17. Die Einzige

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Levi schaut in die Runde. „Formiert euch wie gestern in kleinere Grüppchen mit gewissem Abstand, damit wir unsere Angriffsfläche erweitern können."
Er, Finn, Jonas, Sumiko und ich laufen natürlich zusammen und laufen als Erstes, doch Levi läuft sogar noch ein paar Schritte vor uns und bildet – mal wieder – die Spitze.

„Um das Thema von vorhin noch einmal aufzugreifen", setzt Jonas an.

„Was hat die Ärztin gesagt?", beendet Finn den Satz.

Ich seufze laut. „Sie meinte dafür, dass die Heilsalbe und die Heilmagie beim letzten Mal nicht von meinem Körper angenommen wurden, seien meine Wunden jetzt überraschend gut geheilt." Ich zeige ihnen meinen linken Arm, wo unter anderem an einer Stelle zuvor eine tiefe, hässliche Schnittwunde klaffte. Nun ist die Stelle nur noch gerötet.

„Na das ist doch toll!", räumt Jonas mit einem Lächeln ein.

Ich schnalze mit der Zunge. „Wäre schlimm, wenn es nicht geholfen hätte. Mein Körper war wegen meiner Aura völlig ausgelaugt. Klar, mein Körper ist diese Kraft, diesen Druck nicht gewöhnt und ich habe es wirklich übertrieben."

„Wenigstens siehst du es ein", mischt sich Levi ein.

Eine Augenbraue beginnt zu zucken. „Es lag ja aber nicht nur daran. Vorher, als ich zum ersten Mal gebrochen habe, war es nicht deswegen, sondern wegen den vielen Auren die ich gesehen und gespürt habe", erwidere ich und recke das Kinn leicht in die Luft.

„Gespürt?", fragt Finn ungläubig. „Wie war das überhaupt für dich?"

„Scheiße war es. Wirklich oberscheiße. Normalerweise kann ich die Auren von Menschen nicht sehen, nur wenn ich mich wirklich konzentriere, was mir im Endeffekt nichts bringt. Aber wenn Keryno ihre Magie verwenden und kämpfen, kann ich sie automatisch sehen. Jede Aura unterscheidet sich in ihrer Farbe, Größe und Struktur. Die von euch sind in kräftigen Farben und die von Vampiren dunkel und düster. Auf dem Feld sah es so aus, als würden sie sich miteinander vermischen und es hat einfach so unfassbar in den Augen gestochen. Und dann noch dieser Druck den sie in mir auslösen. Ich kann es euch gar nicht beschreiben." Ich lege den Kopf leicht schief. „Man könnte es eventuell damit vergleichen, wenn man Blicke auf sich spürt, nur viel viel schlimmer." Als ich wieder an dieses widerliche Übelkeitsgefühl denken muss, schüttle ich mich.

„Du sahst auch ehrlich gesagt echt mies aus", gesteht Jonas mit einem verschmitzten Grinsen.

„Danke."

„Aber hey, du hast es geschafft, deine Aura zu kontrollieren und sie zu benutzen!", ruft Finn freudig aus und fällt mir um den Hals. Prompt formen sich auch meine Lippen zu einem Lächeln.

„Endlich. Hat ja auch lange genug gedauert."

„Es sah total abgefahren aus, als du mit ihr gekämpft hast. Wenn ich mich nicht täusche, hast du sogar leicht golden geleuchtet", erzählt Jonas mit erhobenem Daumen.

„Echt?" Neugierig schiele ich zu ihm rüber.

„Dafür hat sie es unnötig übertrieben und ich durfte sie mal wieder zurück tragen", kommt es erneut genervt von Levi.

Ich kann sein Gesicht nicht sehen, bin mir allerdings sicher, dass er gerade die Augen verdreht.

„Huh? Wieso klingst du plötzlich so angepisst? Das hat sich heute Nacht aber anders angehört", schlüpft es mir unüberlegt heraus.

Crap.

Aus dem Augenwinkel sehe ich bereits, wie Finn und Jonas erst Levi, dann mich und zum Schluss sich selbst anstarren.

Ihre Münder formen sich zu einem dreckigen Grinsen. Augenblicklich steigt mir das Blut in die Wangen, die in Flammen aufgehen zu wollen, so heiß fühlen sie sich an.

Keryno - Aufstand der VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt