Kapitel 43.

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Danach kuscheln wir noch miteinander. Ich schaue auf die Uhr. Es war langsam schon nach Mitternacht. „Ich habe übrigens noch ein paar Sachen mitgebracht, die ich gerne hier lassen würde" sagt Kai und streichelt mir kurz mit seinen Fingerspitzen über meinen Arm. Ich nicke leicht und gebe ihm einen Kuss auf seinen Hals. Mein Kopf liegt nämlich schon wieder in seiner Halsbeuge und mein restlicher Körper auf ihm drauf. Meine Haare habe ich zu einem Zopf gebunden und seine Hand liegt zwischen meiner Taille und Hüfte. „Ich werd nächstes mal auch noch paar Sachen zu dir bringen. Vor allem eine Zahnbürste" schmunzelte ich etwas und er grinst. „Also eine zweite Zahnbürste in meinem Badezimmer würde bestimmt toll aussehen" lacht Kai leicht und ich gleich mit.

„Was ich dir noch nicht erzählt habe..." fange ich langsam an und hebe meinen Kopf an, sodass ich meinen Freund ansehen kann. „Wir haben am Montag ein Termin nach der Schule auf dem Gericht für die Anzeige.." fahre ich fort. Es tut mir irgendwie weh, da es einfach immer noch sein Dad ist und mein Schwiegervater. Aber ich muss mir immer vor den Augen halten, was er aus Rache getan hat. Es geht einfach nicht anders.

Seine Augen schmerzen. Ich kann es sehen. Aber er tut auf cool, wie immer. „Okay. Sag mir, wie es gelaufen ist" haucht er. Ich hebe meine Hand an und fahre ihm mit meinen Fingern sanft durch die Haare. „Ich weiß, dass es dir weh tut. Ich bin nicht blöd. Es tut mir auch total leid, aber es geht einfach nicht anders. Ich wünschte, dass man das anders machen könnte, aber vor allem braucht Julian das. Du hast ja letztens gesehen, wie fertig er davon ist" versuche ich ihm nochmal meine Sicht zu erklären. „Es ist verständlich. Für mich ist es blöd, aber was wollt ihr zwei auch anderes machen. Ich denke er sitzt entweder ein paar Jahre, oder bekommt eine Freiheitsstrafe" denkt Kai nach. Ich fühle mich plötzlich schlecht. Sollte ich ihm wirklich den Vater wegnehmen?Ich weiß leider ja selbst, wie das ist. Es ist ein schreckliches Gefühl diesen Halt zu verlieren.Ich muss mich am Montag wohl für meine Familie entscheiden, oder für meinen Freund. Puhh.. Das wird nicht einfach.

Nachdem wir das Thema gewechselt haben, war die Stimmung zwischen mir und Kai wirklich im Wesentlichen besser. „Meine Geschwister haben mir übrigens die Woche geschrieben. Kannst du dich noch daran erinnern, dass meine Mutter die Skihütte erwähnt hatte? Meine Geschwister wollen dich unbedingt kennenlernen. Deshalb würde ich wirklich sehr gerne mit dir hinfahren, wenn du Zeit hast" sagt Kai zu mir. Wow. Das hatte ich ja ganz vergessen. Wenn wir wirklich dort in die Hütte fahren würden, würde ich mich wirklich sehr freuen. Ich spüre schon die Vorfreude, obwohl er nur gefragt hat. „Natürlich. Ich freu mich voll. Allerdings muss ich viel lernen, da meine Prüfungen in wenigen Tagen losgehen. Ich hab also nur noch diese Woche zum Lernen und dann ist es soweit. Das heißt, dass das nächste Wochenende leider nicht geht. Also wie wäre es, wenn wir Freitags nach meiner letzten Prüfung losfahren und dann das Wochenende bleiben?" frage ich, da mir das als die beste Lösung tatsächlich einfällt.

Ich würde mich auch echt freuen nach dieser stressigen Woche, was schönen mit ihm zu unternehmen. Kai nickt daraufhin. „Geht klar. Aber Moment mal. Heißt das, dass wir uns die nächste Woche+ Wochenende+ die 5 Prüfungstage nicht sehen werden?" sagt er ganz verwirrt und schon etwas traurig sogar. Ich nicke „Ja leider. Weißt du, ich bin kein Streber. Ich muss mir meine Noten immer hart erkämpfen und da darf ich mich nicht ablenken lassen auf den letzten Metern zum Abitur. Aber wir können immer jeden Abend Facetime machen. Oder wenn du Julian mal besuchst können wir uns ja 5 Minuten sehen. Es tut mir leid. Verstehst du mich?" frage ich nun unsicher. Kai seufzte und war zuerst ruhig. Er fuhr sich durch sein Gesicht. Oh nein. Er ist bestimmt sauer. „Das sind fast zwei Wochen" meckert er und ich nicke „Was sind schon zwei Wochen? Danach habe ich frei, bis zu den Ergebnissen. Das heißt, dass ich ganz viel Zeit für dich haben werde Schatz" sage ich. Ich habe ihn zum ersten Mal grade »Schatz« genannt und nicht Kai. Eigentlich fand ich das immer viel zu kitschig. Aber ich weiß, dass er sich das so wünscht und deshalb werde ich mich jetzt daran gewöhnen. Sofort erkennt man in seinem Gesicht ein lächeln. Ich wusste, dass das ihn aufheitern wird. „Was hast du grade gesagt?" grinst der braunhaarige Typ, der mich grade mit funkelnden Augen ansieht. Ich wusste, dass es ihn aufheitert, weshalb ich über meinen Schatten gesprungen bin. „Ach, ist da jetzt jemand nicht mehr sauer?" grinse ich und er schüttelt sofort den Kopf „Kann ich nicht mehr" biss er sich auf die Unterlippe und küsst mich. Ich erwidere seinen Kuss und lasse meine Hand in seine Haare gleiten. Während dem Kuss merke ich einfach sein grinsen, weshalb ich mich einfach löse und ihm frech die Zunge rausstrecke. „Dann halt nicht" meckere ich gespielt.

„Du heulsuse" beschimpft er mich scherzend und ich schmolle „Du Arsch" sage ich und rolle mich von ihm runter. So schnell kann ich aber nicht reagieren, da er sich direkt über mich beugt. Er hat eine Kette an, die mir vor dem Gesicht herumhängt. Ich beobachte diese kurz, wie sie hin und her schwingt. Als er meine Fixierung bemerkt, schmunzelt er und macht den Anhänger nach hinten in seinen den Nacken. „Ey!" sage ich und setze einen gespielten bösen Blick aus.

Er kommt mir plötzlich so nah, dass ich seinen Atem an meinen Lippen fühlen kann. Mein Blick löst sich sofort, da ich automatisch angezogen werde von ihm. Er zieht mich einfach so verdammt an. Es war irgendwie wieder eines dieser magischen Momente. Ich verliere mich und lasse komplett locker, da ich so verträumt bin. Aus meinem Traum werde ich aber geweckt, da er mich an meiner Taille packt und ein Stück nach oben drückt, sodass sein Gesicht nun direkt an meinem Hals war. Als seine Hände von meiner Taille weg waren, spürte ich noch den leichten Druck an der Stelle, wo er gedrückt hat. Man spürte, wie viel Kraft er im Gegensatz zu mir hat.

Er beginnt Küsse an meinem Hals zu verteilen. Mir gefiel das zwar sehr, aber ich komme gott sei dank plötzlich auf einen Schlag  zur Vernunft. Es ist solch eine Spannung zwischen uns, was richtig gefährlich ist. Ich darf ihm einfach noch nicht komplett verfallen, auch wenn es sich total gut anfühlt. Deshalb drücke ich ihn richtig unromantisch mit dem Kopf hoch und verwickele ihn in eine Umarmung. Ich habe ihn nun so fest bei mir, dass ich das Licht ausschalte mit meiner Fernbedienung. „Schatz? Ich bin müde" sage ich und spiele somit  die »schatz« Karte wieder aus. Es funktioniert auch. Es klappt wohl immer wieder. Er ist wieder so happy über dieses kleine Wort, dass er zustimmt. „Gute Nacht Engel" haucht er mir gegen mein Ohr. Gott sei Dank war es dunkel, da ich schon wieder die Gänsehaut an meinem Körper spüre, welche ganz allein seine Schuld ist.

Love me or leave me                       |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt