Kapitel 46.

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Als ich eine halbe Stunde später die Zimmertür öffne, liegt sie schon im Bett und schläft. Sie hat mein schwarzes Shirt von Palm Angels an. Ich hab das so vermisst, neben ihr einzuschlafen. Da wir uns schon so lange nicht mehr gesehen haben, ist das Gefühl bestimmt noch besser. Ich ziehe mich also leise um. Ich wechsele meine Jeanshose in eine Jogginghose und ziehe mein Shirt aus. Ich lege mich vorsichtig zu ihr und versuche leise zu machen.

Als ich grade meine Augen schließe, spüre ich, wie sie sich an mich kuschelt. Sie hat wohl im Schlaf meine Anwesenheit gespürt. Ihr Bein schlängelt sie über meinen Oberschenkel. Den Arm legt sie um meinen Bauch und der Kopf liegt auf meiner Brust. Ich lächele und lege meinen Arm um sie. Meine Hand lege ich an ihrem Becken ab und streichele sie sanft etwas. Ich bleibe bewusst mit meiner Hand dort, da sie wie immer keine Hose zum schlafen an hat. Ich will es mit ihr einfach richtig machen. Deshalb lasse ich bewusst immer meine Hände bei mir, egal ob sie wach ist oder schläft. In meinen ganzen Gedanken versunken, schlafe ich dann irgendwann ein.

Am nächsten Morgen werde ich wach und Aurelia war nicht mehr neben mir. Ich sehe mich direkt um. „Schatz?" rufe ich und stehe auf. Ich sehe mich im Zimmer um, aber ohne großen Erfolg. Ich denke mir dann aber nichts weiter dabei und gehe duschen. Sie ist bestimmt unten. Danach laufe ich nach unten und sehe sie auch direkt. Sie sitzt dort auf der Couch mit meiner Schwester und trinkt einen Tee vor dem Feuer. Süß. Ich komme näher und lege die Arme von hinten über ihre Schultern. „Guten Morgen ihr zwei" sage ich und gebe meiner Freundin einen Kuss auf die Wange und meiner Schwester wuschele ich durch die Haare. „Morgen" sagen beide. Aurelia normal und meine Schwester genervt. Ach woher das wohl kommt? Nein spaß. Das kommt von meiner tollen Begrüßung. Sie ist immer so pingelig, wenn es um ihre Haare geht.

„Ich würde gerne heute mit dir Skifahren gehen. Hast du Lust?" frage ich. Aurelia nickt. „Klar, wieso nicht. Aber ich habe das noch nie gemacht" schmunzelte sie und zucke mit den Schultern. „Ein Samstag ist doch ein toller Tag, um es zu lernen. Also stell dich nicht so an!" lache ich und sie auch.

Gesagt und getan! Um 15:00 Uhr gehen wir auf die Piste. Wir leihen uns alles aus, was wir brauchen. Dann gehen wir an einen Berg. Ich erkläre ihr alles. Ich zeige ihr die Bewegungen. Es sieht echt lustig aus, wie sie mir so verloren zuhört. Ich bin aber ein echt guter Lehrer. Also, gehe ich davon aus. Sie schafft das schon.

„Nein. Schatz ich kann das nicht. Ich habe Angst. Ich will doch nicht, sei mir nicht böse" sagt sie ängstlich. „Du machst das bitte. Ich weiß, dass es dir Spaß machen wird. Komm schon. Für mich" schmolle ich und sie schüttelt immer noch den Kopf. Dann schmolle ich noch mehr und sie gibt nach. Ja. Perfekt.

Dann fährt sie los und ich bin total stolz. Sie macht das echt gut für das erste Mal. Klar, wackelt sie, aber das ist alles noch voll im Rahmen. Ich wusste, dass sie es kann. Manchmal muss man einfach die Leute zu ihrem Glück zwingen. Dann schwankt sie extrem. Was ist da los?Als würde sie die Kraft verlassen.

Dann : DER BAUM. Sie knallt voll dagegen und fällt in den Schnee. Mein Herz fängt an schneller zu schlagen „LIA" rufe ich und fahre zu ihr runter. Sie liegt regungslos auf dem Boden, als ich ankomme. „Schatz" sage ich wieder total besorgt und krank vor Angst. Ich drehe sie um und ihre Augen sind geschlossen. Meine Panik wird größer. Ich rüttele sie etwas. Keine Bewegung. Es waren mehrere Menschen um uns. „ICH BRAUCHE HILFE" schreie ich und sofort kommen Leute. Jetzt geht es ganz schnell. Ehe ich mich versehe, wird sie unansprechbar ins Krankenhaus geschafft und mir wurde mitgeteilt, dass ich benachrichtigt werde, wenn ich ins Krankenhaus kann. Ich mache mir riesige Vorwürfe. Ich habe sie praktisch gezwungen. Sie wollte nicht. Hätte ich nur auf sie gehört.

Unten angekommen haben meine Geschwister es mitbekommen. Ich durfte nicht mit, da Lia nicht ansprechbar ist. Ich falle meinem Bruder in die Arme „Das ist meine Schuld. Sie konnte nicht mehr ausweichen. Ich..ich würde mir selbst nie verzeihen, wenn es jetzt Schäden gibt" wimmere ich und mir steigen Tränen in die Augen. „Es ist nicht deine Schuld. Warte noch kurz und dann fahr zu ihr" versucht mich mein Bruder zu beruhigen. Das bringt aber nichts. Aus der Trauer wurde Wut und ich löse mich von ihm. „Es ist meine Schuld" schreie ich fast schon von meinen Emotionen geleitet. Ohne, dass ich es will, laufe ich ans Haus und werfe voller Wucht die Stange mit Blumenkästen um. Meine Hände zittern und die Tränen laufen mir runter. Meine Schwester kommt von hinten und hält meine Hände fest „Kai komm zu dir. Es ist nicht deine Schuld" sagt sie eindringlich und ich falle ihr in die Arme. Sie streichelt mir über den Rücken und ich wimmere „Das ist alles nicht fair" hauche ich und sie nickt. „Alles wird wieder gut" sagt sie.

Als ich mich beruhigt habe und die Ausrüstung los bin, setze ich mich ins Auto. Ich fahre sofort zum Krankenhaus und warte vor diesem ungeduldig. Ich wurde ja noch nicht angerufen, aber ich möchte sofort, wenn ich kann, hier sein.

Es dauert einige Zeit, aber dann kommt plötzlich der Anruf. Ich renne praktisch ins Krankenhaus und erkundige mich sofort. „Ich suche Aurelia Brandt" sage ich an der Information. „Name?" sagt die Frau total unfreundlich. „Kai Havertz" sage ich direkt. Sie tippt ewig herum. Was soll das?! Ich möchte zu meiner Freundin. „In welcher Beziehung stehen sie zu Frau Brandt?" fragt sie und ich muss lügen, da ich sonst keine Priorität hätte. „Verlobter" lüge ich also und sie tippt weiter. „Geht das eventuell etwas zügiger?" werde ich nun unfreundlich und sie seufzte. „Zimmer 304" meint sie böse, aber das war mir egal. Ich stelle mich also in den Fahrstuhl und fahre nach oben. Meine Hände sind eiskalt vor Angst. An dem Zimmer angekommen, klopfe ich und öffne die Tür. Dort liegt sie. Sie hat die Augen offen. Ihr geht es gut. Ein Stein fällt mir vom Herzen. „Hey" meine ich und komme direkt rein. Ich nehme ihre Hand, ehe sie schwach „Hey" sagt und mich nun ganz schwach anlächelt.

Bevor ich was sagen kann, kommt ein Arzt rein. „Ich habe gehört, dass sie Besuch haben von ihrem Verlobten Frau Brandt" meint dieser und ich werde rot. Aurelia sieht mich belustigt an, aber spielt mit „Ja" haucht sie nur und der Arzt kommt näher. „Also wir würden sie gerne über Nacht noch hier lassen zur Sicherheit. Ich muss ihnen noch etwas mitteilen. Ihre Werte sind perfekt und der kleine Unfall hat nichts beschädigt. Wichtig ist, dass der Ohnmachtsanfall nur durch den Aufprall auf den Kopf verstärkt wurde. Er wurde aber auch durch andere Faktoren ausgelöst. Entweder durch eine mögliche Schwangerschaft, neue Medikamente oder starker Stress. Bei ihrer zierlichen Statur und Größe reicht sowas schon aus. Es entsteht niedriger Blutdruck und somit kommt es zu kleinen Ohnmachtsanfällen" erklärt der Arzt.

Mir kommt sofort die Antwort in den Kopf. Aurelia nimmt doch seit einer Woche die Pille und hat Stress wegen den Prüfungen und meinem Dad. Das alles hat sie wohl zu viel belastet. „Dankeschön. Gott sei Dank war es nichts schlimmes" meint Aurelia und streichelt die ganze Zeit meine Hand. „Ich wünsche ihnen gute Besserung. Wenn sie etwas brauchen, klingeln sie bitte" sagt der Arzt und Lia bedankt sich. Ich sehe sie an und wir sagen fast gleichzeitig „Pille" weshalb wir beide lachen. „Ich vertrage sie wohl nicht gut. Aber du bist also mein Verlobter?" schmunzelt sie. „Jaja ich musste lügen, dass ich zu dir komme. Aber egal. Jetzt scheiß doch mal kurz auf das Gespräch mit Pille. Du hast auch Stress wegen meinem Dad" sage ich und sie schüttelt den Kopf. „Lass uns bitte nicht über deinen Dad jetzt reden" bittet sie mich und ich nicke. Ich würde ihr grade jeden Wunsch erfüllen. Ich habe heute mal wieder gemerkt, wie abhängig ich von diesem Mädchen bin.

Love me or leave me                       |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt