„Den kriegste nicht!"
Ich springe vor Pablo und fange somit den Ball ab, der eigentlich für ihn bestimmt war und werfe ihn sofort zu einem meiner Teammitglieder. Er zieht die Augenbrauen zusammen und hebt aufgebracht die Hände.
„Dein Ernst?!"
Erneut versucht er jemand anderes den Ball wegzunehmen, doch wieder nehme ich ihn an mich. „Was' los, warst du schon immer so langsam?"
Ich werfe ihn zu Kim, die bereits im gegnerischen Bereich steht.
Beide Teams haben je am hinteren oder vorderen Ende des Feldes einen Außenbereich. Notgedrungen haben wir die Linien mit Kreide gekennzeichnet. Man muss den Ball in den gegnerischen Außenbereich befördern, dafür muss ihn dort jemand aus dem eigenen Team fangen.
Als ich den Gegnern in der nächsten Runde wieder den Ball wegnehmen will, schlingen sich plötzlich Arme um meinen Bauch. Lachend drehe ich meinen Kopf nach hinten. „Hey, das ist unfair!"
„Du bist zu gut, du darfst nicht mehr mitspielen", erwidert Niklas, ein hochgewachsener Junge mit dunklen, verwuschelten Haaren, grinsend.
Ehe er mich loslässt, pustet er mir noch einmal ins Ohr. Sofort ziehe ich meinen Kopf zurück und halte mir das Ohr zu. „Euw!"
„Dachte du bist 'n Fairplayer? Wo sind die Zeiten hin, in denen du der Sportlichste der Klasse warst?", füge ich gespielt spöttisch hinzu.
Niklas hebt schnaufend eine Augenbraue. „Im Gegensatz zu dir bin ich 'ne Schnecke. Du hast in dem letzten halben Jahr deine Fähigkeiten sowieso komplett verbessert. Wie könnte ich mich oder irgendeiner hier von uns sich mit dir messen?"
Weil ich so viel gegen Vampire gekämpft habe.
Auf einmal legt Pablo einen Arm auf meine Schultern. „Jep, da hat er recht."
„Können wir 'ne Pause machen? Ich kann nicht mehr", keucht Kim und stützt sich mit den Händen auf ihren Oberschenkeln ab.
„Klar", erwidere ich mit einem Lächeln.
„Wow, ich ersticke fast und du bist nicht mal rot."
Ich zucke mit den Schultern. „Ich kämpfe gegen Vampire, wie könnte ich da hier aus der Puste kommen?"
Plötzlich werden sie still und schauen einander an. Meine Mundwinkel heben sich zu einem schwachen Lächeln. „Ihr wollt doch bestimmt wissen wie es ist gegen sie zu kämpfen, oder?"
Erneut werfen sie sich gegenseitig unsicher Blicke zu und ich schnaufe leise auf. „Leute, ich weiß wie ihr tickt."
„Das ist unangebracht. Wir wollen kleine schlimmen Erinnerungen wecken", widerspricht Anna und kratzt sich unbehaglich am Arm.„Ist es nicht. Man gewöhnt sich dran. Und nur weil man nicht über sie spricht, heißt das nicht, dass es sie nicht gibt. Außerdem ist es nun mal mittlerweile ein Teil von meinem Leben."
Außerdem habe ich ihnen bereits von Sams, Dominiks und Justins Tod erzählt, was könnte da noch schlimmer sein?
„Es ist schwer. Sehr schwer. Man muss immer wachsam und vorsichtig sein, immerhin könnte man jederzeit sterben. Doch das Schlimmste ist die Angst, deine Familie zu verlieren." Erneut blitzen die Bilder vor meinem inneren Auge auf. „Es ist schmerzhaft. Man sieht und hört Dinge, auf die man lieber verzichten würde."
„Bereust du es, der Organisation beigetreten zu sein?", schiebt Kim dazwischen.„Nein", antworte ich wie aus der Pistole geschossen.
„Warum nicht?", fügt Pablo hinzu.
Mein Lächeln, das während des Erzählens abgeklungen war, kehrt wieder zurück. „Weil ich so die Menschen beschützen kann. Jetzt herrscht zwar Krieg, aber ich kann dennoch mein Bestes versuchen, um euch alle zu beschützen. Außerdem habe ich wundervolle Leute kennengelernt, die meinem Leben wieder einen Sinn gegeben haben."
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Keryno - Aufstand der Vampire
VampirosDie bisher unterdrückten Vampire erheben sich und versetzen alles in Angst und Schrecken. Nun spürt die gesamte Welt das Ausmaß ihrer Existenz. Während ein Krieg um die Freiheit der Menschheit beginnt, versinkt Sienna in einem Gefühlschaos. Ihre ma...