10. Fragen über Fragen

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Ich sehe mich um und versuche irgendetwas zu finden, das mich aus dieser Barriere herausbringt. Wenn der Junge mich nicht von selbst herauslässt, muss ich eben selbst einen Weg finden. Mir geht es auch mittlerweile endlich wieder besser. Selbst der unangenehme Druck und das Schwindelgefühl sind verschwunden, immerhin bin ich hier fernab jeglicher Auren.

„Es gibt keinen Ausgang", unterbricht das Kind die Stille und prompt schaue ich wieder zu ihm.

Es muss aber einen geben, denn ich bezweifle, dass er ununterbrochen hier lebt.

Der Junge dreht sich um und entfernt sich einige Schritte von mir, als er sich auf ein kleines Podest stellt, das sich vor ihm aus dem Boden erhebt.

Noch im selben Augenblick erscheint vor ihm mitten in der Luft eine Art Fenster, ähnlich einem Dialogfeld von einem Computer, das das Geschehnis von draußen zeigt. Man kann die gesamte Wiese, das Hauptquartier und die vielen kämpfenden Keryno erkennen.

Das Bild schwenkt auf Levi, Jonas, Finn, Sumiko, Anastasia und ihr Team, wie sie noch immer gegen den A-Vampir kämpfen. Sie alle sehen schon ziemlich mitgenommen aus und haben auch etliche Kratzer davongetragen. Teilweise sind ihre Uniformen zu blutig, als dass es nur Schrammen sein könnten. Und all das, während ich hier sinnlos herumstehe.

„Du kannst nicht nach draußen, solange ich es nicht wünsche und befehle. Was nicht dein ist, kannst du nicht steuern. Was dein ist, untersteht deiner obersten Kontrolle. Erhebe jene und es ist dein", bringt der kleine Junge hervor, ohne seinen Blick von den Kämpfen zu nehmen.

Huh? Was meint er damit? Wieso würde er so etwas zu mir sagen?

Bevor ich es überhaupt merke, haben seine Worte einen Stein bei mir ins Rollen gebracht.

Ich mustere den Jungen.

In Serien war es oft so, dass man den Erschaffer beziehungsweise die Ursache beseitigen musste, damit sich die Barriere auflöst, nur trifft das auch auf die Realität zu? Aber wie könnte ich ein Kind angreifen, geschweige denn gar töten? Nein, das kann ich nicht, auf keinen Fall.

Ich ziehe die Brauen zusammen. Könnte das vielleicht allerdings ein Vampir sein, der generell seine Gestalt verändern kann? Das würde immerhin schon mal die Hörner erklären. Trotzdem will ich ein solches Risiko nicht eingehen, das könnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.

Doch dann fällt mir im nächsten Moment etwas Entscheidendes auf.

Der ständige Druck, der mich in den letzten Wochen immer begleitet hat, ist vollkommen verschwunden. Kein Anzeichen von den Ketten, die mich so eng umschlungen hielten – Levis Barriere ist weg.

Das heißt doch nicht etwa...?!

Panisch fliegen meine Augen zu der Anzeige vor dem Jungen, auf der man mein Team noch immer sehen kann. Erleichtert atme ich aus.

Gott sei Dank, ihm geht es gut.

Dieser Ort muss von der Außenwelt wie abgekapselt sein oder wie eine Art Funkloch funktionieren, was der Grund dafür sein muss, weshalb Levi die Barriere um mich nicht aufrechterhalten kann.

Allerdings... Könnte ich diesen Moment ausnutzen.

Ich schaue an mir herunter. Vorsichtig versuche ich in mich rein zuhorchen und meine Aura zu fühlen. In meinen Gedanken stelle ich mir vor, wie sie sich langsam aktiviert und immer größer wird, ehe sie meinen gesamten Körper durchströmt. Ich spüre, wie sie immer mehr ansteigt, immer größer wird und auch von nichts und niemandem zurückgehalten wird.

Wie denn auch?

Ich hole zittrig tief Luft, atme wieder aus und strecke leicht meine Arme aus.

Vorher hatte ich nur Probleme. Beim Training war ich nicht ein einziges Mal erfolgreich. Immer hat meine Aura die Oberhand gewonnen und ich die Kontrolle verloren, aber das hat sich jetzt geändert.

Keryno - Aufstand der VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt