27. Ich bin immer für dich da

28 4 6
                                    

„Vielleicht bist du ja ein waschechter Zombie", entgegnet Bastian. Für einen kurzen Augenblick starre ich seine pastellgrünen Haare an – mal wieder.

„Wundern würde es mich nicht, wenn du gestorben bist, weil du deine Wunden nicht ordentlich verarztet hast", wirft Max ein und versucht sein Grinsen zu verstecken.

Bei der Vorstellung muss ich lachen. „Das wäre gar nicht mal so unwahrscheinlich. Aber hey, im Vergleich zu gestern habe ich mich immerhin schon verbessert."

„Wenigstens schnürst du einem jetzt nicht mehr das Blut ab."
Augenblicklich ziehe ich den Verband eng zusammen.
„Au au au!"

„Was bist du denn für 'ne Memme?"

Mit gehobener Augenbraue grinse ich ihn an und boxe ihn leicht an der Schulter.

Als nächstes gehe ich zu Justin. Unwillkürlich muss ich an meinen Justin denken, obwohl sich die Beiden abgesehen von ihrem Namen in keinster Weise ähneln. Ein großes, weißes Pflaster prangt auf seiner linken Wange. Ich ziehe es ab, beuge mich zu ihm herunter und gehe immer näher an sein Gesicht heran, um die Wunde inspizieren zu können. Weil sie durch die Magie eines Vampirs zugefügt wurde, braucht sie trotz der Salbe länger zum heilen. Aber egal wie nah ich rangehe, es ist nichts zu sehen.

„Sehr schön, komplett verhei-"

„Aha, das treibst du also während wir fort sind."

Sofort hebe ich den Kopf und sehe Levi, der sich lässig gegen den Türrahmen gelehnt hat, die Arme vor der Brust verschränkt. Noch im selben Moment drehen unzählige Schmetterlinge Loopings in meinem Bauch und meine Mundwinkel heben sich wie von selbst.

„Levi!"
Ohne zu zögern lasse ich von Justin ab und renne zu Levi. Ich nehme seine Arme und Beine unter die Lupe, ehe ich sein Gesicht in meine Hände nehme und leicht hin und her drehe.

Dann halte ich plötzlich inne.

Mist.

Aus dem Augenwinkel entgeht mir nicht, wie sich die anderen Jungs mit wackelnden Augenbrauen Blicke zuwerfen. Urgh, ich habe mich so gefreut Levi zu sehen, dass ich die Anderen total vergessen habe. Mir schießt das Blut in die Wangen und sie scheinen beinahe in Flammen aufzugehen.

„Können wir sie uns vielleicht noch für die nächste Zeit ausleihen? Sie kümmert sich wirklich gut um uns", fragt Bastian.

„Huh? Ihr habt wohl zu lange eure Eier schaukeln lassen", entgegnet Levi und lehnt den Kopf leicht schräg nach hinten.

„Aber sie ist doch so süß", widerspricht Max und schiebt schmollend die Unterlippe vor.

Ich winke mit den Händen ab. „Ich bin nicht s-"

Plötzlich legt Levi einen Arm um mich. „Sie bekommt ihr nicht, ihr Lustmolche. Sie ist zu gut für euch dreckige Perverslinge."

Wie fühlt sich das eigentlich an, wenn das Herz nicht mehr da ist? Ich glaube nämlich meins hat sich gerade aus dem Staub gemacht.

Meine Wangen fühlen sich mittlerweile so heiß an, dass ich befürchte, sie könnten jeden Augenblick explodieren.

„Eh?! Was soll'n das heißen?"

„Du willst sie doch bloß für dich haben", jammert Bastian.

„Und wenn?"

Mein Herz setzt für eine Sekunde aus, nur um danach so schmerzhaft gegen meinen Brustkorb zu hämmern, dass ich kaum Luft bekomme. Will er mich umbringen? Falls ja, dann gelingt ihm das ziemlich gut.

Er geht zu Justin und haut ihm mit der Faust auf den Kopf. „Hey, warum nur ich?", beschwert er sich und fasst sich dramatisch an den Kopf.

„Seht zu, dass ihr hier rauskommt. Heute ist sowieso euer Entlassungstag. Ihr wollt euch nur umsorgen und pflegen lassen. Hebt eure faulen Ärsche und macht euch an die Arbeit."

Keryno - Aufstand der VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt