Kapitel 51.

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<<Kai's Sicht>>

Als ich zurück im Auto bin, schlage ich vor Wut gegen mein Lenkrad. Allerdings muss man manchmal jemandem loslassen, damit er glücklich sein kann, auch, wenn es mir selbst mehr als nur weh tut. Diese Fernbeziehung würde nie funktionieren. Deshalb möchte ich, dass sie mich gehen lässt. Ich möchte, dass es ihr einfach fällt. Mir fällt das nämlich überhaupt nicht einfach. Ich liebe diese Frau so sehr und ich weiß auch, dass sie mich auch liebt. Deshalb musste ich sie verlassen. Hätte ich sie nicht verlassen und ihr nur erzählt, dass ich umziehe, hätte sie es versuchen wollen. Ich kenne sie. Sie wäre jedes Wochenende diese verdammten Stunden gefahren nur um mich für einen einzigen Tag zu sehen. Sie hätte keine Zeit für ihr Leben gehabt. Sie hätte nur gelernt falls sie jetzt ein Studium beginnt und dann mich am Wochenende gesehen. Ich würde sie nur aufhalten. Ich würde sie aufhalten, indem sie auf mich wartet. Sie ist 17 Jahre alt. Sie soll ihr Leben genießen. Sie soll auf Partys gehen und Spaß haben. So sehr, wie ich auch wollen würde, dass es funktioniert...argghhh...ich kann bei ihr nicht egoistisch sein und sie ihr Leben für mich aufgeben lassen. Allein daran merkt man, wie viel ich für diesen einen besonderen Menschen empfinde.

<<Lia's Sicht>>

Es sind mittlerweile einige Wochen vergangen. Kai ist umgezogen und ich habe die schlimmste Zeit meines Lebens durchgemacht. Langsam habe ich eingesehen, dass ich ihn loslassen muss. Es tut mir leid, aber ich habe alles getan was ich konnte. Ich habe mich auch nach der Trennung öfter bei ihm gemeldet. Er hat allerdings nie zurückgeschrieben. Ich weiß noch nicht mal, wo er jetzt wohnt. Einen Ort, hat er mir nie genannt. Ich musste akzeptieren, dass er mich verlassen hat und nie zurückkommen wird. Meine mentale Gesundheit verbesserte sich, aber körperlich, ging es immer immer schlechter.

Eines Abends machen Julian, Amy und ich einen Spieleabend. Wie spielen Monopoly und ich lache zum ersten Mal wieder richtig. Da Kai seit Wochen aus meinem Leben verschwunden ist, geht es langsam Berg auf. Es würde mir schwerer fallen, wenn ich ihn ständig sehen würde.

„Du hat schon wieder gewonnen!" meckere ich meinen Bruder an. Er grinst nur „Tja gegen mich gewinnt man eben nicht so einfach" prahlt Julian und steht auf „Ich geh mir was zu trinken nehmen. Will noch jemand was?" fragt er und Amy und ich schütteln beide den Kopf. Als mein Bruder dann gegangen ist, nimmt Amy plötzlich meine Hand. „Alles okay?Du bist echt bleich. Hat das ziehen wenigstens aufgehört?" fragt sie mich. Ich nicke „Ja, mach dir keine Sorgen. Mir geht es besser. Ehrlich" lüge ich. Das starke ziehen in meinem Unterleib ist noch immer vorhanden. Kai hat mir solch einen Schmerz zugefügt, dass mein Körper wohl mit mir zusammen leidet.

Als Julian dann wieder bei uns war, stehe ich auf „Ich geh nochmal auf die Toilette. Fangt das Schlangen und Leiter Spiel bloß nicht ohne mich an" warne ich lächelnd die beiden und gehe auf Toilette.

<<Amy's Sicht>>

„Schon wieder?!" rufe ich ihr fragwürdig hinterher, aber sie war schon weg. Aurelia verhält sich total komisch. Ich mach mir wirklich Sorgen um sie.
„Schatz?Meinst du nicht, dass Aurelia irgendwie..naja..ungewöhnlich unterwegs ist?" frage ich ganz offen. Julian schüttelt den Kopf „Was meinst du?Ist doch alles normal"fragt mein Freund mich und sieht mich total verwirrt an. Männer..Unmöglich eben.Null Auge für sowas. „Nein schon gut. Du hast vermutlich recht" seufzte ich. Er trinkt dann weiter seine Cola. Aber ich bleibe wachsam. Ich kenne meine beste Freundin. Irgendwas ist nicht in Ordnung!

<<Lia's Sicht>>

Ich komme dann wieder ins Wohnzimmer. „Bin wieder da" meine ich. Wir spielen dann noch einige Spiele zusammen. Ich genieße die Zeit mit beiden. Ich wüsste nicht, was ich ohne die beiden machen würde. Julian hatte auch zuerst etwas stress mit Kai, da er mich so eiskalt verlassen hat. Aber sie haben sich ausgesprochen und vertragen.

Nach dem lustigen Abend, gehen wir alle schlafen. Was niemand weiß ist, dass immer noch auf einer Seite des Bettes, ein Hoodie von meinem Ex-Freund liegt. Ich brauche diesen einfach noch. Ganz ohne, geht immer noch nicht. Dieser Hoodie gibt mir das Gefühl von Geborgenheit und Vertrautheit.

Am nächsten Morgen, war ich alleine zuhause. Julian hat Training und Amy?Keine Ahnung, wo sie ist. Ich frühstücke aber jetzt erstmal in Ruhe. Ich habe mir Rührei gemacht. Eigentlich hasse ich Eier. Aber momentan, stehe ich richtig drauf. Als ich beim Essen war, höre ich einen Schlüssel. „Amy?!" rufe ich von der Küche aus, da die Tür grade aufgesperrt wurde. „Bin da" rief sie zurück und kommt in die Küche. Sie stellt ein paar Tüten auf die Kücheninsel. Eine von Lidl, Dm und Apotheke?Ist sie krank? „Amy, ist alles okay?Bist du krank?" frage ich besorgt und sie schüttelt den Kopf.

„Bitte sei nicht sauer auf mich" sagt Amy und gibt mir die Tüte von der Apotheke. „Wieso sollte ich denn sauer sein?" frage ich verwirrt und öffne die kleine Tüte. Ach gott...Darin war ein Schwangerschaftstest.! „Amy?Du und Julian?Ehrlich?" sage ich voller Freude. Ich war überhaupt nicht geschockt, sondern ich freue mich so für die beiden. „Werde ich vielleicht etwa Tante?" strahle ich und stehe auf. Ich falle ihr in die Arme. „Naja..nicht direkt Tante" meint sie nur leiser und ich löse mich aus ihren Armen. „Für was ist der dann?Spann mich doch nicht so auf die Folter" werde ich langsam böse. Das Glücksgefühl von grade, wechselt sich in Verwirrtheit. Sie nimmt plötzlich meine Hände. Was ist hier nur los? Habe ich was verpasst?!

„Schätzchen..Weißt du eigentlich, wie oft du auf die Toilette musst?Dein starkes ziehen im Unterleib?Die komischen Essgewohnheiten von dir? Die starken Stimmungsschwankungen?" fängt sie an und ich schüttele den Kopf. „Hör auf damit! Das stimmt nicht. Ich habe ja noch nicht mal Übelkeit" lasse ich ihre Hände geschockt los und gehe einen Schritt zurück. „Lia..Man muss nicht immer Übelkeit haben. Es gibt auch Menschen, die überhaupt keine Anzeichen haben. Wenn du dir so sicher bist, beweise es mir. Dann ist doch alles gut und du hattest Recht" meint sie sofort. „Amy..ich hab ein einziges Mal mit Kai geschlafen. Ein einziges Mal! Danach haben wir uns kaum mehr gesehen" versuche ich sie vom Gegenteil zu überzeugen. „Und wir wissen beide, dass du die Pille nicht vertragen hast" beschwert sie sich. „Amy!Es reicht. Ich mache den blöden Test, aber nur, damit du Ruhe gibst!" fauche ich sie böse an. Mir wird ganz heiß. Obwohl ich weiß, dass er negativ sein wird, ist es komisch.

Ich nehme den Test in die Hand und gehe ins Bad. Unglaublich, dass ich so einen Schwachsinn grade machen muss. Ich packe also den Test aus. Als ich ihn in den Händen hielt, wurde mir irgendwie ganz komisch. So ein mulmiges Gefühl. Ich nehme ihn nun aus der Hülle und führe dann den Test durch. Richtig unnötig, aber wenn es sie beruhigt, bitte. Ich lege den Test danach auf das Spülbecken und hole Amy rein. Meine Hände zittern etwas.

Die 3 Minuten Wartezeit, waren die längsten 3 Minuten meines Lebens.

Love me or leave me                       |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt