Kapitel 53.

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Plötzlich fängt jeder an zu reden. Der Arzt will was sagen und Amy redet mit. Ich verstehe kaum etwas. Mein Kopf dröhnt. Ich kann das nicht. Nicht so. Nicht jetzt. Es fühlt sich an, als wäre die Zeit angehalten und ich dazwischen.

Gott sei Dank waren wir fertig und ich stehe auf. Ich wische mir das Zeug vom Bauch und der Arzt drückt mir die Bilder in die Hand. Ich packe sie sofort weg. Ich kann sie nicht einmal anschauen. Amy kommt auf mich zu und wir gehen raus in den Flur. „Ich will alleine sein. Ich kann nicht mehr" gebe ich im Flur zu und Amy zeigt Verständnis. Meine beste Freundin geht also rein und kümmert sich um die ganzen Dokumentationssachen, wie zb den Mutterpass.

Ich gehe einfach nur raus und schnappe hastig nach Luft. Ich gehe ein paar Schritte und es fängt an stark zu regnen. Ich stelle mich sofort unter, an einem Bahnhof. Als ich dann Ruhe bekam, kommt alles hoch. Ich fange an zu weinen und mein Körper sinkt auf die Knie. Wie soll ich das schaffen?Ich brauche ihn. Ich brauche Kai. Ich nehme mein Handy raus und wähle seine Nummer. Es klingelt kurz und er drückt mich weg. Das versetzt nochmal einen starken Stich in mein Herz. Ich spreche ihm auf die Mailbox. „Kai?Ich bin es. Bitte. Wenn du das hörst, ruf mich bitte zurück. Ich brauche dich. Bitte, ich schaffe das alles nicht mehr alleine. Ich..ich liebe dich und wenn du auch nur noch das geringste für mich empfindest...bitte ruf einfach zurück" weine ich am Telefon. Ich lege nun auf und hoffe, dass er mich zurückruft. Ich fahre durch meine mittlerweile nassen Haare und hoffe, dass alles nur ein Traum ist. Ein Traum, aus dem ich gleich aufwache. Ich möchte das alles nicht. Nicht jetzt. Nicht so. Mein Herz leidet, sowie noch nie. Ich kann es nicht behalten oder großziehen. Dafür bin ich viel zu jung und verletzt

Als ich grade komplett daran war zusammenzubrechen, kommt zufälligerweise Finn am Bahnhof vorbei. „Lia?Omg. Was machst du hier?Du bist ja ganz nass" sagt er besorgt und kommt zu mir. Er zieht ohne zu zögern seine Jacke aus und hängt sie mir über. „Danke" hauche ich nur und wische mir die Tränen aus meinen Augen. „Ich habe von der Presse schon gehört, dass er umgezogen ist" gibt er zu und nimmt mich in den Arm. Ich erwidere die Umarmung und die Tränen kommen sofort wieder. Es ist, als würde ich wieder komplett zurückgeworfen werden. „Ja. Er hat sich von mir getrennt" erzähle ich ihm und er war geschockt „Ohne es zu versuchen?" fragt er und nicke. „Ja" hauche ich nur. „Was ein Arsch. Du bist viel zu gut für ihn" meint er und fährt mir durch die Haare. „Ich bringe dich jetzt nachhause. Ohne wenn und aber" fügt Finn hinzu. Ich schüttele nur den Kopf. Zuhause wartet Amy auf mich und Julian. Ich kann es Julian nicht sagen. Er wird so enttäuscht von mir sein. Das ertrage ich nicht. „Nein. Ich möchte gerne alleine sein draußen. Aber danke" meine ich und er schüttelt den Kopf „Dann bleibe ich bei dir. Du kannst gerne hier bleiben, aber dann mit mir. Oder du gehst nachhause und dort bist du alleine. Aber beides gibt es nicht" sagt er total dominierend. Als hätte er mir irgendwas zu sagen. Aber da ich grade nicht in der Lage bin zu streiten, gebe ich einfach nach. „Okay..dann bleib eben" sage ich nur leise.

Wir warten noch, bis es aufgehört hat zu regnen und gehen ein paar Schritte. Ich wäre lieber alleine, aber seine Gesellschaft ist auch nicht schlecht grade für mich. „Gehen wir einen Kaffee oder so trinken?" fragt er mich, als wären wir schon 40 Jahre alt. Natürlich, ist er süß, aber mir fehlt einfach dieses spontane in ihm. Mir fehlt die Art von Kai...

Seine erste Liebe vergisst man wohl nie, oder? Natürlich ich jetzt erst recht nicht. Wird der Schmerz überhaupt aufhören? Soll ich das Kind überhaupt behalten? Eine Abbruch ist für mich definitiv noch nicht ausgeschlossen...

„Wie wäre es, wenn wir uns einfach einen warmen Kakao holen und uns irgendwo hinsetzen und reden" schlage ich vor und Finn schaut mich komisch an. „Du lässt dich so billig abspeisen?Gehen wir danach wenigstens noch essen?" fragt er verwirrt. Ich verstehe nichts mehr. Sieht er das jetzt als ein.. als ein Date? „Finn, ich möchte nicht mit dir essen gehen. Wir können uns einen Döner holen" schlage ich vor und er schüttelt den Kopf „Viel zu billig. Eine Frau wie dich, sollte man ausführen. Komisch, dass das Kai nie gemacht hat. Er hat doch genug Geld. Daran sieht man, wie wenig er für dich ausgeben wollte " meint er nur und ich sage nichts mehr dazu.Kai und ich haben uns nie etwas aus seinem Geld gemacht. Er hat mir Liebe gegeben und das wollte ich auch nur. Nebenbei, hätte er mir die Welt geschenkt, wenn er könnte. Aber ich erwarte nicht, dass außenstehende verstehen können, was ich und er besonderes hatten.

Ich habe ihm wohl nun ausgiebig klar gemacht, dass ich kein Date mit ihm haben möchte jetzt. Also haben wir uns einen Kakao geholt, wie ich es wollte. Wir haben uns auf die Bank gesetzt und etwas geredet. Von meinem kleinen Geheimnis, habe ich ihm noch nicht erzählt. Ich werde es auch keinem erzählen, da ich nur darauf warte, dass Kai mich zurückruft. Ich bin mir sicher, dass er es tut. Immerhin habe ich geweint und ich bedeute ihm hoffentlich noch was, auch nach den ganzen Wochen der Trennung.Kai würde mich nie hängen lassen..oder?

Am Abend bringt er mich nachhause. Ich gebe Finn seine Jacke zurück und er drückt mir einen Kuss auf die Wange. Es fühlt sich so fremd an. Es fühlt sich nicht richtig oder gar schön an. „Bis dann" verabschieden wir uns und ich gehe ins Haus. „Bin da" rufe ich. Amy und Julian waren aber wohl nicht hier. Ich hoffe, dass sie mich nicht suchen. Ich schreibe sicherheitshalber meinem Bruder, dass ich daheim bin. Ich lege mich auf mein Bett und lasse den ganzen Tag Revue passieren. Ich nehme nochmal die Bilder aus meiner Tasche und sehe sie mir an. Unglaublich, wie so ein winziges etwas, alles verändern kann. Ich informiere mich dann nochmal im Internet speziell über Schwangerschaftsabbrüche. Es ist bis zur 13 ssw möglich. Der Gedanke schwirrt mir natürlich im Kopf herum, aber festgelegt, habe ich es noch nicht. Ich sehe nochmal kurz auf mein Handy. Kein Anruf. Ich schreibe ihm diese Nacht noch unzählige male, wie sehr ich mit ihm reden muss und wie alleine ich bin. Irgendwann sehe ich nur noch, wie meine Nachrichten nur noch einen Haken haben. Das Profilbild verschwindet.
Er hat mich blockiert.

Love me or leave me                       |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt