Anfang Dezember 1994
"Was ist das?" fragte ich June, als ich am Sonntagmorgen nach dem Frühstück unser Zimmer betrat und eine schwarze Schachtel mit dunkelgrüner Schleife auf meinem Bett lag. June grinste verschmitzt. Ich funkelte sie mit einem mahnenden Blick an, doch sie zuckte nur unschuldig mit den Schultern. Ich setzte mich auf das Bett und stellte die Schachtel auf meine Beine. An der Schleife hing eine kleine Karte, auf der hinten ein geschwungenes D geschrieben war. Ich lächelte und schüttelte leicht den Kopf. "Jetzt mach schon auf", sagte June ungeduldig und setzte sich neben mich. Ich zog an der Schlaufe und hob den Deckel ab. Zwischen schwarzem Seidenpapier nahm ich ein dunkelgrünes, fast schwarzes Ballkleid hervor. Es war ein tailliertes Satin-Kleid mit V-Ausschnitt und Spaghetti-Trägern. Der untere Teil des Kleides hatte auf einer Seite einen Schlitz und fiel locker. "Wow", sagte June leise. Ich nickte nur, denn mir fehlten die Worte. Ich stand auf, hielt das Kleid vor mich und blickte in den Spiegel. Es war perfekt. Es war nicht unbedingt pompös und schon gar nicht ein Prinzessinenkleid, sondern eher schlicht, aber trotzdem wunderschön und elegant. Genauso, wie es mir gefiel. Es passte perfekt zu mir. Zu meinem Charakter und zu meinem Aussehen. Der Schnitt umspielte meine Figur hervorragend. Durch die Farbe, strahlten meine Augen noch grüner, als sie es sonst schon taten. Meine Haare leuchteten im Kontrast. "Also wenn ihr zwei nicht das schönste und dynamischste Paar in Hogwarts seid, dann weiss ich echt auch nicht." Ich seufzte. "Denkst du es ist richtig? Uns zu zeigen?" June stellte sich hinter mich und blickte mich durch den Spiegel an. "Wenn ich ehrlich bin..." Ich schaute sie vorsichtig an. "Ja, ich glaube es ist richtig. Ich glaube, das mit euch zwei ist wirklich etwas Ernstes. Draco hat Recht. Es tut dir nicht gut, eure Beziehung verheimlichen zu müssen, vor allem vor deinen Freunden. Und früher oder später wird es sowieso herauskommen. Nur schon die Tatsache, dass Draco das von sich aus gemerkt hat und sich der Gefahr ausstellt, von seiner Familie verurteilt zu werden, zeigt doch, dass er dich wirklich liebt. Also ja, ich glaube es ist richtig, euch vor allen zu zeigen. Es wird vermutlich am Anfang nicht einfach werden, doch wenn ihr das zusammen geschafft habt, kann euch nicht mehr viel im Weg stehen. Draco wird immer in gewisser Weise in einem Loyalitätskonflikt stehen, doch ich glaube, du kannst ihn zu einem besseren Menschen machen, Faye. Und ihr zwei zusammen könnt unglaublich viel erreichen." Ich blinzelte eine Träne weg und legte meinen Kopf auf ihre Schulter. "Danke", flüsterte ich. "Hab ich dir schon einmal gesagt, dass du unglaublich toll bist Juini?" Sie lächelte. "Ich hörs immer wieder gern Fé."
Am Abend verliess den Gemeinschaftsraum in der grossen Halle zu Abend zu essen. Die anderen waren bereits vor gegangen. Als ich eilig durch das Portraitloch ging, stiess ich mit jemandem zusammen. "Tschuldigung- Oh Fred, hey!" Er grinste mich an. Du hast deinen Kopf schon immer wo anders." Ich verzog schuldig das Gesicht. „Kommst du auch nach unten?" fragte ich daraufhin. „Ich muss noch kurz etwas holen, geh ruhig schon" Ich nickte. „Okay", entgegnete ich und ging auf die Treppe zu. "Faye?" Kurz vor den Stufen blieb ich stehen und drehte mich noch einmal zu Fred um. "Hm?" fragte ich. "Hast du schon ein Date für den Weihnachtsball?" Ich schluckte leer und setzte einen entschuldigenden Gesichtsausdruck auf. "Fred ich-", doch ich wusste nicht wirklich was ich sagen sollte. "Draco?" fragte er daraufhin und irgendwie war ich erleichtert, es nicht selbst angesprochen haben zu müssen. Ich nickte. Er lächelte mir mit einem traurigen Lächeln entgegen. "Das ist etwas ernstes, nicht wahr?" Ich nickte entschuldigend und seufzte dann. "Ich wollte es dir sagen, Fred. Wirklich. Das musst du mir glauben. Es ist nur etwas kompliziert und wir-" Mitten im Wort unterbrach er mich und griff nach meinem Arm. "Faye, du must dich nicht rechtfertigen. Alles gut. Ich freu mich für dich." Ich blickte ihn mit grossen Augen an. "Wirklich?" „Alles, was zählt ist, dass du glücklich bist, Faye. Das hast du mehr als nur verdient." Diesmal war sein Lächeln ehrlicher. Erleichterung machte sich in mir breit und ich fiel Fred um den Hals. "Aber ein Tanz schuldest du mir." Ich grinste. "Wie könnte ich bei diesem Blick Nein sagen?"
"Er ist wirklich ein guter Mensch, Fred", sagte ich, als ich mich wieder von ihm löste. Er nickte lächelnd. „Das glaube ich dir."
Als ich mich in der grossen Halle zu den anderen setzte und sich mein Blick mit Dracos kreuzte, stiess ich unhörbare ein erleichtertes Seufzen aus. Mir ist die Meinung weniger Leute wirklich wichtig. Fred ist einer von wenigen. Ich wollte ihn nicht verletzen wegen der Sache mit Draco. Und ich hatte Angst vor seiner Reaktion. Es nun endlich ausgesprochen zu haben, auch wenn er es vermutlich schon länger ahnte, entlastete mich entsprechend.
Draco schaute mich mit einem fragenden Blick an. Ich lächelte und formte ein stummes ‚Danke' mit meinem Mund. Nun zuckten auch seine Lippen. ‚Ich liebe dich' war seine Antwort und mein Bauch kribbelte.
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Faye Lily Evans - The Girl Who Loved
FanfictionFaye L. Evans, ein Waisenmädchen aus London mit rotbraunen, gewellten Haaren, hellgrünen Augen und Sommersprossen, die ihr hübsches Gesicht zieren ist ein aussergewöhnliches Mädchen. Da sie schon als kleines Baby ins Waisenheim gebracht wurde, hat s...