„Die Wunde sieht soweit in Ordnung aus, aber bis sie vollständig geheilt ist, wird es noch dauern", sagt die Ärztin und erneuert nebenbei meine Verbände.
Es ist eine andere Ärztin als die, die mich sonst immer behandelt hat.
„Okay und wie lange ungefähr?"
Ich beiße mir auf die Lippe, um mir ein lautes Zischen zu verkneifen. Die Verletzungen brennen unangenehm und der Schmerz zieht sich wie ein Lauffeuer durch meinen Körper. Sie sind auch noch nicht in dem Maße abgeheilt, wie ich mir es erhofft und vorgestellt hatte. Das verwundert mich ehrlich gesagt.
„Schwer zu sagen, weil ich nicht weiß wie dein Körper im Normalfall auf die Salbe reagiert. Bei manchen klappt das prima, da kann sie fast ihre gesamte Funktion entfalten und bei anderen dauert es eben länger."
Als sie auf dem rechten Bein die Salbe aufträgt, entfährt mir dann doch ein gequältes Stöhnen.
„Anfangs hatte mein Körper Probleme, später nicht mehr so ganz. Bisher sind sie immer relativ gut verheilt, zumindest für meine Verhältnisse. Bei mir dauert es generell immer ein wenig länger als bei den Anderen", presse ich zwischen zusammengekniffenen Zähnen hervor.
Als hätte ich mit einer Fleischwunde in Brennnessel gefasst. Nicht, dass ich wüsste, wie sich das anfühlt – will ich auch ehrlich gesagt nicht –, aber so kommt es mir vor.
Die Ärztin nickt verstehend. „Das sind sowieso Verletzungen, die generell eine längere Heilungszeit benötigen. Wie du sicherlich bereits weißt, heilen Wunden, die durch Magie eines Vampirs entstanden sind, schwieriger. So wie ein Vampir Probleme mit der Heilung hat, wenn er von einem Magieangriff unsererseits angegriffen wird."
Sie steht auf und holt aus einem Schrank einen neuen Verband. Das Klacken ihrer Absätze hallt im Raum laut wider. Als sie sich daran macht, mein rechtes Bein ebenfalls zu verbinden, fragt sie: „Wenn ich das richtig im Kopf habe, hatte dein Gegner eine Affinität zum Wasser, richtig?"
„Richtig", erwidere ich mit einem zusätzlichen Kopfnicken.
„Dann bin ich mir sicher, dass es keine war. Zumindest nicht direkt. Es muss mehr eine giftige Substanz als wirklich Wasser gewesen sein. Sie zerfrisst dein Fleisch, Gewebe und teilweise auch deine Nerven. Das ruft die Taubheit hervor, die du gestern verspürt hast. Ich nehme an, du kannst deine Beine und den linken Arm immer noch nicht wirklich spüren?"
Probehalber versuche ich sie zu bewegen. Sofort bohren sich Millionen Nadeln in meinen ganzen Körper, der mir die Haare zu Berge stehen lässt. Ich beiße mir so fest auf die Lippen, dass ich Blut schmecke. Keine gute Idee. „Es tut immer noch höllisch weh, aber im Vergleich zu gestern schon besser."
„In Anbetracht aller Faktoren denke ich, dass wir eher übermorgen Früh bis Nachmittag mit einer eventuellen Heilung rechnen können. Das würde ich allerdings bei Anderen schätzen. Bei dir hingegen müssen wir auch in Erwägung ziehen, dass es vielleicht sogar noch ein wenig länger dauert. Mit diesem Gift ist nicht zu scherzen. Da hast du dir echt was eingebrockt, vor allem gleich an drei großen Stellen. Wir haben zwar einige Keryno, die der Heilmagie mächtig sind, aber sie sind alle vollkommen ausgelastet."
Wie bitte?! So lange wird das dauern? Heilige Scheiße. Ich meine klar, ohne die Salbe würde das Monate zum Abheilen dauern, aber trotzdem!
Die Ärztin schaut mir in die Augen. „Das heißt auch, dass dir das Kämpfen bis dahin strengstens untersagt ist. Keine Missionen, kein Training, keine Verausgabung."
Verdammt, ich wusste es. Es lag ja auf der Hand, es zu hören, dennoch lässt es mich zusammensinken. Ich balle meine Hände zu Fäusten und meine Fingernägel bohren sich schmerzhaft in meine Handfläche. Das bedeutet immerhin, dass ich an der heutigen und morgigen Mission nicht teilnehmen kann.
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Keryno - Aufstand der Vampire
VampireDie bisher unterdrückten Vampire erheben sich und versetzen alles in Angst und Schrecken. Nun spürt die gesamte Welt das Ausmaß ihrer Existenz. Während ein Krieg um die Freiheit der Menschheit beginnt, versinkt Sienna in einem Gefühlschaos. Ihre ma...