Kapitel 53

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Shessil stellte sich als wirklich, wirklich kleiner Mond heraus.

Myrkr hingegen war Novalie bekannt. Wie viele Jünglinge hatte sie die Geschichten über die dort beheimateten Ysalamiri gehört.

Wesen die Machtleere Blasen erschaffen konnten.

Shessil lag im benachbarten Sternensystem und war so klein, das er auf der Karte nicht einmal benannt war.

Hätte Meisterin Tano ihr nicht genau gesagt wo sie suchen müsste, hätte sie den Ort wohl nie gefunden.

Shessil war wirklich klein. Noch kleiner als die Monde von ihrer Heimatwelt Tatooine.

Durch seine langsame Drehung und seine hohe Dichte, herrschten auf der Oberfläche jedoch die selbe Schwerkraft und dir selbe Tageslänge, wie auf Couruscant.

Viel mehr gab es über Shessil auch nicht zu sagen.

Es gab eine große Stadt dort, die sich Hemera nannte. Sie wurde vor einigen Jahrhunderten von Kolonisten gebaut und rühmte sich nun für ihren Bildungsstand.

Rundherum lagen ein paar kleinere Dörfer. Die Fauna und Flora wurde als 'sehr vielfältig' beschrieben.

Keine weiteren Angaben.

Der Mond war ein ruhiges friedliches kleines Eckchen.

Novalie hätte sich wohl gefragt warum ihre Meisterin sie darauf angesetzt hatte, hätte sie nicht noch eine weitere Sache ausgebuddelt.

Es war nicht leicht weitere Sachen auszugraben.

Es gab fast keine. Eigentlich gar keine.

Was es gab war ein einzelner Text. Auf den ersten Blick war er nicht einmal mit Shessil in Verbindung zu bringen.

Sein Verfasser jedoch kam von Shessil. Der Titel zeigte deutlich das es dieser Text war, auf den Meisterin Tano sie angesetzt hatte.

Er hieß 'der Berg'

'Als ich ein Kind war, habe ich auf den Feldern gearbeitet. Ich war noch klein. Gerade alt genug um zu verstehen, wie man eine Pflanze aus der Erde holte und einen Samen in ihr vergrub. Damals wusste ich nicht wieso. Meine Eltern verließen morgens das Haus und meine ältere Schwester kümmerte sich um die Tiere und ich und mein Bruder gingen aufs Feld. Abends kochte meine Schwester das Essen und Nachts kamen meine Eltern zurück. Dann ging es von vorne los. Später, als mein Großvater zu alt war um morgens mit meinen Eltern zu gehen, sagte er uns. 'Kinder. Wenn ihr in den Norden seht, dann seht ihr einen Berg'.
Jeder von uns kannte diesen Berg, aber es dauerte noch länger bis wir ihm verstanden.
Ich weiß nicht, wie die Leute aus der Stadt ihn nannten, aber wir nannten diesen Berg 'Kami'. Das Wort kommt aus einer Sprache, die man in der Stadt schon lange durch Basic ersetzt hat. Wir haben sie nicht vergessen. 'Kami' bedeutet Tod.
Der Berg hieß Tod, weil er Tod brachte.
Wie alle Dörfer gehörten wir zu der Stadt. Und wie alle Dörfer waren wir von ihr abhängig. Wir hatten keine Medizentren oder Werkstätten in unserem Dorf. Alles was man nicht auf dem Acker anbauen konnte mussten wir von dort holen.
Die Stadt verlangte das wir einen Teil unserer Ernte abgaben. 'Dafür könnt ihr haben was ihr braucht' sagten sie.
Für die anderen Dörfer war das kein Problem. Aber zwischen uns und der Stadt lag Kami. Der Berg war hoch und die Pfade gefährlich. Jeden dritten Monat beschritten einige ihn und selten kamen alle zurück.
Wenn uns in Dürre der Fluss vertrocknete dann vertrocknete unsere Ernte und es kam Hunger. Der See war auf der anderen Seite von Kami. Wurden wir krank beteten unsere Eltern. Das Medizentrum lag auf der anderen Seite von Kami.
Einige Generationen vor meiner, beschloss einer 'Es ist genug' er schickte seine Kinder an seiner statt aufs Feld, nahm einen Eimer und ging zu Kami. Er hob Erde in den Eimer und trug ihn auf die andere Seite des Dorfes. 'Dieser Berg muss verschwinden' hatte er gesagt. Und das Dorf folgte.
Dort gingen unsere Eltern hin. Jeden Morgen, bevor die Sonne sich über den Horizont hob, bis zum Abend, wenn der Seitenstern schon vom Himmel verschwunden war.
Als ich älter wurde überließ meine Schwester uns die Tiere und half unseren Eltern. Als ich noch älter wurde, ließ ich meinen kleinen Bruder auf dem Feld allein und tat es ihr nach.
Heute bin ich fünfunddreißig Standartjahre alt.
Ich gehe nun in die zweite Klasse.
Ich sitze zusammen mit meiner Schwester und meinem Bruder zwischen siebenjährigen und lerne.
Es gibt keinen Berg der zwischen uns und der Stadt steht.
Stattdessen gibt es einen Berg der hinter unserem Dorf steht.
Sein name ist 'Kinam' das bedeutet 'der Falsche'. Wir nennen ihn den falschen Berg, weil er falsch herum ist. In seinem inneren liegt ein Kern aus Gras und Erde und erst darum liegt Gestein.
Kiesel bilden die Hänge.
Und jeder dieser Kiesel wurde von einem von uns dort hin getragen.
Die Stadt kennt Kami nicht.
Der Berg ist so langsam verschwunden, das als sie es bemerkt haben, er schon nicht mehr existierte.
Wenn die Leute fragen wie ich noch meinen Abschluss machen will, ich der mit fünfunddreißig schreiben gelernt hat, lache ich.
Wir haben einen Berg versetzt.
Mit Hand, Schaufel und Spitzhacke.'

Es war ziemlich eindeutig die Sache auf die Meisterin Tano sie angesetzt hatte.

Als sie Scannerkarten verglich konnte Novalie die Geschichte bestätigen.

Ein Berg hatte sich mehrere Kilometer zur Seite bewegt.

Offenkundig konnte man also Berge versetzten...

Mit Hand, Schaufel und Spitzhacke.

Sie speicherte den Text auf ihrem Datenpad ab und verließ das Archiv.

Die Sonne neigte sich über den Horizont, und als Novalie auf dem Weg in ihr Quartier aus dem Fenster sah, wurde das Licht von Couruscants Stern bereits durch die unzähligen Lampen der Stadt ersetzt.

Man sah auf Couruscant keinen vernünftigen Sonnenuntergang.

Kurz vor ihrem Quartier lief Novalie in ihre Meisterin.

"Fertig?" fragte Ahsoka.

Novalie nickte. "Ich glaube ich habe gefunden was ich finden sollte..." murmelte sie dann.

Die Togruta nickte leicht. "Und? Bist du jetzt bereit deinen eigenen Berg anzugehen, oder glaubst du immer noch, das man ihn nicht versetzten kann?"

Nova stockte. 'Meinen Berg?' schoss es ihr durch den Kopf. 'Meint sie damit mein Training?'

Aber Ahsoka ging ohne Erklärung weiter.

'Naja' dachte Novalie. 'Wenn ein Dorf wirklich einen Berg versetzen kann, dann kann ich vielleicht auch wirklich mein Training schaffen'

I care for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt