Augenblicklich durchströmt mich Kraft und mein gesamter Körper pulsiert. Meine Aura ist sofort an meiner Seite. Ihr goldenes Licht umgibt mich und geht auf mein Schwert über, dessen Klinge so sauber ist, dass ich mich selbst darin erkennen kann. Meine Augen haben sich wieder golden gefärbt. Langsam richte ich mich wieder auf und schüttle meinen Kopf, um einige Haarsträhnen, die sich in mein Gesicht verirrt hatten, loszuwerden.
Ich drehe meinen Kopf leicht nach hinten. Hätte ich das nicht rechtzeitig genug gespürt, wären sie jetzt tot! Der Feuerball – zumindest sah es aus wie einer – hatte eine solche Wucht, dass es auch die Anderen, inklusive mich, weggepustet hätte.
Was, wenn sie geahnt haben, dass der Talkacer nicht anspringen würde? Sonst wären sie nicht das Risiko eingegangen und hätten hier in so großer Zahl auf uns gewartet. Das oder es war ihnen schlichtweg egal, weil sie sich ohnehin für was Besseres halten und dachten, sie könnten uns dennoch übertrumpfen.
Aber das glaube ich fast nicht.
Das kann kein Zufall sein.
Nur woher wussten sie dann, dass wir hier langkommen würden? Levi und Kai gestalten die Missionen so, dass ihre Einsatzorte unterschiedlich und weit genug voneinander entfernt sind, damit die Vampire unseren nächsten Schritt nicht voraussagen können.Mein Blick fliegt hin und her.
Wurden wir etwa die ganze Zeit über verfolgt? Auf diese Weise hätten sie testen können, ob unsere Talkacer tatsächlich nicht funktionieren, falls sie sich nicht sicher waren. Dann wäre es für sie kein Risiko gewesen, hier in großen Truppen zu warten. Aber warum habe ich sie dann nicht gespürt?
Meine Augen weiten sich.
Nein, Moment.
Es ist unmöglich, dass ich sie nicht spüren würde. Das kann nur eins bedeuten: Sie waren sich von Anfang an felsenfest sicher, dass sie nicht anspringen würden. Sie wussten es von vornherein! Deshalb war es nicht nötig, uns zu verfolgen.„Einheit Levi an Quartier", spricht der Innaby in seinen Talkacer. „Ich wiederhole, Einheit Levi an Quartier, bitte melden!"
Ich schiele auf den Talkacer an meinem Handgelenk. Warum funktioniert er nicht? Die Probleme mit ihm sollten doch gefixt worden seien! Levi hat mir erzählt, dass sie nun wieder funktionieren und darüber hinaus sogar Vampire in einem Umkreis von etwa 500m aufspüren können. Das habe in den letzten Tagen einwandfrei geklappt und ihnen die Arbeit um einiges erleichtert. Aus diesem Grund haben wir auch keine Leuchtpistolen so wie vor ein paar Tagen dabei. Es wäre nicht ganz so schlimm, wenn nur der Radar nicht funktionieren würde, aber wir können nicht einmal Kontakt zum Quartier aufnehmen! Wie ist das möglich?!
Verdammt, sie wussten es! Deswegen konnten sie ohne jegliches Risiko beruhigt auf uns warten, bis wir ihnen genau in die Falle tappen.
Nervös scanne ich die gesamte Umgebung ab. Verdammt, ich weiß nicht wie viele das sind! Ihre Auren scheinen zu verschwimmen, sich miteinander zu vermischen, so wie am Tag des Kriegsausbruchs. Ich kann sie nicht sehen, nur spüren. Dadurch kann ich nicht einmal sagen, wo genau sie sich befinden. Sie müssen sich in den Hochhäusern und Geschäften verstecken oder auf ihren Dächern.Sie halten Sicherheitsabstand. Aber warum? Worauf warten sie?
Plötzlich beginnt eine Glocke in mir zu schrillen. Augenblicklich schaue ich nach oben. Man kann ihn nicht sehen, aber seine Aura kann ich eindeutig erkennen! Ohne zu zögern gehe ich leicht in die Hocke und drücke mich anschließend kräftig vom Boden ab. Ich kann den Vampir zwar nicht sehen, aber seine Aura verrät mir seine Haltung und wie er sein Schwert hält. Gleichzeitig hole ich mit dem Schwert aus, lasse meine Aura verstärkt auf es übergehen und verstärke es somit, ehe ich den Vampir erwische. Er fliegt nach links, knallt irgendwo auf der Straße auf und rollt unzählige Meter weiter, bis ich seine Aura kaum noch erkennen kann.
Doch zur selben Zeit fliegt etwas auf Levi zu. Erneut kann ich lediglich eine schwarz-rote Aura erkennen und er Größe zu urteilen nach muss es eine Art Dolch sein. Ich muss es schaffen, ich muss einfach!„Levi!"
Noch während ich in der Luft bin, schwinge ich mein Schwert und schlage den Dolch weg. Er fliegt in ein Fenster und bringt es mit einem lauten Klirren zu Bruch. Als ich wieder auf dem Boden aufkomme, gehe ich tief in die Hocke, um mich abzufedern.
Natürlich!
Mir entgleiten die Gesichtszüge und ich starre entsetzt mit geweiteten Augen zu Levi hinter. Die Anderen sehen mich geschockt an und wirken wie erstarrt. Auch der Rest der Einheit starrt panisch zu uns rüber. Keuchend gehen meine Schultern auf und ab.
Verflucht! Sie haben es auf Levi abgesehen!
Weil die Vampire das mit dem Talkacer wussten, haben sie es als Möglichkeit gesehen, Levi anzugreifen und dafür hatten sie alle Zeit der Welt.
Jetzt macht es auch Sinn!
Levi ist ein Master, einer der stärksten Keryno und den Vampiren damit ein Dorn im Auge. Wenn sie ihn auslöschen würden, brächte ihnen das einen riesigen Vorteil. Levi ist unser unausgesprochenes Symbol für Hoffnung, Schutz, Zusammenhalt und Stärke. Ohne ihn gäbe es auf unserer Seite bereits viel mehr Opfer und der Großteil von uns würde vielleicht mittlerweile verzweifeln. Man muss nicht einmal einer von uns sein, um sich auszumalen, was passieren würde, wenn Levi plötzlich tot wäre.
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Keryno - Aufstand der Vampire
VampireDie bisher unterdrückten Vampire erheben sich und versetzen alles in Angst und Schrecken. Nun spürt die gesamte Welt das Ausmaß ihrer Existenz. Während ein Krieg um die Freiheit der Menschheit beginnt, versinkt Sienna in einem Gefühlschaos. Ihre ma...