Da!
Habe ich euch endlich.
Meine Aura stößt auf die der beiden Keryno und ich hafte mich wie ein Kaugummi an ihnen fest.
Beide biegen nach rechts ab und werden langsamer. Ich runzle die Stirn und kneife die Augen enger zusammen, versuche mich vollkommen auf die Umrisse zu konzentrieren, doch als sie näherkommen, erkenne ich es. Zwei weitere Keryno?
Eben diese öffnen scheinbar eine Flügeltür und die Beiden, die ich die ganze Zeit beobachte, gehen nach einigen Sekunden hinein.
Mir stockt der Atem und ich reiße die Augen weit auf. Für einen Moment bleibt mein Herz stehen, ehe es fünf Mal so schnell weiterschlägt. Wie kann das sein?
Ein eisiger Schauer läuft mir den Rücken hinunter.
Es war nur für den Bruchteil einer Sekunde, deswegen kann ich mir eigentlich nicht sicher sein, ob es nicht nur Einbildung war.
Und doch bin ich mir felsenfest sicher, dass es keine war.
Dieses Gefühl täuscht sich nicht. Niemals. Es hat sich in mein Gehirn und in meinem Inneren festgebrannt und fest verankert. Es ist eines, das ich unter tausenden wiedererkennen würde.
Dafür ist es mir zu bekannt, ja, beinahe schon zu vertraut.
Auren von Vampiren. Unzählige.
Während ich mich auf diese Art mit den Auren anderer verbinde, ist meine Reichweite stark beschränkt, vor allem jetzt auf dieser Entfernung. Deswegen konnte ich die Keryno vor der Tür auch erst bemerken, als sie unmittelbar in der Reichweite waren. Und dennoch konnte ich in der Nähe sofort mehrere Vampirauren spüren.
Schnell schließe ich wieder die Augen, um die Verbindung nicht zu verlieren, allerdings ist es dafür bereits zu spät.
Was machen so viele Vampire unter der Trainingshalle?
***
Levi
Der Wind fährt ihm spielerisch durchs dunkle Haar, während er den Blick in die Ferne gerichtet hat. Die Hände in den Hosentaschen vergraben, lässt er ihn über das Quartier, über die Felder und anschließend über die Stadt streifen.Am liebsten würde er seine Windklingen über all das, was ihm zu Füßen liegt, senden und alles dem Erdboden gleichmachen, um auch nur irgendeinen Hinweis auf das Versteck der Vampire zu finden.
Er ist hier hochgekommen, um den Kopf freizubekommen, doch das, was sonst sein Rückzugsort ist, stellt sich mittlerweile als Schlag ins Gesicht heraus. Als wolle er ihm sein Versagen geradewegs ins Gesicht drücken. Zeigt ihm die sonst so hell erleuchtete, belebte Stadt in völliger Dunkelheit, beinahe wie ausgestorben.
Seit dem Aufstand der Vampire sind mehrere Wochen vergangen, die sich wie Jahre und doch nur wie Tage anfühlten. Wie ein schrecklicher Albtraum und doch ist es die Realität. Die Zeit drängt mehr als je zuvor. Das Versteck der Vampire zu finden ist wichtiger als je zuvor.
Ein Teil seines Gehirns weiß, dass es dumm ist, und dennoch gibt er sich die Schuld. Sich und auch der Organisation. Wenn sie bloß all die letzten Jahre mehr Gas gegeben hätten, wenn sie sich noch mehr Mühe beim Suchen gegeben hätten. Sich vielleicht weniger zurückgehalten hätten.
Dann hätte vielleicht all das hier verhindert werden können.
All das Leid, der Kummer, der Schmerz, die Trauer und vor allem die Tode. Ja, die unzähligen Tode.
Er kommt sich so unfassbar dämlich vor. Diese eine Frage, die ihn schon seit diesen ganzen Wochen plagt, lässt ihn auch heute nicht verschont.
Wie?
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Keryno - Aufstand der Vampire
VampireDie bisher unterdrückten Vampire erheben sich und versetzen alles in Angst und Schrecken. Nun spürt die gesamte Welt das Ausmaß ihrer Existenz. Während ein Krieg um die Freiheit der Menschheit beginnt, versinkt Sienna in einem Gefühlschaos. Ihre ma...