2. Rückblick (2)

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Die Auszeit führte uns nach Panso, einer gigantischen, wunderschönen Stadt am Meer, zu der ich früher eigentlich mit Sam, Justin und Dominik wollte. So oft haben wir es uns ausgemalt, wie es wohl sein würde, wenn wir endlich dort sein würden.

Gewissermaßen habe ich Panso auch mit ihnen besucht, denn die Drei werden für immer bei mir sein, nämlich in meinem Herzen.

Nur, weil man jemanden nicht sehen kann oder sie nicht bei einem sind, heißt das ja nicht, dass sie für immer fort sind. Solange die Erinnerung an sie besteht, leben auch die Personen in einem weiter.

Und für diese Erkenntnis habe ich verdammt lange gebraucht. Auch, wenn es mir bis heute schwer fällt. Ich glaube, so richtig akzeptieren werde ich es nie können.

In Panso jedenfalls hatte Levi ein atemberaubendes Häuschen gebucht. Natürlich war das kein purer Urlaub. Wir durften nur fahren, weil Kai es unter dem Vorwand, es sei wichtig, die Beziehung zwischen den beiden Quartieren zu stärken, erlaubte.

Der Unterricht in Panso war kaum anders als der unsere, jedoch sind wir dort auf die Sorte von Menschen gestoßen, die man am liebsten vermeiden würde. Gegen meinen Willen schieben sich die Gesichter von der rothaarigen Natascha, dem grünäugigen Negan und dem lilaäugigen José vor meine Augen. Eine Clique wie man sie sich vorstellt. Obwohl ihre oberste Priorität sein sollte Menschen zu beschützen und vor allem den Schwächeren zu helfen, vergriffen sie sich an Schwächeren, um sich stärker zu fühlen. Im Nachhinein frage ich mich, ob ich ihnen nicht eine härte Abreibung hätte verpassen sollen.

Aber diese Gruppe waren noch nicht einmal das Schlimmste.

Als der gelbäugige Ethan vor meinem inneren Auge aufblitzt, kocht sofort mein Blut.

Ich habe mich von ihm an der Nase herumführen lassen und nicht bemerkt, dass alles von ihm gespielt war und sein Charakter völlig verdorben ist. Die Arroganz dieses Schnösels ist größer als der Mount Everest.

Seine Familie hat viel Einfluss sowohl auf die Keryno-Organisation als auch auf die 'normale Menschenwelt'. Zudem zählt er auch – wie Levi – zur Elite der Elite.

Auch, wenn Levi einen noch höheren Rang als er hat.

Meine Augenbrauen fangen an zu zucken. An einem Tag waren wir am Strand, die Sonne schien wie verrückt. Ethan und ich wollten zusammen Eis für alle holen, als Ethan seine Maske fallen ließ und mir seine wahren Absichten offenbarte. In diesem Moment kam ich mir so unglaublich bescheuert und naiv vor. Ich war auf ihn hereingefallen, obwohl mich Jonas, Finn, Levi und sogar Sumiko gewarnt hatten.

Doch dann tauchte Levi plötzlich auf. Es schien, als würde seine Magie außer Kontrolle geraten, er war so unfassbar wütend auf Ethan. Die Beiden müssen sich bis aufs Blut hassen. Und deswegen regt es mich umso mehr auf, dass ich mich so an der Nase hab herumführen lassen.

Ich war so unendlich froh, dass Levi in diesem Moment an meiner Seite war. Mein Herz pochte so schnell wie nach einem Marathonlauf und das lag nicht nur am Aufgeregtsein.

Oh ja, Levi war definitiv einer der Gründe dafür.

Es hatte mich eine Weile gekostet, bis ich das Licht bei Levi klar erkennen und deuten konnte, nämlich als er mit mir, in der Nacht bevor wir nach Panso gefahren sind, unter dem Sternenhimmel über Lane geflogen ist. Erst da hatte ich das Licht, das schon seit er mich vor Darian Gwadi und Liam Dirks gerettet hatte existierte, bemerkt. Er war die Person, die die Felsbrocken von meinem Pfad räumte und ihn erneut hell erleuchtete, mir den Weg wies.

Ein Mädchen, dessen Leben gegen ihren Willen um hundertachtzig Grad gewendet wurde und eine mysteriöse Kraft beherbergt, hat sich in einen Innaby, jemand der von Natur aus reine Magie nutzen kann und dann auch noch zur Elite gehört, verliebt.

Keryno - Aufstand der VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt