Part 44

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Lindsays Sicht:

„Lasst mich endlich hier raus!“ Schrie ich durch das Zimmer und hämmerte verzweifelt gegen die Tür. Wie viele Tage waren vergangen? Ich konnte es nicht mehr sagen. Meine Mutter hatte mich kurz nach Hause gefahren und mich in meinem Zimmer eingesperrt. Eine Stunde später kam sie hektisch hinein gelaufen und packte Sachen von mir in einen Rucksack. Dann schleppte sie mich wieder in ein Taxi und fuhr mit mir woanders hin. Wo? Ich hatte keine Ahnung, denn irgendwann war mir schlecht geworden und ich war zusammen geklappt. Letzten endlich kam ich in dieses Zimmer und war seitdem auch nicht mehr draußen. „Bitte…“ flehte ich und rutschte langsam die Tür hinab. Die Tränen liefen wieder über mein Gesicht. Mir war kalt in dem dünnen Shirt das ich an hatte und so lief ich zu dem Bett und kuschelte mich in eine Decke ein. Der Raum war klein, besaß nur ein Bett und einen Schrank. Zum Glück habe ich ein Bad, dachte ich mir. Die Fenster waren verriegelt und das Zimmer wurde nur von ein paar Lampen beleuchtet. Nervös blickte ich wieder um mich. Ich wollte nur noch hier raus, hätte ich das damals gewusst, wäre ich mit Justin einfach mitgegangen, untergetaucht… aber das kann Justin nicht machen und ich auch nicht. Justin… wie gerne würde ich ihm einfach schreiben das ich noch gesund bin, das alles okay ist und ich ihn sehen will… aber ich kam hier nicht raus. Das leise Klicken der Tür ließ mich aus meinen Gedanken aufschrecken und mein Blick flog zur Tür. Alex kam langsam in den Raum und verschloss wieder die Tür. In meinem Magen drehte sich alles und ich zog meine Füße eng an mich. Bitte nicht. Er war schon an dem Tag gekommen, als ich hier eingesperrt wurde. Er hatte zwar nichts getan, sondern mir nur erklärt wie es jetzt weiter ging, doch ich bekam bei jeder Bewegung von ihm Panik. Als er näher an das Bett trat und der Lichtkegel ihn erhellt, zog ich scharf die Luft ein. Er hatte ein dickes blaues Veilchen und eine aufgeplatzte Lippe. Allgemein lief er auch recht schief, als würde ihm der ganze Körper schmerzen. „Ja Claire, sieh mich ganz genau an.“ Nervös kaute ich auf meiner Lippe. „Ich heiße Lindsay…“ murmelte ich. Wie sehr hasste ich doch meinen echten Namen. Alexander hörte es wohl nicht, da er einfach weiter redete. „Sieh dir alles Haar genau an. Denn das war dein ‘ach so heiß geliebter‘ Justin. Er ist ein gewalttätiger Kerl mit Vorstrafen die bis sonst wohin reichen!“ Der Zorn war in seinem Gesicht geschrieben. „Das stimmt nicht! Justin ist ein liebevoller Mann, anständig, der sich immer um mich kümmert…“ „Sieh mich an Claire!“ Schrie er und kam mir bedrohlich nah. Mein Körper begann zu zittern und ich rutschte nach hinten. „Das war er! Er allein! Weil er seine Wut nicht kontrollieren kann!“ Er legte seine Hand auf meinen Arm und ich schrie auf. Ich vergrub mein Gesicht zwischen meinen Armen. Langsam rückte er wieder weg. Ich schlang meine Arme um meine Knie und wippte meinen Körper. Ganz ruhig. Alles wird gut. Vielleicht hatte er sich auch nur gewehrt gegen Alex? Aber wie ginge es dann Justin? „Ist mit Justin alles okay?“ Ich flüsterte die Worte nur. Alex sein Gesicht verdunkelte sich. „Du fragst mich, der von ihm verletzt wurde, ob es ihm gut geht…“ Er kam wieder näher, bis er vor mir auf dem Bett kniete. Mein Rücken hatte ich gegen die Wand gedrückt. Ich nickte nur und spürte im selben Moment, wie  mir die Luft wegblieb. „Du bist eine Schlampe Claire. Gänzlich wirst du das auch bleiben. Aber du bist trotzdem heiß.“ Er beugte sich zu mir runter und leckte über meine Wange. Verzweifelt versuchte ich seine Hand von meinem Hals weg zubekommen. Meine Stimme war nur noch ein Krächzen. „Aber du brauchst dir bald keine Sorgen mehr um deinen Justin zu machen. Den gibt es bald nicht mehr“, flüsterte er in mein Ohr. Meine Augen weiteten sich und ich versuchter mit ganzer Kraft etwas zu sagen, was scheiterte. Aber er bemerkte es und ließ endlich los. Hustend und nach Luft schnappend, klappte ich nach vorne und blickte ihn mit Angst an. „Tu Justin bitte nichts… Ich werde alles machen was du willst!“ Keuchte ich und rang weiter um Luft. Der Schmerz in meinem Herz breitete sich weiter aus. Eine Augenbraue wanderte in seinem Gesicht hoch. „Du wirst mich sowieso Heiraten und lieben… Aber ich wüsste etwas. Sollte es dazu kommen, meine Liebe, das wir ihn jemals wieder begegnen, dann wirst du ihn abweisen. Er kann dir nichts bitten, du hast dich in mich verliebt, er sei doch nur eine Affäre gewesen.“ Er tätschelte meinen Kopf und wandte sich von mir ab. „Dann wird dein Justin weiter leben, doch solltest du es nicht tun, tja, dann wird er nicht mehr lange leben.“ Er strich sich durch sein Haar und stand mit dem Rücken zu mir. Langsam packte er sein Handy aus und starrte es an. „Nun, was ist deine Antwort? Du solltest dich lieber schnell entscheiden.“ Mir lief es eiskalt über den Rücken. „Ja, ich werde es tun, aber dafür lässt du ihn für immer in Ruhe“, sagte ich mit zitternder Stimme und blickte zu Boden. Zufrieden verließ Alex mein Zimmer und ließ mich wieder alleine zurück. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich ließ ihnen freie Bahn. Ich würde es sagen, doch die Wahrheit wäre es nie. Denn ich liebte nur Justin.

In den 2 Tagen die wieder vergangen waren, durfte ich endlich aus dem Zimmer heraus. Ich war in einem Haus untergebracht, das auch den Masons gehörte, so sagte es man mir. Es lege in der Nähe von meinem alten Zuhause. So lange ich nicht herum zickte, dürfte ich außerhalb des Zimmers sein und mich im Haus frei bewegen. Natürlich war ich immer wieder auf der Suche nach einem Ausgang, ein Fenster aus dem ich springen konnte, eine Tür die hinaus führte. Doch die meisten Türen waren verschlossen und vor allen Fenstern war ein Gitter. Ich fühlte mich mehr als nur in einem Käfig eingesperrt. Auf der Suche nach einer Feile oder ähnliche, durch suchte ich gerade eine Schublade bei einer alten Kommode. „Was suchst du da meine Liebe?“ Bei Alex seiner Stimme erschrak ich mich sehr und machte einen großen Satz zur Seite. Mit laut pochendem Herzen drehte ich mich zu ihm um und blickte in seine wachenden Augen. „Ich suche nur… einen Stift und Papier, ich möchte dass du meiner Mutter den Zettel bitte gibst.“ Ich schaute in mit großen, möglichst lieben Augen an. Bitte glaube diese Lüge. „Ich glaube, ich vertraue dir genug, dass du sie auch anrufen darfst.“ Er drehte sich um und ging zu einer Tür, die die ganze Zeit abgeschlossen war. Langsam zückte er aus seiner rechten Jackentasche einen Schlüssel und öffnete die Tür, die zu einem großen Wohnzimmer führte. Der Raum war sehr geräumig, aber auch nur karg eingerichtet. Um einen kleineren Kamin rechts von mir standen zwei verstaubte Sessel. Links vor mir waren ein paar Tische und auch eine Kommode auf der ein silberner Gegenstand stand. Den Zettel, den ich aus der Kommode geholt hatte, hielt ich fest in meiner Hand. „Mach es kurz und bündig.“ Alex reichte mir den drahtlosen Hörer den ich zitternd in meine Hand nahm. Kurz wählte ich die Nummer meines Elternhauses und als meine Mutter abnahm, schilderte ich ihr, dass ich Anziehsachen bräuchte. Als ich wieder aufgelegt hatte, reichte ich ihm das Gerät und verlies eilig das Zimmer. Nun wusste ich jedenfalls wo ein Telefon war.

She isn't allowed to love himWo Geschichten leben. Entdecke jetzt