Keryno - Aufstand der Vampire

3. Böse Vorahnung

In Gedanken singe ich das im Radio laufende Lied mit und beobachte die vorbeiziehende Landschaft. Weitreichende Bäume mit majestätischen Kronen, sich weit erstreckende Acker und Wiesen mit giftgrünem Gras.

Vögel, die unter dem endlos strahlendblauen Himmel ihre Runden fliegen.

Wie von selbst schaue ich auf die Uhr. Erst vierzig Minuten sind vergangen? Das heißt, wir fahren noch mindestens zweieinhalb bis drei Stunden. Seufzend lasse ich mich mehr in den Sitz sinken. Eigentlich hätten wir noch ein paar Wochen in Panso bleiben sollen, aber plötzlich rief Kai uns an und verlangte unsere sofortige Rückkehr. Wie schwerwiegend muss ein Notfall sein, um uns so zeitig zurückzuholen?

„Es folgen weiterhin warme, sonnige Tage, dennoch bleibt der Himmel weiterhin leicht bewölkt. In den nächsten Tagen könnte es teilweise zu Regenschauern kommen, die Temperaturen bleiben allerdings konstant. Im Os-"

Die Stimme des Moderators stockt plötzlich und gleicht einem Roboter. Eine Störung des Senders?

„Was'n jetzt los?", frage ich verwundert.

Ein Rauschen setzt ein und dann, ganz plötzlich, ist das Signal weg. In meinem Magen rumort es.

Ist das Autoradio kaputt?

Mit zusammengezogenen Augenbrauen tippt Levi darauf herum, schaltet es mehrere Male an und aus und drückt etliche andere Knöpfe, ehe er schließlich aggressiv dagegen haut. Mit angehobener Augenbraue schaue ich ihn an.

Kaputt kann es aber theoretisch nicht sein, denn wenn es angeschaltet ist, leuchtet es trotzdem und die Musik vom verbundenen Handy spielt es ebenso ab.

„Irgendwas stimmt mit dem Signal nicht", gebe ich nachdenklich von mir.

„Ach nee, echt?", erwidert er sarkastisch. Mit der Zunge schnalzend verdrehe ich die Augen.

Daraufhin zückt Finn sein Handy. „Ich habe nicht mal Empfang."

Jonas macht es ihm gleich. „Ich auch nicht. Nachrichten gehen nicht raus, gar nichts. Tote Hose."

Mit einem lauten Brummen und aufheulendem Motor drückt Levi schlagartig das Gaspedal durch, wodurch wir plötzlich in die Sitze gedrückt werden. Und meine Organe offenbar auch.

Ich glaube mir wird schlecht.

Wir lassen immer mehr und immer schneller Autos hinter uns, dass ich mich gar nicht traue auf den Tacho zu schauen. Am liebsten würde ich schreien, dass er langsamer fahren soll, aber ich verkneife es mir. Er hat die Zähne zusammengebissen und seine Hände halten das Lenkrad so sehr fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortreten.

Ich schaue nach rechts aus dem Fenster und flüchte mich in meine Gedanken, die allerdings nicht weniger beunruhigend sind. Von meinem Magen aus verbreitet sich Unruhe wie ein Gift durch meinen gesamten Körper. Ich wünschte, es läge falsch, aber bisher hatte mein Bauchgefühl immer Recht. Ich fühle mich wie ein hyperaktives Kind, das nicht still sitzen kann.

Was hat das alles zu bedeuten? Warum sollten wir so schnell wie möglich zurück nach Lane?

„Denkt ihr", setze ich zögerlich an, „diese Störungen haben etwas mit dem zu tun, weswegen Kai uns zurückbeordert hat?"

Einige Sekunden hört man nur das laute Brummen des Motors.

„Ich weiß nicht. Es kann auch einfach ein blöder Zufall sein", entgegnet Finn und starrt in die Ferne. „Vielleicht ist hier auch einfach nur schlechter Empfang."

Ich hoffe, dass es das ist.

Die Luft ist zum Zerreißen gespannt.

„Das würde ich nicht ausschließen, aber so sehr ich mir das wünschen würde, befürchte ich, dass es das eher nicht ist. Kai hat auf keinen Fall einfach so angerufen. Er klang verdammt ernst und das ist bei ihm für gewöhnlich kein gutes Zeichen", mischt sich Levi ein.