32. Spiele mit dem Teufel

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Ihn einfach so anzugreifen würde keinen Sinn machen und seine Unterlinge warten wahrscheinlich erfreut auf sein Zeichen. Momentan bin ich die Einzige, die weiß mit vielen Vampiren wir es zu tun haben – und vor allem mit welchen. Irgendwie muss ich es ihnen sagen.
Mir bleibt nur eine Möglichkeit. Eine von Levis Methoden. Ha, anfangs konnte ich sie absolut nicht nachvollziehen, wer hätte gedacht, dass ich eines Tages selbst mal auf sie umspringen muss?
Ich stemme eine Hand mit dem Handrücken so in die Hüfte, dass man sie nur von hinten sehen kann.
„Perfekter Plan? Der war ziemlich hinterlistig. Das enttäuscht mich ehrlich gesagt, denn ich hatte immer gedacht, ihr müsstet nicht zu solchen Mitteln greifen. Immerhin seid ihr sowieso bedeutend stärker als wir, da solltet ihr euch nicht auf sowas niederlassen. Für sowas seid ihr doch viel zu almighty."

Während ich rede, zeige ich mit der Hand erst nach rechts, zeige eine Zehn und male dann mit einem Finger ein B in die Luft. Dann zeige ich eine Fünfzehn und male ein C in die Luft. Das Gleiche mache ich mit der linken Seite. Um seine Aufmerksamkeit von meiner unteren Körperhälfte wegzulenken, nehme ich eine Haarsträhne in die freie Hand und wickle sie um meinen Finger.
Urgh, ich hasse diese Gestik. Ununterbrochen wiederhole ich die Handzeichen. Hoffentlich bekommen die Anderen sie mit und können eine Entscheidung treffen.

Der Adlige lacht leise auf. „Du hast mir übrigens immer noch nicht auf meine Frage geantwortet. Wie konntest du das nur so schnell durchschauen und den Unsichtbaren bemerken? Und dann auch noch zwei Mal. Du hast ihn sogar getötet und das ohne Probleme."
Auch bloß, weil ich ausnutzen konnte, dass er nicht wusste, dass ich ganz genau weiß wo er sich befand. Der Überraschungsmoment hat mir in die Hände gespielt. Ich mache einige Schritte auf ihn zu, um somit vor Levi zu stehen, damit auch er meine Handzeichen sehen kann. Der Adlige quittiert das mit einer gehobenen Augenbraue und einem matten Schmunzeln.

„Würdest du mir verraten, wo ihr Vampire euren geheimen Stützpunkt habt? Nein. Warum also sollte ich dir mein Geheimnis verraten?"

Für einen Augenblick sieht er mich perplex an, ehe er in schallendes Gelächter ausbricht und sein Gesicht mit einer Hand bedeckt. Beinahe wäre ich nervös zurückgewichen. Er streicht sich mit der Hand vereinzelte Haarsträhnen nach hinten.
„Du bist ja gar nicht mal ein so dummes Menschlein. Es wäre eine Verschwendung dich zu töten. Hübsch bist du auch."
Ich lege meine Hände an meinem Gesicht aneinander und lächle breit. „Ich fühle mich geehrt, von einem Adligen so gelobt zu werden."
Ich komme mir so unendlich blöd bei der ganzen Geschichte vor. Hoffentlich vergessen das alle schnell wieder. Das ekelt mich an.
Seine Augen flimmern rot auf und beim Grinsen blitzen seine spitzen Eckzähne gefährlich auf. Eine graue Wolke türmt sich in meinem inneren auf, doch ich versuche sie zu verdrängen. Ich spiele da gerade mit dem Teufel. Ein falsches Wort, eine falsche Handlung und das war's.

Der Adlige stemmt wie ich zuvor eine Hand in die Hüfte. „Wie wär's, wenn du einfach meine Dienerin werden würdest? Ich würde dich gut, sehr gut behandeln", bietet er mit einem charmanten Lächeln an. „Du müsstest dich nicht mehr mit diesen Schwächlingen abgeben und müsstest bei mir um nichts mehr fürchten. Ich würde dich beschützen und du müsstest nur im Austausch dein Blut geben." Er legt seine Hand aufs Herz und beugt sich elegant leicht nach vorn.

Nein danke du Bastard, fick dich doch selbst. Fahr zur Hölle. Aber das kann ich natürlich schlecht sagen.

Ich schaue leicht nach hinten. Ein schwerer Brocken fällt auf meine Brust und ein bittersüßes Gift breitet sich aus. Ich will das nicht machen, aber wenn ich das nicht tue, dann zweifelt er noch daran. Für einen winzigen Moment schließe ich die Augen, ehe ich meine Kameraden verächtlich angrinse, doch ich blicke ihnen fest in die Augen – vor allem Levi, Finn, Jonas und Sumiko.
Mit einem „Hmpf" schwinge ich meine Haare zurück, gebe aber gleichzeitig immer noch Handzeichen. „Dann müsste ich mich endlich nicht mehr mit diesen erbärmlichen Würstchen abgeben." Ich verdrehe gespielt genervt die Augen. „Jeder weiß, dass wir eh keine Chance haben, warum also euch nicht gleich ergeben? Das würde uns eine Menge Ärger ersparen."
Amüsiert hebt der Adlige eine Braue. „Hasst du uns denn nicht?"
„Wie könnte ich?" Ich zucke mit den Schultern. „Ich fand sie in Geschichten schon immer cooler."
Langsam fällt mir nicht mehr ein, was ich noch sagen kann! Hat die Zeit ausgereicht?

Keryno - Aufstand der VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt