufügen, der bereits tot war? Fast kam es zu einem Ansturm auf die Fahrkarten für den Hogwarts-Express, denn alle wollten über Weihnachten nach Hause.
»Wenn das so weitergeht, bleiben wir als Einzige hier«, sagte Ron zu uns. »Wir, Malfoy, Crabbe und Goyle. Das werden lustige Ferien.«
»Nicht ganz. Emmi und Pansy Parkinson bleiben auch hier«, teilte Sophie uns mit und bei den zweiten Namen verzog sie ihr Gesicht.
Doch Harry und ich waren froh, dass die meisten gingen. Uns war es leid, dass die andern immer einen großen Bogen um uns machten, wenn sie uns begegneten, als ob einer von uns gleich Fangarme auswerfen oder Gift spucken würde; uns war es leid, dass sie im Vorbeigehen murmelnd und zischelnd mit dem Finger auf uns zeigten. Fred und George allerdings fanden das alles sehr lustig. Sie ließen es sich nicht nehmen, als Harrys und mein Vorhut durch die Gänge zu marschieren und zu rufen:
»Macht Platz für die Erben von Slytherin, zwei gaaanz böser Zauberer kommen hier durch ...«
Percy missbilligte dieses Verhalten zutiefst.
»Das ist nicht zum Lachen«, sagte er kühl. »Ach, geh aus dem Weg, Percy«, erwiderte Fred. »Harry und Lia haben's eilig.«
»Ja, sie machen schnell einen in die Kammer des Schreckens auf eine Tasse Tee mit ihrem reißzähnigen Knecht«, sagte George glucksend.
Auch Ginny fand das nicht lustig.
»Ach, hört auf«, flehte sie jedes Mal, wenn Fred uns lauthals fragte, wen wir denn als Nächsten anzugreifen gedenken, oder George so tat, als wehre er uns mit einem Knoblauchzopf ab.
Mir war es gleich, fand es tatsächlich fast schon lustig; ich fühlte mich wohler bei dem Gedanken, dass wenigstens Fred und George die Vorstellung, Harry und ich seien die Erben Slytherins, für ausgesprochen lächerlich hielten. Doch ihr Gekasper schien Draco Malfoy in Rage zu bringen, der bei jedem ihrer Auftritte ein wenig saurer aussah. Sollte mir nur recht sein. Malfoy zu provozieren hatte mir schon immer Spaß gemacht.
»Eben weil es fast aus ihm herausplatzt, dass es in Wahrheit er ist«, beharrte Ron ahnungsvoll.
»Ihr wisst ja, wie er jeden hasst, der besser ist als er, und ihr, kriegt die ganze Anerkennung für seine schmutzige Arbeit.«
»Nicht mehr lange«, sprach Hermine zufrieden als wir auf dem Boden der Mädchentoilette saßen und als Hintergrund Geräusche, Myrte in einem Abflussrohr zu hören war.
»Der Vielsaft-Trank ist fast fertig. In den nächsten Tagen holen wir die Wahrheit aus ihm heraus.«

Endlich hatten die Weihnachtsferien begonnen und eine Stille, so tief wie der Schnee auf den Ländereien, senkte sich über das Schloss. Ich freute mich, dass Hermine, die Weasleys, Sophie, mein Bruder und ich den Gryffindor-Turm für uns allein hatten, was hieß, wir konnten lautstark Snape explodiert spielen, ohne jemanden zu stören, und in Ruhe Duellieren üben. Fred, George und Ginny waren lieber in der Schule geblieben als mit Mr und Mrs Weasley Bill in Ägypten zu besuchen. Percy, der unser, wie er es nannte, kindisches Betragen verachtete, tauchte selten im Gemeinschaftsraum der Gryffindors auf. Er hatte uns mit dem Brustton der Überzeugung erklärt, dass er nur deshalb über Weihnachten bleibe, weil es seine Pflicht als Vertrauensschüler sei, die Lehrer in diesen unruhigen Zeiten zu unterstützen.
Der Weihnachtsmorgen brach an, kalt und weiß. Sophie und ich, wurden sehr früh von Hermine geweckt, die vollständig angezogen hereinplatzte und Geschenke für uns in den Armen trug. »Aufwachen!«, rief sie laut und zog die Vorhänge zurück.
Sophie reckte sich hinüber zu Hermines Bett um einen Blick auf ihren Wecker zu erhaschen und fiel dabei aus dem Bett. »Ha! Ich wusste es. Irgendwann wirst du aus dem Bett fliegen!«, kicherte ich und erntete einen bösen Blick von meiner Freundin, was mich noch mehr lachen ließ. »Aber wenn du schon vor Hermines Wecker liegst, könntest du mir doch mitteilen wie spät es ist.«
»7 Uhr 20«, stöhnte Sophie und ich ließ mich wieder in mein Kissen fallen.
»Hermine, warum schon so früh?«, murrte ich dumpf.
Ich hörte ein Rumpeln und musste in mein Kissen lächeln. Ich war mir sicher, dass Sophie sich auf dem Boden fallen gelassen hatte um nun dort weiterzuschlafen.
»Ebenfalls frohe Weihnachten«, sagte Hermine und warf mir ein Geschenk zu. Na ja sie warf mich eher regelrecht damit ab. »Ich bin schon fast eine Stunde auf den Beinen und hab noch ein paar Florfliegen in den Zaubertrank gemischt. Er ist fertig.«
Jetzt war ich hellwach. Sophie setzte sich ruckartig auf dem Boden auf.
»Echt?«, fragte Sophie.
»Ja«, erwiderte Hermine. »Kommt wir gehen zu den Jungs. Die schlafen auch noch.«
Ich nickte und robbte aus meinem Bett. Als meine nackten Füße den kalten Boden berührten, hatte Hermine das Zimmer auch schon wieder verlassen. Lucy hüpfte aus dem Bett und streckte sich. Dann schwänzelte sie um mich herum und schnurrte.
Sophie, Lucy und ich trotteten hinüber zu den Jungs Schlafsälen. Als wir das Zimmer betraten, war Hermine gerade dabei Krätze zur Seite zu schieben, um sich auf Rons Bett zu setzten.
»Wenn wir's versuchen, dann würd ich sagen, heute Abend«, schlug Hermine vor, während ich hinüber zu Harry schlurfte und unter seine Bettdecke schlüpfte.
Sophie ließ sich im Schneidersitz auf seinem Bett nieder. In diesem Augenblick schwebte Hedwig herein. Im Schnabel trug sie ein sehr kleines Päckchen.
»Hallo«, sagte Harry glücklich, als sie auf seinem Bett landete. »Sprichst du wieder mit mir?«
Zutraulich knabberte sie an seinem Ohr. Wie sich herausstellte, kam das Päckchen von den Dursleys. Sie hatten Harry und mir jeweils einen Zahnstocher geschickt und einen Zettel, auf dem es hieß, wir sollten fragen, ob wir auch während der Sommerferien in Hogwarts bleiben könnten. Die übrigen Weihnachtsgeschenke für mich waren um einiges erfreulicher. Hagrid hatte mir eine große Dose mit Sirupbonbons geschickt, die ich am Feuer etwas weicher machen wollte, bevor ich sie aß. Ron hatte mir ein Buch geschenkt, ebenso wie Sophie. Von Hermine bekam ich einen prächtigen Federkiel. Wieder hatte ich einen Brief von R. L. in dem er mir und meinen Freunden frohe Weihnachten wünschte bekommen. Ich öffnete das letzte Päckchen und fand einen neuen, selbst gestrickten Pullover von Mrs Weasley und einen großen Pflaumenkuchen.

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