20. Irritiert und verwundet

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Wie erstarrt starrt die Vampirin auf die Leiche neben mir.

„Jackson!", schreit sie schmerzerfüllt.

Erst beginnt sie zu zittern, ehe sich ihre Augen weiten und sie mit den Zähnen knirscht. Plötzlich steigt ihre Aura enorm an.

„Du kleine Schlampe! Wie konntest du nur meinen Geliebten töten?! Dafür wirst du büßen!", brüllt sie wutentbrannt mit rot aufblitzenden Augen. Sie wirken, als würden sie mich mit einem Laserstrahl durchbohren wollen.

Lichtpfeile rasen auf mich zu. Einige wehre ich mit dem Schwert ab, anderen wiederum weiche ich aus, bei denen abzusehen ist, dass sie sowieso den Boden treffen werden. Die Lichtpfeile werden immer mehr und schneller, das Ausweichen und Abwehren somit umso schwieriger.

„Du Miststück! Ich habe ihn geliebt, so unendlich geliebt. Wir wollten eine Familie gründen, aber wegen dir ist das nicht mehr möglich!"

Ihre Augen haben sich mit Tränen gefüllt und rollen ihr über die Wangen. Bei diesen Worten schmerzt mir irgendwie das Herz.

Die Vampirin ist mit Schmerz, Trauer und dem Wunsch nach Rache erfüllt, deshalb sind ihre Angriffe nicht so präzise und ihre Verteidigung weist einige Lücken auf. Schnell habe ich mich ihr genährt, bin hinter sie gesprungen und habe ihr das Schwert ebenfalls ins Herz gerammt.

„Ich schicke dich jetzt zu ihm. Ich hoffe, ihr trefft wieder aufeinander und könnt glücklich werden."

Irritiert gehe ich einen Schritt zurück. Nein, was sage ich denn da? Das ist ein Vampir! Ein blutsaugendes Monster! Wie kann ich da so etwas sagen? Ich muss den Verstand verloren haben. Aber... Ich kann ihre Gefühle nur zu gut nachvollziehen, immerhin weiß ich nur zu gut, wie es sich anfühlt, eine geliebte Person zu verlieren. Es ist unerträglich. Langsam schließt sich eine Hand um mein schlechtes Gewissen, bis ich innehalte.

Einen Moment mal.

Dier Keryno-Organisation hat mir doch beigebracht, dass Vampire keine Gefühle wie Liebe besitzen. Lediglich ‚negative' wie Wut, Misstrauen, Durst, Edel, Übermut, Hass und Arroganz können sie fühlen. Vampire sind blutsaugende Dämonen, die Dinge wie Liebe, Freundschaft oder Familie gar nicht kennen. Doch was sollte dann gerade das?

Ich schnaufe belustigt. Vielleicht hatte sie gehofft, ich würde Mitleid mit ihr bekommen und zögern, sie anzugreifen.

Wie auch immer, ich sollte mich nicht länger damit befassen und mir nicht über so etwas Banales den Kopf zerbrechen.

„Sag uns, bist du Sienna? Sienna Hosni?"

Ich beobachte die Umgebung. „Bleibt weiterhin dicht beieinander. Entfernt euch nicht."

„Bist du Sienna?"

Nicht antworten, nicht umdrehen.

„Wir möchten doch nur eine Antwort!"

„Wir haben dich etwas gefragt! Jetzt sag schon, bist du Sienna?!", kommt verzweifelt und auch aufgebracht es von einer bekannten Mädchenstimme. Gleichzeitig legt sich eine Hand auf meine Schulter, die ich sofort abschüttle.

Schwungvoll drehe ich mich halb zu meiner ehemaligen Klasse herum und ziehe wütend die Augenbrauen zusammen. Ich meine sogar ein leichtes Brennen in den Augen zu verspüren.

„Es reicht jetzt! Begreift ihr die Lage denn nicht?! Das hier ist das Schlachtfeld mit blutrünstigen Monstern! Macht euch lieber Gedanken um euch selbst! Hört auf mich zu nerven und haltet den Mund, ich kann mich sonst nicht konzentrieren!", fauche ich aggressiv.

Erschrocken weichen sie alle einen Schritt zurück und augenblicklich bereue ich meine Worte, als ich ihre verängstigten und verunsicherten Gesichter sehe. Tiefer Schmerz ergreift mein Herz. Seufzend wende ich mich ab.

Keryno - Aufstand der VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt