8. Allbekannte Gefühle

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Der B-Vampir wird von der roten, gebündelten Energie getroffen und ist augenblicklich von ebenso roten und zusätzlich weißen Elektroschocks übersät, die ihn lautaufschreien lassen. An vereinzelten Stellen verbrennt es ihm übel die Haut, teilweise bis auf die Knochen. Diesen Moment nutze ich aus und springe mit einem Satz vor ihm, um ihm die Klinge geradewegs ins Herz zu rammen.

Mit einem breiten Grinsen sehe ich an mir herunter. Auf meine linke Hand und auch auf mein Schwert.

Ich hab's getan! Ich habe es wirklich getan!

Von der Schutzbarriere ist an meinem Schwert schon nichts mehr zu sehen, als hätte sie nie existiert, aber ich weiß, dass sie es hat. Nach unendlich vielen, vergeblichen Versuchen habe ich es endlich zum ersten Mal geschafft. Zum ersten Mal konnte ich meine Aura benutzen, sie zu dem bringen, was ich wollte und das sogar ohne irgendetwas zu zerstören. Erneut kontrolliere ich den Boden auf jegliche Risse, doch es sind keine zu erkennen.

Wie viel Übung hat es mich gekostet, zu diesem Schritt zu kommen?

Das breite Lächeln auf meinen Lippen mag gar nicht wieder erlöschen. Endlich habe ich meine Kraft, meine Aura, sinnvoll benutzt, um jemanden zu beschützen anstatt zu verletzen.

Schade, wirklich schade, dass Levi, Finn, Jonas und Sumiko das nicht mitbekommen haben. Ich schaue auf meine freie, linke Hand.

Was ist das für ein wundervolles Gefühl?

Noch immer kommt es mir so vor, als würde diese pulsierende Macht wie tausende Ameisen durch meinen Körper strömen und noch immer fühle ich mich, als könnte ich Bäume ausreißen und es mit der gesamten Welt aufnehmen. Wenn ich meine Aura doch bloß immer so leichtfertig verwenden könnte. Ich konnte sie zu einem Schutzschild formen.

Was kann ich noch alles mit ihr anstellen? Wozu ist sie fähig? Nein, wozu bin ich fähig?

In diesem Moment betäuben mich meine glücklichen, euphorischen Gefühle jedoch und lassen mich nicht daran denken, dass das ebenso etwas Schlechtes bedeutet. Etwas ganz und gar nicht gutes.

Ich reiße meinen Blick von meiner Hand los und mustere meine Umgebung. Beinahe hätte ich die Augen zusammengekniffen.

An den Auren hat sich nach wie vor nichts verändert. Nach wie vor stechen die unzähligen, bunten Farben der unterschiedlichen Auren unangenehm und verursachen ein widerliches Gefühl in meinem Magen.

Ich stelle mir vor, sie würden einfach verschwinden, wie von einem Radiergummi wegradiert werden, doch nichts tut sich. Seufzend gehe ich leicht in die Hocke, um die Schuhe zu aktivieren.

Dann muss ich es eben erst mal so probieren. Das Lächeln auf meinen Lippen ist trotzdem nicht erloschen.

Das kann mich jetzt nicht runter kriegen. Die Situation scheint auf einmal nicht mehr so hoffnungslos.

Mit einem Grinsen springe ich zu fünf Keryno, die gegen drei B-Vampire gleichzeitig kämpfen.

Einer der Vampire formt die Erde zu spitzen Bergen, die jemanden mit erschreckender Leichtigkeit aufspießen könnte. Bevor sie einen der fünf Keryno erwischen, stelle ich mich dazwischen und male mir erneut aus, wie sich meine Aura vor meinem Schwert zu einem Schutzschild formt.

Wie zuvor durchströmt mich diese nahezu unendliche Macht.

Die mir das Gefühl gibt, ich könnte es mit der gesamten Welt aufnehmen.

Ich schwinge mein Schwert von links nach rechts und zerschmettere die Erdberge, als würde ich mit einer Schere ein Stück Papier zerschneiden. Schon in der nächsten Sekunde stehe ich vor dem betroffenen B-Vampir.

Keryno - Aufstand der VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt