2 - nostalgia

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Albus Dumbledore, der Schulleiter von Hogwarts, hat Severus Snape gebeten, ihn in seinem Büro aufzusuchen, da er ihm etwas mitteilen sollte. Ohne zu wissen, was ihn erwartete machte sich Snape auf den Weg zu einem der Schlosstürme von Hogwarts. Vor einem Wasserspeier machte er halt. Der Wasserspeier gab auf das Passwort eine sich selbst aufwärts windende Wendeltreppe frei, die Snape zum Büroraum hinauf trug. Dort angekommen kam ihm bereits ein etwas aufgeregter und trotzdem ruhiger Albus Dumbledore mit einem Brief entgegen.

"Du hast mich gerufen Albus?" kam es mit einer leicht nervösen Stimme von Snape. "In der Tat Severus, in der Tat." entgegnete ihm Dumbledore. "Ich möchte, dass du dich vorerst setzt und bitte dich ruhig zu bleiben." Snape nickte nur kurz, jedoch etwas verwirrt, setzte sich und Dumbledore fuhr fort: "Es geht um Lily." Snape zuckte zusammen, blickte erschrocken zu Dumbledore in die Augen und wurde bleich. Seine sonst so finstere Miene veränderte sich in einen zerbrochenen Ausdruck. Viele Jahre hatte er diesen Namen nicht mehr gehört, vergessen hatte er ihn jedoch nie. Lily Potter, geboren Evans, war Snapes grosse Liebe. Es war seine Schuld, dass Lily sich von ihm abgewandt hatte und das hat er sich nie verziehen. Später wurde sie und ihr Ehemann James Potter von Voldemort ermordet. Ihr Sohn Harry war der einzige der überlebte. Snape schluckte, woraufhin Dumbledore ergänzte: "Lily hat mir kurz vor ihrem Tod diesen Brief überreicht und gesagt, falls ihr irgendetwas zustosse, soll ich ihn dir heute überreichen." Dumbledore drückte Snape den Brief in die Hand, dem währenddessen eine Träne über die Wange kullerte. Er wischte sie sofort weg und starrte den Brief erst einmal fassungslos an. Wieso hatte Lily ihm diesen Brief geschrieben? Wieso sollte Dumbledore ihm den Brief genau heute geben? Mehr als acht Jahre nach Lilys Tod? Das würde er wohl gleich erfahren. Mit zittrigen Händen öffnete er den Umschlag und nahm ein altes Pergament heraus, auf dem Lilys Schrift zu erkennen war.

Lieber Severus

Wenn du das hier liest, bin ich vermutlich tot. Ich habe diesen Brief verfasst, im Falle, ich überlebe den Kampf gegen Voldemort nicht. Ich wollte dir eigentlich alles persönlich sagen, aber im Moment ist es noch zu gefährlich. Du hast auf der falschen Seite gestanden Severus... Ich konnte es einfach nicht riskieren. Ich weiss es steckt Gutes in dir und die Tatsache, dass du den Brief gerade am Lesen bist, bedeutet, dass Dumbledore dir vertraut, denn ich habe ihn gebeten, dir diesen Brief nur zu überreichen, wenn er dies tut.

Ich nehme an es ist der 12. Februar 1990. Vor genau elf Jahren habe ich ein Mädchen geboren. Ihr Name ist Faye und sie ist deine Tochter Severus. Ich habe es niemandem erzählt, nicht einmal James. Zu Beginn konnte ich die Schwangerschaft sehr gut vor ihm verstecken, doch irgendwann ging das nicht mehr und ich entschied mich für einige Monate England zu verlassen. Ich kam erst zurück nachdem Faye auf die Welt kam. So sehr ich sie auch liebte, ich musste sie weggeben. Es wäre viel zu gefährlich, sie bei mir grosszuziehen bei dem das gerade vor sich geht. Niemand darf wissen, wer ihre Eltern sind. Das würde sie in grosse Gefahr bringen, denn alle würden wissen, dass sie eine mächtige Hexe werden würde. Sie wird ihre Kindheit weit weg von der Zaubererwelt verbringen. Ich habe sie in ein Waisenhaus in der Nähe Londons gebracht, bei dem ich weiss, dass sie gut behandelt werden wird. Eine alte Schulfreundin von mir wird sich demnächst für eine Stelle als Betreuerin bewerben und kann so ein Auge auf die Kleine werfen. Sie hat nichts mit unserer Welt zu tun, weiss jedoch vieles aus meinen Erzählungen. Ich vertraue ihr.

Niemand ausser Anne weiss, dass Faye existiert. Es wird auch für ihre Schulzeit das Beste sein, wenn die wenigsten wissen, wer sie ist, denn das steckt sie in grosse Gefahr. Ich nehme an Dumbledore wird es bereits erkannt haben. Sie wird nächstes Schuljahr nach Hogwarts kommen. Ob und wann du es ihr erzählen willst, überlasse ich dir. Versprich mir, dass du auf sie aufpasst. Es tut mir leid, was zwischen uns geschehen ist und was ich dir mit deinen Gefühlen angetan habe. Du musst wissen, dass ich dir verziehen habe Severus. Ich hoffe du verzeihst auch mir. Aber bitte, vergiss nicht, welches die richtige Seite ist. Ich könnte es mir selber nie verzeihen, wenn Faye irgendetwas zustossen würde. Aber wie gesagt: Ich vertraue Dumbledore, und wenn er dir vertraut, vertraue ich dir auch. Und bitte sag Faye, dass ich sie über alles liebe und ich alles nur aus Liebe zu ihr getan habe.

In Liebe

Lily

Snape wischte sich einige Tränen von den Wangen und bemerkte, dass auch Lily während dem Verfassen des Briefes geweint haben muss, da einige kleine Flecken auf dem Pergament versehen waren, die vermutlich von Tränen verursacht wurden. Einige Zeit war es still. Severus Snape war sprachlos. Er konnte keine klaren Gedanken fassen und es war im alles zu viel. Lily hatte ihm geschrieben, kurz bevor sie starb. Sie hatte ihm verziehen, für alles, was er ihr angetan hat. Er hatte eine Tochter. Ein lebendiges Leben, das sein Blut in sich trägt. Wie viele Probleme das Lily wohl zubereitet haben muss. Er konnte ihr Handeln verstehen, doch wieso hat sie ihre Tochter den Muggeln überlassen? Vermutlich war es wirklich das Sicherste, denn so konnte niemand aus der Zaubererwelt eine Verbindung oder Vermutungen aufstellen, die etwas mit ihrer Tochter zu tun haben.

Als er seine Gedanken ein wenig geordnet hatte räusperte er sich, übergab Dumbledore das Pergament und stotterte: "Ha-Hast du das gewusst Albus?" Albus Dumbledore überflog die Zeilen und sagte dann: "Nein Severus, gewusst habe ich es nie. Aber ich habe es geahnt. Lily hat damals so plötzlich das Land verlassen. Ohne jeglichen Grund. Dann einige Monate später kam sie zurück und hat mir diesen Brief gegeben, mit der Bitte ihn dir in elf Jahren, am 12. Februar 1990, zu überreichen, falls sie es nicht lebend aus der ganzen Sache raus schaffen würde. Dann habe ich kürzlich die Schülerliste der neuen Schüler, die nächstes Schuljahr nach Hogwarts kommen, durchgeschaut. Dabei ist mir ein Name direkt aufgefallen. Eine junge Hexe namens Faye L. Evans wird dieses Jahr an der Schule aufgenommen. Das konnte kein Zufall sein. Faye L. Evans. Ich nehme an das L steht für Lily. Faye Lily Evans." Snape starrte mit leerem Blick und glasigen Augen in den Raum. "Was wirst du tun Severus?" fragte ihn Dumbledore. Snape stand schweigend auf und lief zur Tür. "Vorerst werde ich gar nichts tun. Es ist besser, wenn sie nichts von all dem weiss. Es wird sie nur in Gefahr bringen." "Wie du meinst Severus. Wie du meinst. Früher oder später wird sie es wahrscheinlich sowieso herausfinden. Wenn sie ihren Eltern so ähnlich sieht, wie Harry, dann werden viele Leute schnell Fragen stellen, vor allem, weil sie den Nachnamen ihrer Mutter trägt. Das muss dir bewusst sein." "Das ist mit bewusst Albus. Aber das ganze wird sich schon irgendwie regeln. Ich werde jetzt wieder in mein Büro gehen, wenn das in Ordnung ist Albus?"  "Ich wünsche dir eine gute Nacht Severus und wenn du Hilfe brauchst, weisst du ja, wo du mich findest." "Danke." antwortete Snape und verliess das Schulleiter Büro mit Schwung, so dass sein Mantel hinter ihm um die Ecke wehte.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt