Kapitel 60.

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Nun geht alles unfassbar schnell. Ein Krankenwagen hat mich und Aurelia ins Krankenhaus gefahren. In so einer Situation, hätte ich niemals mich selbst ans Steuer sitzen können und einfach so fahren können. Um Finn haben sie sich auch gekümmert vor Ort. Aber das war mir grade ehrlich wirklich total egal. Ich halte die ganze Fahrt über die Hand meiner Ex-Freundin. „Nur noch ein paar Meter. Dann sind wir dort mein Engel" rutscht es aus mir heraus. Aber Aurelia scheint dies nicht gestört zu haben. Okay, sie hat es vielleicht nicht einmal gemerkt. Sie hat ein wirklich starkes drücken mittlerweile im Unterleib. Nicht, dass irgendwas passiert ist mit Levi.

Im Krankenhaus angekommen wird Aurelia sofort untersucht. Die Ärzte haben den ernst der Lage zum Glück direkt erkannt und helfen ihr. Ich muss leider draußen warten. Dieses verdammte warten, macht mich verrückt. Ich laufe diesen blöden Gang rauf und runter. Es stehen zwar auch Stühle dort, aber wer kann denn in so einer Situation still sitzen?Genau. Keiner!

Plötzlich kommt einige Zeit später eine junge blonde Ärztin zu mir. „Was ist mit ihr?" frage ich fast schon panisch. Die Ärztin beruhigt mich sofort. „Wir haben die Herztöne gemessen und alles ist in Ordnung bei beiden. Allerdings hat das ganze nichts mit Stress zutun, wie sie den Sanitätern im Krankenwagen mitgeteilt haben. Das sind die ersten Wehen, die ihre Freundin hat" erklärt sie mir. Ich freue mich irgendwie, dass sie Aurelia als meine Freundin bezeichnet, aber das letztere, hat mich doch ehrlich geschockt. „Aber es wären doch noch ein oder zwei Wochen bis zum Termin" stelle ich etwas überrascht fest. Sie lächelt nur „Das Kind entscheidet, wann es raus will. Da haben wir alle keinerlei Einfluss. Machen sie sich keine Sorgen, herrn Havertz. Der werdenden Mutter geht es gut und das Kind ist seit der 36. Woche keine Frühgeburt mehr. Es kann also ruhig sich auf den Weg machen. Die Geburt dauert in der Regel noch etwas, da die Wehen erst jetzt eingesetzt haben. Also machen sie sich es bequem. Beim ersten Kind, dauert es ja bekanntlich am längsten" beruhigt sie mich. „Ich danke ihnen" sage ich noch und öffne die Tür. Aurelia liegt dort in dem Kreissaal in diesen Krankenhaus Sachen, weshalb ich etwas grinsen muss „Kurz Outfit gewechselt?" meine ich scherzend und setze mich auf den Stuhl neben ihr. „Ja. Man muss ja wandelbar sein" lächelt sie noch. Ich nehme ihre Hand und streichele einmal drüber. Wie schön, der Moment grade ist.

„Es tut mir Leid, dass ich eben so reagiert habe. Mir sind nur alle Sicherungen durchgebrannt, als sich Bilder von euch zusammen in meinem Kopf gebildet haben. Ich kann einfach nicht so tun, als wären wir Freunde Aurelia. Ich weiß, dass es eigentlich vorbei ist und das ist meine Schuld. Aber ich kann einfach nicht ertragen, dass du jemand anderen hast. Entschuldige" gestehe ich ihr meine Gefühle nun endlich. Sie kneift kurz die Augen zusammen und atmet schwer ein und aus. Eine Wehe. Dann sieht sie zu mir „Ich wünschte wirklich, dass du mir egal wärst Kai. Das bist du aber nichts. Du bedeutest mir so unendlich viel und das lässt sich nicht leugnen. Außerdem läuft zwischen Finn und mir überhaupt nichts. Ich hätte die Chance mit ihm etwas anzufangen. Er hat mir gestanden, dass er an mehr interessiert ist. Aber du kannst mir ruhig glauben wenn ich sage, dass ich ihn nicht an meiner Seite als Partner haben möchte" erklärt sie mir und mir fällt ein großer Stein vom Herzen. Jetzt kann es nur noch Berg auf gehen. Oder?

Es vergehen einige Stunden. Aurelia und ich laufen viele Runden durch das Krankenhaus und steigen die ganzen Treppen zusammen. Dabei stütze ich sie die ganze Zeit und wir haben trotz den Schmerzen, die sie hat, viel gelacht und einfach Spaß. Wie früher. Ein mehr als nur schönes und bekanntes Gefühl bei uns beiden. Mittlerweile haben wir die Nacht überstanden ohne Schlaf. Aurelia hat manchmal kurz geschlafen, aber ich war vor Aufregung nur wach. Es ist nun früh am morgen.

Als das CTG mal wieder stündlich bei Aurelia im Zimmer angeschlossen wird, erleben wir einen Schock. Die Herzfrequenz von Levi fällt plötzlich während der Wehe ab. Nach der Wehe bleibt sie noch eine Zeit lang niedrig, bis sich die Frequenz wieder erholt. Die Hebamme schaut sofort kritisch. Was ist da denn los?Als dies sich wiederholt sieht sie uns an „Ich hole kurz einen Arzt" sagt sie etwas panisch und geht aus dem Raum. Aurelia sieht mich hilflos an „Ist das schlecht?" fragt sie und ich zucke kurz mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber alles wird gut. Versprochen" versuche ich sie zu beruhigen, obwohl ich selbst total nervös bin.

Love me or leave me                       |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt