Kapitel 16.

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Wir kommen dann von dem gemütlichen Spaziergang mit Dino zurück. Angekommen ziehe ich meine Lederjacke aus und lege diese über den Kleiderständer in dem Flur von Kai. Daraufhin setze ich mich ins Wohnzimmer. Wir haben noch ca. 10 Minuten, bis das Essen ankommen soll.

„Also du schreibst dein Abitur jetzt, sowie ich das alles mitbekommen habe?" fragt Kai und setzt sich zu mir. Ich nicke „Ja, das tue ich. Ich bin jetzt in der Abschlussklasse. Allerdings hab ich noch keine Ahnung, was ich studieren soll oder arbeiten soll. Ich bin erst 16 bzw in 2 Tagen 17, aber woher soll ich bitte wissen, wie ich den Rest meines Lebens gestalten soll?Findest du nicht auch, dass man diese große Frage nicht jetzt schon beantworten kann?" frage ich ihn. Er war anscheinend total beeindruckt, wie weit ich schon dachte, da er wahrscheinlich nicht damit rechnete, dass man mit mir auch ernstere Gespräche führen kann. „Naja da hast du Recht. Aber ich hab mich noch nie wirklich damit befasst. Ich wusste schon als kleiner Junge, was ich werde möchte. Ich wollte schon immer auf den großen Feldern Fußball spielen. Das war schon immer mein Traum. Meine Eltern haben mich da auch immer unterstützt. Manche Eltern würden sagen, dass es schwachsinnig ist, so einem Traum hinterherlaufen zu wollen, aber wie man sieht..es ist alles so geworden, wie ich wollte" erzählt Kai. „Wow. So hab ich das noch nie gesehen. Du hast unfassbares Glück. Aber davon abgesehen, natürlich auch das nötige Talent dazu. Wie sieht es eigentlich mit Geschwistern aus?" frage ich. „Ich hab noch zwei ältere Geschwister. Meine Mutter ist Juristin und mein Dad Polizist" erzählt mir Kai. „Ja und ich hab Juli" lachen wir beide dann und schon klingelt es.

Kai geht sofort an die Tür und nimmt das Essen entgegen. Als er zurückkommt stellt er es auf den Tisch. „Ach und um italienisches Essen hast du so ein Geheimnis gemacht?" frage ich schmunzelnd und er nickt eifrig „Natürlich. Ich wollte nur die Spannung halten" erklärt er scherzend und wir essen dann gemeinsam. Es war wirklich lustig. So nah waren wir uns mental noch nie. Bis jetzt hatten wir nur an der Oberfläche gekratzt, aber an dem Abend enthüllen wir recht viel dem Anderen.

Nach dem Essen hatten wir so viel miteinander geredet und gelacht, dass wir eine Pause brauchen. Wir legen uns also auf seine Couch. „Wir schauen jetzt meinen Lieblingsfilm. Den musst du kennen" meint er und macht den Film Jumanji an. Ich wollte ihn nicht verletzen, aber ich hasse diesen Film. Ich schaue mir lieber Dramen oder Liebesfilme an. Aber sowas..naja dafür interessiere ich mich nicht. Aber egal. Wir schauen also den Film und ich lasse die Langeweile über mich ergehen. Kai war die ganze Zeit aufmerksam und man merkt einfach, wie sehr er den Film mag. Mitten im Film war mir aber so langweilig, dass ich Aufmerksamkeit wollte. Also rutsche ich näher und lege meinen Kopf auf seine Schulter. Darauf reagiert er sofort und zog mich an meiner Taille zu sich. Ich liege jetzt nun auf ihm, sodass mein Kopf in seiner Halsbeuge liegt und mein Körper an seiner rechten Seite. Meine linkes Bein liegt auf seinem rechten. Da mich der Film sowie so nicht interessiert, schließe ich die Augen. Ich genieße seine Nähe und seinen Duft. Seine Arm ist natürlich um mich gelegt und platziert an meinem Rücken.

Wir schauen den Film zu Ende und es war schon sehr spät. Es war schon fast 00:00 Uhr. Ich gähne etwas und Kai sieht mich an. „Willst du hier bei mir heute bleiben?Du kannst ruhig in meinem Bett schlafen. Ich schlaf dann auf der Couch oder so" schlägt er vor. Ich fahre ihm schmunzelnd durch die Haare „Tu nicht so, als wärst du nicht schonmal neben mir eingeschlafen" lache ich etwas. Er kratzt sich dann verlegen am Hinterkopf. „Alles okay?" fragte ich. Er schmunzelte und sein grinsen ging nicht mehr weg. „Naja ich muss dir gestehen, dass ich an dem Abend viel länger als du wach war. Ich hab dich einschlafen sehen und ich wollte freiwillig nicht gehen. Ich hätte locker gehen können" berichtet er mir. „Aber..aber ich hab dich doch so umklammert, dass du selbst wenn du nicht eingeschlafen wärst, eh nicht gehen könntest" erinnere ich mich. Daraufhin schüttelt Kai wieder den Kopf leicht „Ich hab dich so platziert. Ich wollte einfach dich bei mir haben. Da muss ich einfach zugeben, dass ich es eventuell etwas ausgenutzt habe, dass du betrunken warst. Ich weiß nämlich, dass du im nüchternen Kopf nie ja gesagt hättet" stellt er die Vermutung auf. Ich weiß garnicht, was ich sagen soll. Mir fehlen die Worte. Ich dachte die ganze Zeit, dass ich die verrückte bin, die sich nach ihm sehnt. Aber ihm geht es wohl ganz genau wie mir. „Wow..das wusste ich nicht" sage ich dazu und er streichelt mir über meine Wange. Ich bin so nervös plötzlich, dass ich mich ablenke, indem ich ihm kleine Kreise mit meinen Fingern auf den Bauch male.„Du hast mir einfach den Kopf verdreht" lächelt er und sah mir genau in die Augen. Ich verliere mich kurz in seinen und plötzlich sehe ich, wie sein Gesicht meinem näher kommt. Jetzt passiert es. Mein erster Kuss. Das alles geht grade so schnell. Fuck.. was mache ich jetzt nur? Mein Körper beginnt zu kribbeln und mir bleibt fast der Atem weg.Ich spüre seinen Atem schon gegen meinen Lippen. Es würde nicht mal mehr ein kleines Taschenbuch zwischen mich und Kai passen. Dann aber klingelt es und ich schrecke zurück. Ja, ich hab es mir selbst verbaut. Aber ich hab mich so erschrocken. Ich hoffe einfach nur, dass er nicht böse ist.

<<Kai's Sicht>>

Ich hatte noch nie einen solchen Hass auf meine Klingel, wie jetzt. Ich kann nicht glauben, dass die blöde Klingel grad alles zerstört hat. Das wäre ein so schöner Moment nach meinem Geständnis gewesen. „Ich komm gleich wieder" sagte ich beruhigend zu ihr und stehe langsam auf. Ich laufe zur Tür und öffne sie. Ich traue meinen Augen nicht. Lilly. Jetzt?WIRKLICH JETZT? „Unpassend Lilly. Kannst du bitte wieder gehen?" frage ich. Lilly schüttelt nur den Kopf und nimmt meine Hände. „Ich weiß doch, dass du mich auch willst. Ich seh es doch. Komm schon" sagt sie und deutet an mir runter. Ich wundere mich und sehe nach. Fuck.. wie unangenehm. Das Problem ist aber nicht wegen ihr entstanden, sondern wegen Lia. Ich hab Lilly schon seit der Party nicht mehr sehen wollen. Da hab ich eben gemerkt, dass ich Lia wollte. Deshalb hab ich manche Bedürfnisse eben vernachlässigt, weshalb das jetzt so schnell passiert ist. „Nein. Geh bitte" sage ich und Lia kommt, da sie wohl ihre Stimme gehört hatte. Na toll. „Ach,wegen ihr willst du nicht, dass ich komme? Schätzchen..er wollte dich nur einmal..naja du weißt schon. Kai will nur seinen Spaß. Hat er mir selbst gesagt. Du bist nur eine von vielen" grinst Lilly. Lia war total geschockt „Ist das wahr?" fragt sie. Oh nein. Ich sehe schon, wie sich Tränen bei meiner Cinderella sammeln. „Nein..so ist das nicht. Ich mein..Ja okay. Am Anfang wollte ich nur meinen Spaß mit dir, aber jetzt.." sie unterbrach mich. Man ich bin so ein Idiot. „Ich will nachhause. Sofort" meint sie und ich sehe wie eine Träne an ihrer Wange hinunter läuft. „Lia..bitte hör mir zu" sage ich und Lia schüttelt den Kopf und nimmt ihre Jacke. Ich greife nach ihr, doch sie schlägt meine Hand weg „Fass mich nie mehr an" sagt sie unter Tränen und verschwindet. Ich hab alles versaut. Es ist wohl aus, obwohl es nicht mal begonnen hat.

Love me or leave me                       |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt