Kapitel 54

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Anou saß im Jünglingsquartier.

Sie war die einzige hier.

Naja fast, technisch gesehen, war auch Fiona da, aber die schlief tief und fest.

Fiona übte um Heilerin zu werden und bekam dafür extra Unterricht. Da Machtheilen extrem Energie zog und Fiona es fast täglich übte, schlief sie jede freie Sekunde.

Ansonsten war Anou aber wirklich alleine.

Novalie war bei ihrer Meisterin. Verständlicherweise. Sie war jetzt eine Padawan und würde damit generell nicht mehr so oft bei Anou und Zito sein können...

Zito war bei Noeki und Sharareh. Seinen Schwestern.

Ebenfalls verständlich. Die drei hatten ein ganz besonderen Draht zueinander.

Das lag an der Telepathie der Zwillinge.

Telepathie ist selten, selbst unter Jedi.  Man muss von Anfang an eine Begabung dafür mitbringen und dann auch noch unglaublich viel üben, um auch nur einzelne Wörter zu übertragen. Und dann gibt es ja noch das Problem, das zum reden auch jemand antworten können muss.

Die Zwillinge konnten das. Beide waren unglaublich stark in der Macht und beide hatten eine natürliche Begabung für Telepathie. Eine sehr starke sogar. So stark, das sie Telepathie vor dem Reden gelernt haben.

Woraus entstand... dass sie als Kleinkinder nicht verstanden haben, dass man auch mit dem Mund reden kann.

Oder anders gesagt, keiner konnte sie verstehen. Außer Zito eben. Zito hatte keine Begabung für Telepathie wie seine Schwestern, aber er war Machtsensitiv und mit ihnen aufgewachsen. Er konnte ihnen nicht Telepathisch antworten, aber er konnte sie hören.

Und da die Zwillinge erst mit sieben gelernt hatten wie man Töne hervorbrachte und erst mit acht, wie man aus diesen Tönen Wörter formt, hatte er die meiste Zeit ihres Lebens übersetzen müssen. Daher hatten die drei Geschwister ihr enges Band.

Logischerweise verbrachte Zito also auch jetzt noch sehr viel Zeit mit seinen Schwestern.

Und da sie Telepathisch redeten und Anou kein Telepathisch verstand, konnte sie sich auch nicht einklinken.

Normalerweise hätte sie in so einem Moment etwas mit Nova unternommen.

Aber Nova war ja nicht da.

Und so blieb Anou alleine.

Sie hasste es alleine zu sein.

Die anderen beiden sagten zwar eigentlich immer, dass sie Anou brauchten, aber eigentlich war es andersherum.

Anou brauchte die beiden. Alleine war sie nichts. Sie mochte extrovertierter und wilder sein als ihre beiden Freunde, aber letztendlich fühlte sie sich jedes Mal schrecklich alleine, wenn keiner der beiden in ihrer Nähe war.

Es hätte ihr schon gereicht, wenn Nova still schweigend ein Buch lesend neben ihr sitzen würde.

Anou war eine Person, die gebraucht werden wollte. Die jemanden brauchte, der sie da haben wollte. Nicht für irgendwelche Fähigkeiten, sondern einfach nur um ihretwillen.

Und das hatten Zito und Nova ihr gegeben.

Aber nun kam die Zeit, vor der sie sich immer gefürchtet hatte... die Zeit, wo sie den Tempel verließen. Wo die anderen Padawane werden würden, wo sie nicht mehr jeden Tag beisammen sein konnten. Die Zeit, ab der sie alleine zurechtkommen musste.

Deshalb saß Anou zusammengerollt auf ihrem Bett und weinte.

Sie wollte wieder zwei Jahre jünger sein, als die Welt noch perfekt war.

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Novalie und ihre Meisterin hatten unterdessen ganz andere Probleme.

"Wiebitte!" zischte Ahsoka aufgebracht. Der Raum hatte urplötzlich alle Wärme verloren und der Sonnenschein schien erstarrt.

Mace sah nicht gerade erfreut aus, der Überbringer der schlechten Nachrichten zu sein.

Besonders nicht an Ahsoka und besonders nicht über dieses Thema.

"Drei Wochen! Ihr habt mir drei Wochen versprochen! Und jetzt wollt ihr mich nach eineinhalb wieder rausschicken! Verdammt, ich habe eine Padawan zu trainieren Mace! Was stellt ihr euch eigentlich vor was ich jetzt tue? Brav auf Mission gehen? Nein! Das Training meiner Padawan wird nicht unter meinen Missionen leiden. Und unnötig in Gefahr bringe ich sie auch nicht! Ihr habt mir die drei Wochen versprochen um sie vorzubereiten und die nehme ich mir auch! Schickt Obi-Wan oder so. Oder geh selbst!"

Die Augen der Togruta hatten einen gefährlichen Glanz.

Novalie versuchte sich so klein wie möglich zu machen.

Sie war es nicht gewohnt, dass Jedi-Meister ihre Emotionen so offen zeigten.

Und ihre Meisterin sag wirklich wirklich gefährlich aus wenn sie wütend war.

"Ahsoka bitte. Wir können keinen anderen schicken."

Ahsoka hatte sich gerade wieder angewandt um mit Novalies Training fortzufahren und seufzte bei den Worten nur tief. "Und wieso kann diesmal nur ich gehen?"

"Weil die Leditheas immer noch keinem anderen Jedi erlaubt Ciiria zu betreten."

Ahsoka drehte sich wieder um.

"Es geht um Ciiria?" fragte sie, die Wut aus ihrer Stimme war leichter Sorge gewichen.

"Schon irgendwie..." murmelte Mace.

Seit Ahsoka den Planeten vor sechs Jahren gerettet hatte, hatte sie alles darangesetzt, das er auch sicher blieb.

Dann wiederum, wenn sie Nein sagte, bleib das meistens auch bei einem Nein, und das gerade eben war ein ziemlich eindeutiges Nein.

"Wie schlimm ist es?" fragte Ahsoka.

"Ein Ableger des Tharin'ka hat sich dort niedergelassen"

Die Meisterin seufzte erneut. Diesmal schwerer als vorher. Sie wollte die Trainingszeit nicht abbrechen.

Aber verdammt, sie konnte auch nicht zulassen, dass die Leditheas bedroht wurden...

Sie sah zu Novalie. Es war offensichtlich, dass das Mädchen bereits begriffen hatte, wie die Entscheidung ihrer Meisterin gefallen war, aber noch hatte sie sich nicht vom Fleck gerührt.

Sie war noch nicht so weit. Das wusste Ahsoka. Das Mädchen konnte kaum Blasterschüsse abwehren.

Dann wiederum erinnerte Ahsoka sich, an das was sie von ihr bei dem Kampf gegen die Schmuggler gesehen hatte.

Vielleicht brauchte sie auch einfach nur einen Schubs um weiterzukommen.

Eine Mission. Ein Ziel.

Ahsoka wusste es nicht. Aber sie würde es bald herausfinden.

Immerhin war Ciiria ein Planet, auf dem sie Novalie leicht in Sicherheit bringen konnte, wenn es zu viel wurde.

Sie würden das schon hinbekommen...

Ließen die Leditheas Novalie überhaupt auf den Planeten?

Das würde lustig werden...

"Okay..." sagte sie.

Sie merkte selbst, wie müde ihre Stimme klang.

Wo war nur das enthusiastische Mädchen von damals geblieben, das bei der Erwähnung einer Mission so aufgedreht wurde, als hätte sie zu viel Kaf getrunken.

Vielleicht hatte Anakin ja Recht und sie brauchte echt eine Pause.

Aber jetzt musste sie erst Ciiria retten gehen.

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