51 - what's your problem?

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Als ich das nächste mal zu Draco blickte, schaute er ertappt weg. Er packte seine Bücher, stand ruckartig vom Sofa auf und verliess hastig dem Gemeinschaftsraum. Perplex verfolgte ich seine Bewegungen und starrte noch eine Weile auf die Steinmauer, die sich hinter Draco wieder schloss. "Was sollte das jetzt?" fragte Zabini spottend. Ich wand meinen Blick ihm zu und zuckte mit den Schultern. "Ich schau mal, ob alles in Ordnung ist", murmelte ich daraufhin, noch immer ziemlich irritiert, stand auf und folgte Draco in den Flur hinaus.

"Draco?" rief ich, als ich ihn etwas weiter weg im Flur sah. Ich bin mir sicher, dass er mich gehört hat, doch er ignorierte mich gekonnt und lief weiter in die entgegengesetzte Richtung. Ich rannte ihm nach. Als ich ihn eingeholt habe, hielt ich ihn an einem Arm zurück. "Draco", wiederholte ich. Er drehte sich schwungvoll zu mir herum und stand mir nun so nahe, dass ich seinen Atem auf meiner Stirn spüren konnte. Ich starrte in seine eiskalten Augen und er erwiderte meinen Blick. Dann bewegten sich seine Augen zu seinem Arm, den meine Hand immer noch umklammerte. Schnell löste ich meine Griff und wich zurück. "Was ist los Draco?", fragte ich zögernd. "Das geht dich nichts an Evans", fauchte er zurück. "Ich denke schon, dass es mich was angeht, wenn du mich den ganzen Abend gedankenverloren anstarrst, als hätte ich etwas verbrochen und dann, wenn ich deinen Blick erwidere, stehst du plötzlich ohne Erklärung auf und verlässt den Raum", entgegnete ich ihm etwas zornig. In seinem Gesichtsausdruck änderte sich für einen kurzen Moment etwas. Er wirkte etwas erstaunt. Vermutlich ist er es nicht wirklich gewohnt, dass ihm jemand widerspricht. Doch kurz darauf trug er wieder seine abwertende Maske. Irgendetwas stimmte doch mit dem Typ nicht. Manchmal hatte er eine so liebe Art und dann liess er wieder niemanden an sich heran kommen. "Ich hab gerade einfach viel um die Ohren. Tut mir leid, wenn ich dich belästigt habe. Das war nicht mit Absicht." Seine Antwort war knapp und wirkte desinteressiert. Ich schaute ihn misstrauisch an und schnaubte. "Das ist alles? Jedes Mal, wenn ich dich ansehe wirkst du so in deinen Gedanken versunken, als wärst du in einer anderen Dimension und jetzt willst du mir einreden, dass du nur ein wenig Stress hast? Komm schon Draco, verarschen kannst du auch jemand anderes. Ist es wegen der Sache mit meinem Vater?" "Es hat nichts mit dir zu tun", entgegnete er ohne Pause, wand seinen Blick von mir ab und starrte in die Leere. "Das klingt nicht wirklich überzeugend." Ich folgte seinem Blick, doch da war nichts. "Lass es einfach okay. Es geht dich nichts an!" Seine Stimme war unerwartet laut und klang gereizt. Ich zuckte zusammen und drehte meinen Kopf wieder zu ihm. Draco stand auf einmal wieder nur einige Zentimeter von mir enfernt. Ich starrte ungläubig in seine Augen und er tat es mir gleich. Mein Atem zitterte. "Was ist dein Problem?", flüsterte ich fragend, nach dem wir einen Moment lang einfach nur schweigend da standen und uns anstarrten. Er antwortete mir nicht. Also entschied ich mich umzudrehen, und ohne ein weiteres Wort zu sagen, zum Gemeinschaftsraum zurückzukehren.

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"Und?" fragte June, als ich mich wieder zu ihnen setzte. Ich zuckte mit den Schultern. "Weiss echt nicht, was bei ihm gerade los ist", antwortete ich. "Hat vermutlich seine Tage", spottete Zabini und zwinkerte mir zu. Ich verdrehte die Augen. Ich mochte diesen Typ einfach nicht. Er hatte das Gefühl er sei was besseres und könne jede haben. Widerlich.

Nach einiger Zeit setzte sich auch Draco wieder zu uns, sagte jedoch nicht sonderlich viel und beteiligte sich auch kaum an unseren Konversationen. Zabinis spöttischen Bemerkungen ignorierte er gekonnt, so wie ich seine Blicke. Als June und ich aufstanden, um langsam zurück zum Gryffindor Turm zu gehen, folgte er uns bis zur Öffnung in der Steinmauer. "Faye?" fragte er, als würde er auf eine Erlaubnis warten, um mit mir zu sprechen. "Geh schon mal. Ich komme gleich nach", sagte ich zu June, drehte mich zu Draco um und schaute ihn fragend an. "Es tut mir leid. Ich habe gerade etwas überreagiert." Ich schnaubte. "Ja das kann man so sagen." Er strich sich mit beiden Händen über das Gesicht, liess sie anschliessend senken und spielte nervös mit seinen Fingern. Irgendetwas war los. Ich sah ihm an, dass es ihm nicht gut ging. Also griff ich vorsichtig nach seiner Hand um ihn etwas zu beruhigen. Sie war kalt und zitterte leicht. Trotzdem fühlte sich die Berührung irgendwie warm an und meine Haut begann leicht zu kribbeln. Draco schaute mich fragend an. Ich atmete stockend ein. "Ich weiss, du hast es nicht immer einfach Draco. Vielen ist das nicht bewusst, doch mir schon. Verschliess dich nicht auch noch vor den wenigen Leuten, die dir etwas bedeuten. Nicht alle Menschen mit denen du dich umgibst wollen dir etwas Böses. Manche wollen dir einfach nur helfen, Draco." Dann liess ich seine Hand wieder los, lächelte müde und drehte mich um, um anschliessend den Gemeinschaftsraum der Slytherins ebenfalls zu verlassen.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt