Dunkelheit.
Nichts weiter als Dunkelheit. Ich bin umgeben von einem Meer aus niemals endender Schwärze.
Wo bin ich?
Hektisch sehe ich mich um. Wir waren doch gerade noch auf dem Rückweg zum Quartier! Wurden wir etwa angegriffen ohne dass ich es mitbekommen habe? Aber wo befinde ich mich dann hier? Hat der Vampir vielleicht eine Magie, die einen psychisch an einen anderen Ort bringt? Selbst wenn, hätte ich ihn nichtsdestotrotz spüren müssen. Es sei denn, er hat den Zauber angewandt bevor er überhaupt in unserer Nähe war oder ich war zu unachtsam, abgelenkt und zu schwach. Plötzlich flimmern in der Ferne zwei rote Lichter auf, die mir immer näherkommen. Nein, das sind nicht einfach zwei Lichter. Das sind rote Augen.Vampiraugen.
Und eine niederschmetternde Macht, die mich wie in einen Käfig einsperrt.
Ich drehe auf den Fersen um und renne. Renne und renne. Ich weiß nicht wohin, nicht wie lange. Vor mir könnte ein Abgrund sein und doch würde ich ihn nicht bemerken – wie denn auch? Würde ich überhaupt merken, wenn ich falle? Schließlich ist hier nichts weiter als tiefe Dunkelheit. Lediglich die roten, glühenden Augen die mich verfolgen durchbrechen sie.
Nein, lasst mich in Ruhe!
Meine Beine tragen mich immer schneller.
„Hilfe!"
Abrupt bleibe ich stehen und sehe mich um. Diese Stimme... Links von mir ist der Fluss und dort liegen Justin und Dominik. Meine Augen weiten sich und wie von der Tarantel gestochen sprinte ich los. Doch kurz bevor ich bei ihnen ankomme, ist der Fluss verschwunden und die Beiden stehen vor mir. Die Kleidung blutdurchtränkt und dreckig, das Haar hängt ihnen nass in die Stirn.„Wie konntest du uns sterben lassen?"
„Warum hättest nicht du an unserer Stelle sterben können?!"
Hinter ihnen tauchen immer mehr rote Augen auf und zittrig weiche ich Schritt für Schritt nach hinten.
„Und was ist mit unserer Rache?", fragt eine weibliche Stimme.
Augenblicklich wirble ich herum. Sam ist ebenso blutüberströmt und das schöne Blond ihrer Haare hat sich in einen unschönen rötlichen Braunton verwandelt. „Nicht nur das, du hast auch noch einem Vampir geholfen."„Einem Vampir!", brüllt Dominik. „Das sind deine Feinde! Monster! Bestien, die uns, deine Freunde, getötet haben! Die wahllos Menschen abschlachten! Wie Vieh behandeln! Gegen die ihr Krieg führt, wegen denen deine Kameraden sterben müssen!"
Aus ihren Augen läuft Blut, als würden sie weinen. Langsam, fast wie in Zeitlupe, schüttle ich den Kopf und stolpere nach hinten, ehe ich losrenne. Gleichzeitig kralle ich meine Finger in meinen Kopf. Ich will das nicht hören. Will diese verfluchten roten Augen nicht sehen. Lasst mich in Ruhe!
„Sienna würde uns niemals verraten", entgegnet Levi und seine Stimme ist wie ein Messerregen direkt in meine Seele.
Sofort schießt mein Kopf wieder in die Höhe. Plötzlich ist die Schwärze verschwunden und wir befinden uns wieder auf der Straße. Levi steht dem kleinen Vampirkind gegenüber, das ihn spöttisch von unten herab angrinst.
„Bist du dir da sicher? Wollen wir wetten?", erwidert dieses boshaft. „Drei Mal darfst du raten, wer mich gerade hat gehen lassen, obwohl sie wusste, dass ich ein Vampir bin."
Der Junge dreht seinen Kopf in meine Richtung und zeigt mit dem Finger auf mich. „Und weißt du was das für Folgen hat?"Auf einmal verwandelt das Vampirkind sich in den Adligen, gegen den wir zuvor gekämpft hatten.
„Das hier", seine Augen glühen rot auf und während er seinen Kopf nach hinten lehnt, schießt eine gewaltige, spitze Blumenranke aus dem Boden und durchbohrt Levis Brustkorb. Mein ganzer Körper zittert und doch bin ich wie erstarrt. Er gehorcht mir nicht mehr. Ein eisiger Schauer fährt über meinen gesamten Körper und lässt mir die Haare zu Berge stehen.
Levi bewegt die Lippen und obwohl ich nicht hören kann was er sagt, weiß ich sofort was es ist.
„Verräterin. Mörderin."
Wieder umgibt uns die Schwärze. Diese zwei Wörter stehen mit roter Schrift in die Luft geschrieben und von ihnen tropft und läuft das Blut, als sei es ein Wasserfall. Mit einem Ruck zieht sich die Ranke wieder aus Levis Brustkorb, in dem nun ein gigantisches Loch prangt.
DU LIEST GERADE
Keryno - Aufstand der Vampire
VampirosDie bisher unterdrückten Vampire erheben sich und versetzen alles in Angst und Schrecken. Nun spürt die gesamte Welt das Ausmaß ihrer Existenz. Während ein Krieg um die Freiheit der Menschheit beginnt, versinkt Sienna in einem Gefühlschaos. Ihre ma...