Kapitel 57.

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„Hast du eigentlich in der Zeit jemand anderen gehabt?" fragt mich Lia und sieht unsicher auf ihre Beine. „Nein. Ich hatte zu viel mit meiner Mutter und meinem Dad zutun" sage ich und dann kommt mir erst der Gedanke, wie dumm das grade geklungen hat. Das hat sich so angehört, als wollte ich. Aber ich wollte ja niemand anderen außer sie. „Also..nicht, dass ich wollte. Ich habe mir keine Gedanken über sowas gemacht" füge ich sofort hinzu. Aber sie glaubt mir wohl nicht. „Du bist mir keine Rechenschaft mehr schuldig" sagt sie leiser. Sie ist immer noch total enttäuscht von mir. Total verständlich. „Wieso wolltest du es nicht mal mit mir versuchen und hast dich sofort getrennt?" fragt sie nun ehrlich und offen. Langsam können wir wieder richtig miteinander reden. Endlich. „ Ich dachte, dass du dein Leben leben solltest. Ich weiß, dass du jedes verdammte Wochenende neben deinem Studium zu mir gekommen wärst. Alles nur dafür, dass du mich ein paar Stunden siehst. Ich wollte nicht egoistisch sein und dich dein Leben für mich versauen lassen" versuche ich Lia meine Sicht zu erklären. Ihre Reaktion, war aber etwas komisch. Sie lacht. Wieso lacht sie?

„Was ist so lustig?" frage ich skeptisch und ziehe eine Augenbraue nach oben. „Weil du für mich neben Julian mein Leben warst. Du warst für mich nie nur ein Partner. Du warst mein Freund und gleichzeitig mein bester Freund. Ich bin zu dir gekommen, wenn es mir schlecht ging. Ich habe mich dazu entschieden, dass ich meinen Weg mit dir zusammen gehen möchte. Das was wir hatten, ging über verliebt sein hinaus. Ich war nicht nur verliebt, Kai. Du warst für mich..naja der Eine" macht sie mir klar. Ich bin sprachlos. Einfach sprachlos. Ich habe auch daran gedacht, dass sie die Eine für mich war. Sie hat komplett recht. Wir reden noch total viel zusammen und können einfach wieder lachen. „Irgendwie kommen grade alle Erinnerungen bei mir hoch" gebe ich zu und sie steht daraufhin auf. Habe ich was falsches gesagt? „Zu viel?" frage ich und sie schüttelt den Kopf. „Nein. Ich möchte dir nur gerne den Raum zeigen, was irgendwann mal das Zimmer von Levi werden soll" schmunzelt sie und ich lächele wieder.

Wir gehen gemeinsam in den Raum. Alle Möbel sind schon besorgt, aber alles ist noch in Kartons verpackt. Das einzige, was im Zimmer aufgebaut ist, ist der Kleiderschrank. Aurelia hat die Möbel wunderschön in weiß gehalten mit vielen grau-Details. Das konnte ich gut auf den Kartons erkennen, da ja immer Bilder darauf waren.

„Schön, aber ist ja noch nicht aufgebaut" schmunzelte ich etwas und sie auch. „Ja, Julian macht das bald mit mir zusammen. Wir haben nur bis jetzt nie Zeit gefunden" erzählt sie und lehnt sich gegen den Türrahmen. „Und wenn ich helfe?Wenn wir zwei das gemeinsam machen?" frage ich. Ich möchte mir jetzt Stück für Stück ihr vertrauen wieder aufbauen. Das scheint für mich der perfekte Anfang zu sein. „Bist du sicher?" fragt sie unsicher und ich nicke. „Ich komme gleich morgen vorbei und wir machen das alles. Kann ich sonst noch was helfen?" frage ich eifrig. Sie bemerkt das und lacht etwas „Ich hätte nie gedacht, dass du dich so engagierst, wenn es um deinen ungeborenen Sohn geht" lächelt sie und ich grinse nur etwas „Zuerst war ich geschockt. Aber möchte nicht jeder, wenn er ein Kind bekommt, dass es von der Frau ist, die man geliebt hat?" fragte ich. Ich habe natürlich immer noch Gefühle für sie, aber das wäre jetzt zu viel für den Anfang.

Aurelia umarmt mich plötzlich. Es fühlt sich total ungewohnt an, wegen dem Abstand aufgrund des Bauches, der nun zwischen uns ist. Dennoch fühlt es sich gleichzeitig mehr als nur vertraut an. Ich erwidere die Umarmung und drücke sie an mich heran. „Das habe ich so vermisst" hauche ich leise an ihr Ohr. Dann löst sie sich aus der Umarmung, da ihr eine Träne die Wange herunter lief. „Hormone" sagt sie sofort und lächelt wieder. Aber das allerdings nur von außen. Ich kenne sie und weiß, dass sie das alles grade überfordert und berührt hat.

„Darf ich?" frage ich und öffne den Schrank, als sie mir das okay gibt. Ich sehe mir die ganzen kleinen Sachen von meinem zukünftigen Sohn an. Ich komme aus dem Lächeln nicht mehr heraus. „Steht mir oder?" frage ich grinsend, als ich eine Mütze von dem kleinen auf meinen Kopf lege. Aurelia lacht direkt süß „Perfekt" meint sie nur.

<<Lia's Sicht>>

Dann wurde es irgendwann spät und ich habe Kai an die Tür gebracht. „Bis morgen" lächelt er und ich lächele zurück. Er hat sich ein Hotel in der Nähe gesucht. Als ich die Tür geschlossen habe, atme ich tief ein und aus. Kai ist einfach wieder hier. Das stellt meine ganze Welt auf den Kopf.

Julian kommt daraufhin auf mich zu, da er die Tür bestimmt gehört hat.  „Und?" fragt er und ich zucke leicht mit den Schultern. „Er kommt morgen zum Möbel aufbauen" erzähle ich und Julian macht direkt ein komisches Gesicht. „Lia bitte pass auf. Er hat dich schonmal sitzen lassen. Du weißt nicht, wieso er wieder hier ist. Weißt du denn, wann er wieder geht?Es ist noch nicht einmal ein Jahr um. Ihr habt noch zwei weitere Jahre vor euch. Wer garantiert dir, dass Kai bleibt?" fragt Julian. Er hat komplett recht. Die Frage habe ich mir unterbewusst natürlich auch schon gestellt. „Ich weiß. Ich genieße es aber gerade einfach viel zu sehr, dass er nochmal hier ist. Aber ich werde vorsichtig sein. Versprochen" versichere ich meinem Bruder.

Der Abend ging dann auch schnell vorbei. Gegen Mittag am nächsten Tag, kommt Kai dann vorbei. Julian und Amy sind grade gemeinsam essen, weshalb wir zwei grade alleine sind. Wir gehen in das Zimmer von Levi. „Also, mit was fangen wir an?" frage ich und er nimmt sich das Bett. „Mit dem wichtigsten" schmunzelt er und packt aus. „Naja.. Levi wird am Anfang eh bei mir im Bett schlafen. Also ist es nicht das wichtigste" grinse ich und er streckt mir seine Zunge frech wie immer heraus „Besserwisserin" faucht er nur und ich lache. Ich helfe ihm natürlich. Ich bin nicht wirklich begabt im Handwerk, aber es ist ausreichend. Als wir die gleiche Schraube nehmen wollen, schmunzeln wir etwas und sehen uns an. Es ist so schön, ihn wieder hier zu haben. Kai lächelt dann „Ich überlasse dir die Schraube, wenn du heute mit mir ne Pizza essen willst" grinst er und ich tue, als ob ich überlege. „Für eine Schraube, mache ich doch alles" grinse ich zurück.

Ich fühle mich wieder, als wäre ich 16 Jahre und hätte ihn gerade kennengelernt. Allerdings vertraue ich ihm noch nicht. Immerhin könnte er jederzeit wieder gehen. Ich darf mich nicht so wohl bei ihm fühlen und mich bloß nicht an ihn gewöhnen.

Love me or leave me                       |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt