Kapitel 50.

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<<Kai's Sicht>>

Wieso sagt sie nichts?Sie soll uns bitte nicht so auf die Folter spannen. Meine Hände fangen sogar schon an vor Angst zu schwitzen.

„Also, es ist richtig. Es ist alles richtig, was mein Bruder ihnen erzählt hat. Der Schmerz..die Angst..das unfassbare Leid. Es ist schrecklich, wenn die Eltern einem einfach so entrissen werden. Ich war 14 Jahre alt. Ein kleines Mädchen praktisch. Allerdings möchte ich nochmal zum Ausdruck bringen, dass es sehr mutig von Herrn Havertz war, sich dem ganzen zu stellen. Positiv möchte ich auch anmerken, dass er sich freiwillig gestellt hat. Er zeigt Reue. Ich möchte ihn jetzt hiermit keinesfalls in Schutz nehmen oder entlasten, aber ich finde, dass der jenige, der den Brand wirklich gestiftet hat, hart bestraft werden bzw härter, als dieser Familienvater" gibt sie von sich. Mir fehlen die Worte. Hat sie das wirklich grade getan? Ich kann meinen Ohren nicht trauen. Ich sehe zu Aurelia und diese sieht zu Julian. Man sieht aber, dass Julian nicht sauer ist. Er hält ihre Hand und hat sie angelächelt. Ich bin ihr so von Herzen dankbar. Man, ich liebe diese Frau einfach.Die Hoffnung schimmert in mir auf, dass mein Dad es ohne Gefängnis schafft.

„Also nachdem ich ausgiebig darüber nachgedacht habe, habe ich mein Urteil gefällt. Der Mörder der Eltern von Julian und Aurelia Brandt, wird zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Die Beihilfe des Mörders, Herrn Havertz, wird zu einer Freiheitsstrafe von 3 Jahren verurteilt. Allerdings haben sie eine Chance auf Bewährung, da einer der zwei Hinterbliebenen sie positiv sieht und hier im Gerichtssaal dies deutlich gemacht hat. Das bedeutet, dass sie bei der nächsten Kleinigkeit erst in ein Gefängnis müssen. Allerdings müssen die Hinterbliebenen dies beide jetzt bewilligen. Also..Herr und Frau Brandt, möchten sie diesen Menschen begnadigen mit einer Bewährung oder möchten sie, dass er 3 Jahre im Gefängnis verbringt?" fragt der Richter die beiden. Ich werde nervös. Ich kann es voll verstehen, wenn sie ihn im Knast sehen wollen. Immerhin, hat er jemanden angeheuert, für blöde Blumen zu verbrennen. Aber ich würde so darunter leiden, wenn er weg wäre. Ich liebe meinen Dad, egal was er getan hat.

Aurelia sieht zum Richter „Ich wäre mit der Begnadigung einverstanden" meint sie und ich beginne zu lächeln. Ich bekomme mein strahlen nicht mehr weg und meine Geschwister freuen sich mit. Endlich geht es Berg auf. Dann allerdings der Schock. „Es tut mir Leid. Egal ob Mörder oder nur Beihilfe. Ich bin mit der Begnadigung nicht einverstanden. Ich kann das nicht" sagt Julian und steht auf. „Ich muss an die Luft" sagt er und ein Polizist geht mit ihm.

„Julian" rief Aurelia und verschwindet grade mit. „So soll es sein. Ich verkünde nun folgendes Urteil: Herrn Havertz wird verurteilt für Beihilfe an dem Mord für 3 Jahre Freiheitsstrafe OHNE Bewährung" spricht er aus und schlägt mit seinem Hammer auf das Pult. Ich werde plötzlich kreidebleich. Die Leute stehen auf und meinem Dad, werden plötzlich Handschellen angelegt. „DAD" rufe ich und möchte zu ihm rennen. Meine Geschwister halten mich auf und schließen mich fest in den Arm. „Pssscchht" sagt meine Schwester und uns laufen alle Tränen die Wangen herunter. Meine Mutter fällt auf die Knie und weint höllisch. „Mein Ehemann..mein Mann" weint sie und mein Dad sieht zu ihr „Vergisst mich nicht" rief er uns zu und wird abgeführt. Ich helfe meiner Mutter aufstehen. Für uns bricht grade eine kleine Welt zusammen. Obwohl es nur 3 Jahre sind, werden es die schlimmsten unseres Lebens.

<<Lia's Sicht>>

Julian sitzt auf den Treppen und ich kniete mich zu ihm. „Es ist okay, dass du deinem Herzen folgst. Schäm dich nicht dafür. Klar, ist Kai dein bester Freund.. aber es ist keine Schande seine Eltern zu vermissen. Ich tue es auch. Fühlt sich die Entscheidung richtig an?" frage ich und er nickt „Na siehst du. Du hast das Richtige getan" füge ich hinzu und umarme meinen Bruder. „Was ist, wenn wer mich jetzt danach hasst?" fragt er und ich schüttele direkt den Kopf „Das wird er nicht. Ganz sicher nicht. Vertrau mir" beruhige ich ihn.

Kai habe ich nicht mehr gesehen. Das Urteil wurde mir und Julian natürlich mitgeteilt. Daraufhin schreibe ich ihm sofort, als ich daheim bin.

Ich: Hey. Wie geht es dir damit?Willst du reden?

Von ihm kommt den ganzen Tag keine Antwort mehr. Irgendwie macht mich das sauer. Ich zeige ihm so viel Verständnis und er ignoriert mich komplett mit Absicht. Klar, möchte ich ihm jetzt Zeit geben. Aber das..das ist mir auch zu blöd.

Da er mir nicht antwortet, lasse ich ihm die ganze Zeit seinen Freiraum. Plötzlich klingelt es drei Tage später an der Tür. Julian war bei Amy und ich alleine. Ich öffne die Tür und dort steht Kai. „Hey" freue ich mich ihn endlich zu sehen. Ich will ihn umarmen, aber er blockt ab. „Kann ich reinkommen?" fragt er mich. Ich schaue ihn komisch an. Es sticht mir grade richtig in die Brust, wie er grade mit mir umgeht. „Klar, komm rein" meine ich und lasse ihn rein. Wir setzen uns ins Wohnzimmer. Ich bin richtig nervös und spiele mit meinem Armband.

„Ich muss mit dir reden. Mein Vater wird in ein Gefängnis gebracht, was 6 Stunden von hier entfernt ist. Meine Geschwister müssen wegen ihrer Arbeit hierbleiben. Aber ich kann meine Mutter begleiten. Ich habe genug Geld. Ich kann sie jetzt nicht alleine lassen. Sie möchte zu meinem Dad in die nähe ziehen,sodass sie ihn immer besuchen kann. Sie schafft das seelisch und mental nicht. Sie wird daran kaputt gehen. Sie braucht mich. Das mit uns funktioniert mit so einer Entfernung wohl ni..." erzählt er mir. Ich glaube nicht, was er grade macht. „Sprich den Satz ja nicht zu Ende" sage ich geschockt und stehe von der Couch auf.

„Du ziehst weg?Jetzt ernsthaft?" frage ich nochmal nach. „Ja. 6 Stunden von hier" murmelt er leise. Ich verschränke meine Arme vor meiner Brust und schüttele enttäuscht den Kopf „Ich bin wohl eine wirklich dumme Gans. Ich glaube es nicht. Ich stehe die ganze Zeit hinter dir. Ich gehe mit dir durch diese schwierige Zeit. Ich hab dir deinen blöden Freiraum gelassen und dich mir selbst vorgezogen. Man Kai, weißt du wie hart diese Verhandlung für mich war?! Es ging darum, wie hart der Mörder MEINER Eltern bestraft wird. Er wurde endlich gefasst. Du hast nicht einmal gefragt, wie es mir geht. Ich war die ganze Zeit die Starke für meinen Bruder und dich. Wie kannst du so eiskalt sein?" beschimpfe ich ihn und ich breche in Tränen aus. Mein Körper wird total schwach bei dem Gedanken, dass Kai aus meinem Leben verschwinden will. Meine ganze Welt bricht grade zusammen. „Es tut mir leid. Ich muss gehen. Ich liebe dich und deshalb ist es das beste, wenn wir vorerst Pause machen. Ich kann keine Fernbeziehung mit dir führen" sagt er. Kai kommt auf mich zu und ich schlage seine Hände weg, als er mich berühren will „Fass mich nicht an" sage ich voller Trauer und Wut. Er will bzw macht grade einfach mit mir Schluss. Ich habe alles getan für ihn. „Ich will, dass du gehst" hauche ich nur noch und wische mir meine Tränen weg. „Lia.. Bitte.. Ich will, dass wir aufeinander warten. Es sind nur 3 Jahre, bis er rauskommt. In 3 Jahren können wir es wieder miteinander..." ich unterbreche ihn sofort. „Es ist wohl das beste dich loszulassen, wenn du mich wirklich jetzt gehen lässt. Also bitte. Verschwinde einfach" flehe ich ihn unter Tränen an. Kai nickt und gibt mir noch einen Kuss auf die Stirn, ehe er verschwindet. Mein Körper wird erneut noch schwacher. Er zittert und meine Knie fallen ein. Ich falle also zu Boden und bekomme einen Heulkrampf. So viele Emotionen und Gefühle überschütten meinen Körper gerade. Es fühlt sich an, als hätte er grade mein Herz mit sich genommen. Eine riesige Leere, die grade meinen Körper umhüllt.

Love me or leave me                       |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt