89 - everything happened to him, again

738 43 6
                                    

Wir gingen gemeinsam hoch, um zu frühstücken. Als wir die grosse Halle betraten, richtete Dumbledore gerade einige Worte, an die Schüler, die bereits da waren. Er nahm unsere Anwesenheit wahr, fixierte mich mit seinem Blick, pausierte seine Rede jedoch nicht. Ich liess meine Augen an ihm vorbei, zum Lehrertisch schweifen, doch mein Vater war, wie erwartet, nicht an seinem Platz. Stattdessen traf ich auf den bedenklichen Blick von Professor McGonagall, dem ich rasch entwich. Einige Schüler drehten sich ebenfalls zu uns um, wandten ihre Aufmerksamkeit aber gleich wieder Dumbledore zu. "Willst du dich zu uns an den Tisch setzen?" fragte Draco leise und deutete mit seinem Kopf zu seinen Freunden. Ich schaute zum Gryffindortisch und schüttelte langsam den Kopf, als ich June alleine sitzen sah. "Ich setze mich zu June", erwiderte ich mit einem dankbaren Lächeln auf den Lippen. Er küsste mich auf die Stirn und bewegte sich zu den Slytherins zu. Ich schaute ihm nach und kreuzte Elles besorgten Blick. Mein strenger Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein Lächeln, um ihr zu zeigen, dass alles in Ordnung war, auch wenn das nicht unbedingt stimmte. Doch ich wollte nicht, dass sie sich unnötig Sorgen machte. "Wir sehen uns später", formte ich stumm mit meinen Lippen und drehte mich um, als sie mir einem Nicken antwortete. Dann ging ich auf den Gryffindortisch zu und setzte mich gegenüber von June, gerade als Dumbledore fertig gesprochen hatte und die Stimmen um uns herum wieder lauter wurden.

Sie hob ihren Kopf und ihre Augen weiteten sich, als sie mich erkannte. "Faye!" schrie sie beinahe. Ich legte einen Finger auf meine Lippen. "Psst", sagte ich, da ich nicht die Aufmerksamkeit des ganzen Raumes auf mir haben wollte. Um uns herum war zwar niemand, trotzdem sahen einigen Gryffindors kurz zu uns, darunter Ron und Hermine, dessen Blicke etwas länger auf uns lagen. June schaute mich entschuldigend an. "Wie geht es dir? Ich war vorhin im Krankenflügel, aber Madam Pomfrey meinte, du seist schon gegangen. Du sollst nachher nochmals vorbei, irgendeinen Trank zu dir nehmen, wegen deinem Kopf. Gehts dir gut? Was ist passiert? Und Harry?" Kam es brabbelnd, aber zum Glück etwas leiser von ihr. Ich seufzte, konnte mir aber ein Lächeln nicht verkneifen. Kriegte sie überhaupt Luft? "Es geht mir gut. Zumindest physisch... Ich erklär dir später alles, okay?" Sie nickte langsam, mit einem durchdringlichen Blick auf mir. "Was hat Dumbledore gesagt?" fragte ich, um den Fokus etwas von mir zu nehmen, und weil es mich wirklich interessierte, da ich nur noch das Ende von seiner Rede mitgekriegt habe. Es dauerte einige Sekunden, bis sie antwortete. "Zuerst einige Worte zu Cedric." Ihr Blick war betrübt. "Wieso Faye? Er war so ein guter Mensch." Ihre Stimme zitterte. Ich zuckte mit den Schultern und schaute betrübt vor ihr auf den Tisch. Sie atmete tief durch und sammelte ihre Stimme wieder. "Dann hat er uns gebeten Harry in Ruhe zu lassen und ihn nicht mit Fragen darüber zu durchlöchern, was im Irrgarten geschehen war." Ich nickte langsam und sah wieder hoch. Ihre Augen glitzerten. "Was ist da passiert Faye?" Ihre Stimme war nur noch ein leises Flüstern. Meine Augen füllten sich ebenfalls mit Tränen.

"Miss Evans, sollten sie nicht im Krankenflügel sein", ertönte McGonagalls Stimme hinter uns. Ich blinzelte meine Tränen weg, sah jedoch nicht zu ihr hoch. "Mir geht es gut." June schaute mich skeptisch an. "Das haben sie schon einmal gesagt, Evans. Ich glaube wir wissen beide, wie das geendet hat." Ihre Stimme klang besorgt, wie immer... "Mir geht es gut. Wo ist mein Vater?" lenkte ich vom eigentlichen Thema ab und schaute sie mit einem auffordernden Blick an. Sie schaute bedenklich zu June und dann wieder zu mir. "Er kann ihnen gerade nicht helfen, Evans." Ich nickte und wand meinen Blick wieder von ihr ab. War ja klar. Wusste ich bereits. June schaute mich fragend an. Ich ging nicht darauf ein. Ich würde es ihr später erzählen. Ich musste es ihr endlich erzählen. Professor McGonagall stand immer noch da, mit der Erwartung, ihr in den Krankenflügel zu folgen. "Mir geht es gut Professor", log ich erneut. "Harry ist derjenige, um den man sich kümmern muss. Er hat gestern so viel schlimmes durchgemacht. Ich bin nur auf den Kopf gefallen. Mal wieder... Er hat das alles erlebt. Mir ist nichts passiert. Ihm ist alles passiert. Er hat-" Ich stützte den Kopf in meine Hände und versuchte meine Tränen zurückzuhalten. Ich wollte nicht, dass sie mich wieder einmal weinen sah. Ich wollte nicht, dass mich irgendjemand weinen sah. Also sagte ich nichts mehr und konzentrierte mich darauf, dem Brennen in meinen Augen nicht nachzugeben. Doch dann berührte mich Professor McGonagall behutsam an meiner Schulter, setzte sich neben mich und schaute mich mitfühlend an. "Sie waren trotzdem da, Evans. Sie haben alles mitbekommen. Sie haben ihren Bruder leiden sehen. Das was geschehen ist, ist grausam. Aber sie können ihm den Schmerz nicht abnehmen, Evans. Und nur, weil er gestern so viel schreckliches durchmachen musste, heisst das nicht, dass es ihnen gut geht. Sie sind überfordert mit ihren Gefühlen und Gedanken. Das ist vollkommen in Ordnung, angesichts dessen was passiert ist. Wäre es auch sonst." Tränen liefen mir über die Wangen und McGonagall drückte mich behutsam an sich. "Auch, wenn sie nicht anwesend waren, haben sie alles in gewisser Weise ebenfalls miterlebt und das ist nicht zu unterschätzen." Ich schüttelte verdrängend den Kopf. "Wieso-", doch mehr brachte ich nicht heraus. "Sie sind stark, Evans. Sie werden das durchstehen. Wir werden das alles durchstehen. Und auch wenn sie für ihren Bruder da sein wollen, schauen sie zuerst, dass es ihnen gut geht. Vergessen sie sich selbst nicht." Ich löste mich von ihr und wischte meine Tränen weg. "Sie können jederzeit zu mir kommen, wenn sie das Bedürfnis haben, darüber zu reden. Doch vorerst sollten sie noch einmal zu Madam Pomfrey. Sagen sie ihr, sie soll ihnen etwas zur Beruhigung geben." Ich nickte einwilligend. "Können sie mir sagen, wo mein Vater gerade ist?" Sie schüttelte bedauernd den Kopf. "Tut mir leid. Miss Flores, begleiten sie sie bitte nach oben?" June stand sofort auf, so wie auch Hermine, doch McGonagall wies sie zurück. "Nicht jetzt, Granger", legte sie ihr Nahe, woraufhin Hermine sich frustriert wieder setzte. Ich nickte McGonagall dankend zu und verliess mit June die grosse Halle.



Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt