Part 64

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Justins Sicht:

Im Kühlschrank suchte ich etwas zu essen, wenigstens eine Kleinigkeit. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen, viel Räderwechsel, da es auf den Frühling zugeht und kein Schnee mehr liegt. Es ist erst der zwölfte Februar, die Leute kommen bei uns sofort vorbei sobald das erste Mal die Sonne scheint. Dann dürfen die Winterreifen beim nächsten Schnee doch wieder umgesteckt werden. Verschwitzt und hungrig suchte ich vergeblich nach etwas essbaren, also nahm ich mir einfach ein paar Würstchen heraus, um nicht gleich auf der Stelle zu verhungern. Ich setzte mich an den Esstisch und sah, dass meine Mutter einen Stapel voller Zeitungen mitgebracht hatte. Ich öffnete den ersten Brief, doch es war nur eine Rechnung für unsere Wohnung die bezahlt werden sollte. Der zweite Umschlag war gold, ein verschmücktes Muster war darauf. Ich drehte ihn nochmal um, um sicher zu gehen, dass er an mich gerichtet war. Zweifellos las ich meinen Namen auf dem Brief also öffnete ich ihn. Ich zog eine Karte heraus und öffnete sie. Ein Text stand auf der Seite geschrieben und ein Bild war rechts daneben. Alex hielt mein Mädchen in seinen Armen. Sie hatte ein wunderschönes weißes Kleid an, an ihrer Taille und an der Brust lag es eng an und am Anfang ihrer Hüfte wurde es zu einem breiten langen Kleid, das bis über den Boden reichte. Ihre Haare waren zu einer Hochsteckfrisur zusammengebunden, sodass man eine tolle Sicht auf ihr makelloses Gesicht hatte. Sie schaute zwischen ihren dichten Wimpern zu Alex nach oben, der einen teuren Anzug ganz in schwarz trug. Ich riss das Bild aus der Karte und schnitt Alex heraus, wütend zündete ich seine Hälfte mit einem Feuerzeug an und fühlte mich gut dabei wie das kleine Stück Papier mit seiner hässlichen Visage zu Staub zerfiel.

Mein Blick haftete auf dem Text der daneben stand.

Lieber Justin,

vermutlich wirst du diese Zeilen nie lesen, da Alex es herausfinden wird und mich dafür bestraft, bevor ich ihn überhaupt abschicken kann. Falls der Brief dich doch erreicht hoffe ich du bist nicht sauer auf mich, dass ich mich lange nicht gemeldet habe und hörst mir aufmerksam zu.

Es tut mir leid, ich konnte dich nicht anrufen, ich wäre schwach geworden, wenn ich deine Stimme höre. Ich hatte zu viel Angst, dass dir...uns je wieder etwas Schlimmes zustößt, deswegen ist es besser so. Ich tue dir nicht gut, wir haben viel zusammen erlebt und ich bin sehr froh dich an diesem Abend kennen gelernt zu haben. Nicht einmal habe ich es bereut dich umgerannt zu haben, noch weniger habe ich unsere erste Nacht bereut. Ich erinnere mich gerne an daran, wie ich mich in deinem kleinen Bett an dich kuschelte, sodass ich nicht rausfiel. Wir hatten unsere besonderen Momente, für mich war das schönste, dir einfach nur in deine braunen Augen zu schauen. Ich würde sie unter hundert anderen erkennen! Alles war wunderschön, aber nie habe ich daran gedacht, dass ich dir deine Zukunft nehme. Ich verweigere dir somit die Zeit, die du mit einer anderen Frau verbringen könntest. Eine Frau, die dich unterstützen kann, eine Frau die für dich da ist, wann immer du sie brauchst.

Ich kann diese Frau für dich leider nicht sein, meine Eltern haben einen anderen Weg für mich bestimmt. Langsam müssen wir akzeptieren, dass aus uns nichts werden wird, auch wenn ich es mir mehr als alles andere wünsche. Alex wird mich nicht so einfach loslassen und meine Eltern sehen all das was ich ihnen gesagt habe nicht. Ich hoffe einfach, dass du glücklich werden kannst und dass du der Mensch bleibst, der du an dem Abend warst. Ein Fürsorglicher junger Mann, der mich im Dunkeln nicht alleine lässt und mich wie ein Gentleman begleitet. Der Mann, der immer liebevoll und wunderbar zu mir war. Bitte versuch stark zu bleiben, du musst mich ja nicht vergessen, aber ich bin deine Vergangenheit. Auch ich werde dich nicht vergessen, du bleibst immer ein Teil von mir. Auf mich wartet Alex in ein paar Tagen am Altar, nichts kann diesen Schritt verhindern und teilweise möchte ich das auch nicht, denn ich kann dich nicht mehr hinhalten, ich möchte dich nicht noch mehr verletzten.

Der Tag, an dem ich frei sein werde wird nie kommen, aber du bist es.

Du bist zu mehr bestimmt und das weiß ich, ich wünsche dir Glück und verliere nicht die Hoffnung bei den Dingen die du tust.

In Liebe,

Lindsay

Lindsays Sicht:
„Hast du schon alle Rückmeldungen für die Hochzeitskarten?", fragte Alex. „Zwei stehen noch aus, vermutlich werden die Buchanan's nicht kommen. Sie haben weder abgesagt, noch sich sonst in irgendeiner Hinsicht gemeldet". „Okay", sagte er. „Freust du dich meine Süße?", fragte er mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ich kann es kaum abwarten", log ich. Meine Haare verdeckten mein Gesicht und so hoffte ich, dass er aufstand und zurück an seinen Schreibtisch ging. „Schau mich an", sagte er und nahm einen Finger unter mein Kinn. „Was ist los?", fragte er und schaute mir eindringlich in meine Augen. Ich schwieg, es kamen keine Worte aus meinem Mund, obwohl ich gerne schreiend zugeben würde, dass ich ihn hasste. „Du liebst ihn noch", flüsterte er plötzlich, mehr zu sich selbst als zu mir. „Hab ich nicht recht?", fragte er, seine Augen verdunkelten sich. „Antworte mir", schrie er, als ich auch jetzt ruhig blieb. „Was willst du denn von mir hören?", fragte ich ungläubig. „Natürlich tue ich das. Ich liebe ihn sehr. Glaubst du echt, dass ich dich mögen kann, du hast mich vergewaltigt, kein Mensch hat mich je mehr verletzt als du. Ich kann es dir nicht glauben, dass dir etwas an mir liegt, sonst würdest du mich nicht so behandeln". Ich hielt mir die Hand vor den Mund, als ich realisierte, was ich laut ausgesprochen hatte. Nach meinem Schock folgte die Angst. Angst was er mir antun würde, ich hatte davor Angst was mit mir passieren würde.

Trotzdem blieb er ruhig und fing an zu nicken. „Ich verstehe", sagte er leise und schaute traurig. Hoffentlich konnte er endlich ein bisschen was von dem fühlen, wie es mir täglich ging. „Ich wusste nicht, dass du mich so siehst. Ich möchte nur das Beste für dich und mich", sagte er arrogant. Die Trauer hatte nicht sehr lange angehalten. „Du wirst mich übermorgen heiraten mein Liebling, du wirst ihn nie wieder sehen. Du wirst lernen mich zu lieben, egal wie lange es dauert. Ich werde dich nicht wieder loslassen", sagte er ernst und mit einem gewissen Triumph den er gegenüber mir ausspielte.

Man sah es ihm an, wie er es liebte die Macht zu präsentieren die er über mich hatte. Ich stand auf und rannte fast über das Parkett. Hinter mir schloss ich die große Flügeltür und lehnte mich an die Wand. Als ich leise Schritte hörte, die näher kamen ging ich zu meinem Zimmer. Auf einmal ging die Tür auf und Alex schaute hindurch. „Meinst du, du kannst versuchen mich zu lieben?", fragte er. Ich blieb vor meiner Zimmertür stehen und drehte mich langsam zu ihm um. Mein Zeigefinger malte die Umrandungen meiner Lippe nach. Kurz schloss ich die Augen und fuhr mir durch mein lockiges Haar. „Ich weiß es nicht", sagte ich ehrlich.

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She isn't allowed to love himWo Geschichten leben. Entdecke jetzt