Totenstille.
Das ist das erste Wort, das mir in diesem Augenblick durch den Kopf schießt.
Die sonst so laute Stadt, die selbst nachts nicht schläft und niemals ruht, gibt kaum Geräusche von sich. Graue Wolken haben sich vor der Sonne positioniert und beschwören einen leichten Wind herauf, der ab und zu auch einmal heftiger wird. Nur raschelnden Blätter der Bäume und die über die Straßen und Fußwege fliegenden Zeitungen und Plastiktüten erfüllen diese unerträgliche Ruhe. Aus einigen geöffneten Fenstern von Wohnungen, die sich über Läden befinden, flattern Vorhänge heraus.Als Levi stehen bleibt, halten wir alle inne.
„Wir werden gleich höchstwahrscheinlich sehr unschöne Dinge sehen, aber wir dürfen uns nicht davon beirren lassen", beginnt er. „Lasst euch nicht von euren Gefühlen überkommen. Wir haben eine Mission zu erfüllen: So viele Menschen wie möglich retten. Bedenkt allerdings, dass die Leben eurer Kameraden wichtiger sind als die Anzahl der von euch getöteten Vampire. Es scheint, die meisten Vampire seien schon weg, aber trotzdem könnten sie überall lauern. Wenn ihr merkt, es wird brenzlig, dann benachrichtigt uns sofort über den Ersatz-Talkacer und zieht euch zurück. Ein Rückzug ist keine Schande." Er zeigt auf Finn und spricht dann weiter: „Finn hat bereits festgestellt, dass wir keine Barriere aufstellen können, versucht also bei euren Kämpfen vorerst so wenig wie möglich zu zerstören wenn möglich. Wenn es nicht anders geht, dann ist es eben so."
Anschließend gibt er bekannt, wohin sich welcher Trupp begeben wird. In zwei Stunden werden wir uns genau hier wieder treffen.
Je weiter wir in die Stadt kommen, desto mehr Müll weht über den Boden und bleibt vereinzelt an Laternen hängen.
Desto mehr Chaos herrscht.
Als ich plötzlich auf Glasscherben eines zerbrochenen Schaufensters trete und diese ein lautes Knacksen von sich geben, zucke ich erschrocken zusammen und erleide beinahe einen Herzinfarkt.
Heilige Scheiße.
Angespannt atme ich laut aus.„Wir bleiben erst mal hier. Durchsucht alle Gebäude. Seid immer mindestens zu Dritt und unternehmt unter keinen Umständen Alleingänge", befiehlt Levi und sieht dabei zum Schluss mir in die Augen.
Ich erinnere mich an früher, als ich mich einfach von unserem Team entfernt und somit alle in Gefahr gebracht habe.. So dumm bin ich mittlerweile nicht mehr.
Alle salutieren und rufen: „Ja, Master Levi!"Sumiko, Jonas und Finn stoßen zu mir und wir betreten den Laden, von dessen Schaufenstern, wie bei vielen anderen Läden, ebenfalls nicht mehr viel übrig ist.
Es ist ein kleiner Antiquitätenladen.
Mit einem matten Lächeln streiche ich über alte Schreibmaschinen und Plattenspieler. Justin hat alte Dinge geliebt. Auch, wenn es irgendwie nicht so wirklich zu dem Rest seiner Persönlichkeit und seinen Hobbies gepasst hat, hatte er Faible für all diese altmodischen Gegenstände. Egal wie oft ich bei ihm war, der Anblick war immer wieder lustig.Sein Zimmer war mit den modernsten Geräten ausgestattet, selbst Computer und Rechner waren die neuesten Modelle, doch ist man durch eine Schiebetür gegangen, gelangte man in ein Nebenzimer, in dem sich die Antiquitäten getürmt haben. Das war ein halbes Museum. Würde Justin das hier sehen, würde sein Herz bluten. Es gibt kaum etwas in diesem Laden, das noch steht. Der Großteil liegt zerstört, zertreten und zerbrochen am Boden.
Was Menschen mit voller Leidenschaft, Begeisterung und Hingabe aufgebaut haben, wurde einfach so rücksichtslos mit Füßen niedergetreten und das vermutlich binnen weniger Sekunden.
Es ist erschreckend, wie wenig Zeit es braucht, um jemandes Leben völlig zu zerstören.
Wir verlassen den Laden wieder und gehen nebenan durch eine Tür, die geradewegs zu der Wohnung der Besitzer führt, die sich genau über dem Laden selbst befindet. Uns begrüßt ein heller Flur, doch während eben jener ordentlich und einladend ist, ist das Wohnzimmer das reinste Chaos. Der Couchtisch und das Sofa selbst wurden umgestoßen. Umgefallene Bücherschränke, von der Wand abgefallene Regale und deren Inhalte haben sich quer über dem Boden verteilt. Die Vorhänge sind von den Stangen abgerissen, als hätte sich jemand im Sturz versucht daran festzuhalten.
DU LIEST GERADE
Keryno - Aufstand der Vampire
VampireDie bisher unterdrückten Vampire erheben sich und versetzen alles in Angst und Schrecken. Nun spürt die gesamte Welt das Ausmaß ihrer Existenz. Während ein Krieg um die Freiheit der Menschheit beginnt, versinkt Sienna in einem Gefühlschaos. Ihre ma...