Kapitel 38.

3.5K 73 4
                                    

<<Lia's Sicht>>

Am Morgen werde ich durch ein klopfen, nein eher ein hämmern geweckt. Ich rolle mich gefühlt mühselig aus meinem Bett und gehe zu Tür. „Aufstehen, Schwesterherz . Es geht nachhause" sagt mein Bruder und ich seufzte. „In 10 Minuten in der Lobby" sage ich und schlage ihm die Tür vor seiner Nase zu. Einfach anstrengend. Ich gehe kurz ins Bad. Ich habe ja nichts dabei. Es war mehr als nur spontan nach Aachen zu fahren, dass ich ja eh nichts dabei habe. Ich wasche einmal mein Gesicht und ziehe Schuhe an. Daraufhin gehe ich nach unten und wir checken aus. Dann setzen wir uns ins Auto und fahren endlich heim. Ich bin echt aufgeregt, was heute Abend passieren wird. Werden wir uns streiten oder vertragen?

Zuhause angekommen, gehe ich als erstes duschen. Das tut einfach so gut. Es fühlt sich jedesmal so an, als wäre man in der Dusche frei. Es fühlt sich an, als könnte man einfach Probleme von sich waschen. Seitdem Kai Havertz in mein Leben getreten ist, scheint nichts mehr so, wie es eigentlich sein soll. Aber mir gefällt das. Ich liebe es, dass er eine andere Lia aus mir kitzelt. Ich liebe es, wie frei ich mich bei ihm fühlen kann.

Ich bin sogar so aufgeregt, dass ich mich direkt schon an meinen Schminktisch setze nach dem duschen. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, erst später zu ihm zu gehen. Aber irgendwie, kann ich es nicht mehr abwarten. Er hat ja eh gesagt, dass er den ganzen Tag für mich Zeit hat. Er hat gesagt, dass ich kommen kann, wann ich möchte. Also muss er damit jetzt klarkommen. Ich schminke mich dezent und ziehe mir ein entspanntes Outfit an. Eigentlich würde ich mich jetzt total hübsch für ihn machen. Aber bei ihm habe ich das Gefühl, dass er mich wirklich mag. Immerhin habe ich ihn in Jogginghose kennengelernt. Also kann ich auch heute eine tragen, wenn wir heute sogar eventuell ein Paar werden. Ich trage eine schwarze Jogginghose und dazu ein schönes weißes schulterfreies Oberteil. Dann sehe ich auf die Uhr. Mist. Es ist erst 13:00 Uhr. Viel zu früh. Also lasse ich mich auf mein Bett fallen. Heute habe ich überhaupt keine Ruhe in mir. Aber ist ja auch verständlich. Als ich grade schon meine Geduld verlieren will, sehe ich nochmal in mein Buch, was ich gerade lese. Es heißt After Passion. Es handelt von Tessa Young. Ihr Leben könnte nicht perfekter sein mit ihrer Mutter und ihrem komischen langweiligen Freund. Doch ihr Leben ändert sich plötzlich, als sie die  Universität beginnt. Dort lernt sie Hardin Scott kennen, der so ganz anders ist als ihr Freund und ihr Leben davor. Also wirklich komplett. Er ist ein Badboy und derbe attraktiv. Er ist oft gemein, auch zu Tessa. Aber irgendwie fühlt sich Tessa zu Hardin hingezogen. Also es ist wirklich total spannend.

Irgendwie verliere ich mich darin und lese mehr Seiten, als ich es eigentlich vorhatte. Aber es fesselt mich einfach jedes Mal. In manchen Sachen erinnert Hardin mich an Kai. Kai hat mein Leben ebenfalls verändert. Ich war genau wie sie, bevor Kai Havertz in mein Leben getreten ist. Vielleicht mag ich es deshalb so sehr.

Nachdem ich wirklich viele Kapitel gelesen habe, sehe ich auf die Uhr. Schon 17:00 Uhr?! Oh gott, wie lange habe ich gelesen? Ich packe sofort mein Buch weg und hole meinen Autoschlüssel. Es ist so komisch, dass ich jetzt ehrlich zu meinem Bruder sein kann. „Ich fahr rüber zu Kai. Bis später" sage ich. Das Gefühl war ganz ungewohnt, aber mein Bruder rief nur „Viel spaß. Denk aber daran, dass du morgen Schule hast" sagt er fürsorglich. Ich lächele „Natürlich. Bis später" verabschiede ich mich und gehe zu meinem Auto. Dort steige ich ein und mache mich auf den Weg zu Kai. Das Bauchkribbeln kommt wieder zurück. Es ist jedesmal nochmal aufs neue aufregend, ihn zu sehen.

Angekommen, klingele ich. Schnell richte ich noch mein Oberteil und ein total verschwitzter, aber oberkörperfreier Kai, macht mir die Tür auf. „Sry, dachte du kommst erst später. Ich hab grade Sport gemacht" sagt er und fährt sich seine Locken, aus seinem Gesicht. Sogar verschwitzt, war er attraktiv. Wenn ich mir einen Mann backen könnte, wäre es genau er. So stelle ich mir meinen persönlichen Romeo vor. „Alles gut. Ich hab um ehrlich zu sein überhaupt kein Problem damit, dir zuzusehen, falls du nicht fertig bist" grinse ich und komme einfach rein. Obwohl ich geklingelt habe, liegt Dino auf der Couch und schläft. Einfach unfassbar, wie süß ein Hund sein kann. „Ich kann auch aufhören und wir reden. Dann mach ich später weiter. Wenn du warten willst, musst du nach unten in den Keller kommen. Dort hab ich meinen Fitnessraum" erklärt er mir und ich folge ihm nach unten. Ich setze mich dort auf einen Gymnastikball und sehe grinsend zu ihm. „Ich habe noch nie Publikum gehabt. Irgendwie unangenehm" gibt er lachend zu, aber geht dann zu seiner Hantelbank, macht Musik mit der Fernbedienung an und macht seinen Sport weiter.

Da er oberkörperfrei ist, sieht man einfach, wie sich seine Muskeln anstrengen. Man kann genau erkennen, wie sie sich auf und ab leicht bewegen. Seinen Gesichtsausdruck, nehme ich ebenfalls unter die Lupe. Davon abgesehen, wenn er sich anstrengt, kommen die Adern an seinem Arm zum vorschein. So sieht man sie am Tag auch, aber wenn er grade beim Training ist, eben noch stärker. Ich muss aufpassen, dass ich nicht anfange zu sabbern. Grade verspüre ich das Gefühl bzw Bedürfnis, wie sich jede Zelle meines Körpers, nach ihm verzehrt. Das Bedürfnis ihn grade zu küssen ist unbeschreiblich groß. Um so länger ich ihn ansehe, um so größer wird es. Ich beiße mir aus Reflex auf meine Unterlippe und stelle mir Szenen vor, die nie passiert sind. Ich sehe mich und Kai in meinen Gedanken. Ich sehe ihn aufstehen und unter die Dusche gehen. Ich komme einfach rein, er zieht mich zu sich und küsst mich leidenschaftlich.

Dann werde ich leider aus meinen Gedanken gerissen, da er schon längst aufgestanden war. „Ich bin fertig. Alles klar bei dir?" fragt mich Kai und trinkt grade einen Schluck Wasser, aus seiner Wasserflasche. Ich erschrecke und fasse mir an mein Herz vor Schreck. Der Tagtraum hat sich so echt angefühlt, dass ich die Realität kaum mitbekommen habe.

Love me or leave me                       |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt