72 - do you want to go to the ball with me?

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25. November 1994

"Draco?" Ich lag auf Dracos Brust und starrte nachdenklich zur Decke, während er mit seinen Fingern meinen Rücken entlang strich. "Hm?" kam es müde von ihm. "Ich glaube Fred ahnt etwas", sagte ich daraufhin bedrückt, da mir Freds Worte seit gestern nicht mehr aus dem Kopf gegangen sind. "Wieso meinst du?" Ich stütze mich auf meinen Ellbogen und schaute ihn an. "Gestern, beim Turnier. Er hat bemerkt, dass wir davor zusammen waren... Und vermutlich kann er sich denken, wieso wir zu spät gekommen sind." Er schaute mich fragend an. "Soll er doch denken, was er will", sagte er gleichgültig. Ich seufzte und warf ihm ein Kissen entgegen. "Darum geht es nicht Draco", sagte ich leicht zornig, da ich es wirklich ernst meinte. "Ich kann meine Freunde einfach nicht anlügen. Das haben sie nicht verdient." Meine Stimme zitterte leicht und meine Augen funkelten. Das Ganze nahm mich mehr mit, als ich zugab und in diesem Moment erkannte das auch Draco. Sein Blick verharrte in meinem. "Ich weiss", sagte er dann unerwarteterweise verständnisvoll und strich mir eine lose Haarsträhne hinters Ohr. Einen Moment sagten wir beide nichts, starrten uns nur gegenseitig in die Augen. Dracos Hand lag noch immer auf meiner Wange. Dann änderte sich etwas in seinem Gesichtssausdruck. "Ich weiss", murmelte er noch einmal, drehte seinen Kopf weg und starrte in die Decke.

"Gehst du mit mir an den Weihnachtsball?" Ich schaute ihn sprachlos an. "Hm?" fragte ich etwas irritiert, da ich dachte, mich verhört zu haben. Er drehte seinen Kopf wieder zu mir. "Gehst du mit mir an den Weihnachtsball, Faye?" wiederholte sich Draco. Ich schaute ihn sprachlos an. Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. Über den Weihnachtsball hatte ich mir ehrlich gesagt noch gar keine Gedanken gemacht. Ich wollte mit Draco hingehen, keine Frage. Nur dachte ich, dass das nicht möglich sein wird. Ich habe mich schon drauf eingestellt mit jemand anderem hinzugehen. Würden wir zusammen hingehen, würde das auch bedeuten, uns allen zu zeigen. Der ganzen Schule und vermutlich auch allen, die den Tagespropheten lesen. Duzende Gedanken schwirrten gleichzeitig in meinem Kopf umher. Was würde das für uns bedeuten? "Aber-" Doch weiter kam ich nicht, denn Draco brach mir das Wort ab. "Es wird herauskommen. Früher oder später wird es Gerüchte geben. Ja, man wird über uns reden und vielleicht sogar über uns urteilen. Aber wir können uns nicht für immer verstecken. Ich merke doch, wie sehr es dich belastet, und das möchte ich nicht. Wir sind stärker als das Faye." Er klang nicht so, als hätte er sich eben gerade zum ersten Mal Gedanken darüber gemacht. Er hat bemerkt, dass es mich belastet. Er will es wirklich bekannt geben. „Meinst du das wirklich ernst?" fragte ich unsicher. Draco nickte. „Wir werden zusammen auf den Ball gehen und allen zeigen, dass wir ein Paar sind." Kaum hat Draco die Worte ausgesprochen, war das erdrückende Gefühl, das ich nie wirklich wahrnehmen wollte, auf einmal weg. Das Gefühl meine Freunde zu hintergehen, weil ich ihnen die Wahrheit nicht sagen konnte. Weil ich ihnen einen Teil von mir nicht zeigen konnte. Ich beugte mich nach vorne, nahm Dracos Gesicht in die Hände und küsste ihn. Dann legte ich meine Stirn auf seine und schaute zwischen seinen Augen hin und her. "Danke", flüsterte ich und legte meinen Kopf wieder auf seine Brust. Draco hauchte einen Kuss auf meinen Kopf und ich kuschelte mich wieder wohlfühlend an ihn.

"Was ist mit deinen Eltern Draco? Was werden sie davon halten? Von uns", sagte ich dann vor mich hin. Ich habe diese Sorge schon oft angesprochen, jedoch nie direkt erwähnt. Wir haben noch nie wirklich über Dracos Eltern gesprochen. Schon gar nicht darüber, wie sie es finden werden, wenn sie herausfinden, dass Draco und ich zusammen sind. Doch wenn wir uns als Paar zeigen, werden es auch Mr und Mrs Malfoy erfahren.

"Meine Mutter weiss es", antwortete Draco. „Ich habe es ihr nie gesagt, doch ich bin mir eigentlich sicher, dass sie es weiss, beziehungsweise etwas ahnt. Sie mag dich Faye." Ich lächelte. "Und dein Vater?" Nun seufzte Draco. "Ich schätze es gibt nicht viel, was er an dir auszusetzen haben kann. Du bist hübsch, imponierend, hast Stil. Ausser, dass du keine Slytherin bist, passt du gut in das Bild der Familie." Er sprach zumutend, doch wir wussten beide, dass das so nicht wirklich stimmte. Ja, äusserlich konnte ich mich vermutlich als eine Slytherin oder sogar als Mitglied der Malfoys geben. Ich habe eine anerkennende Ausstrahlung und meine Zauberkünste waren bereits jetzt sehr mächtig. Doch ich wurde nicht zu unrecht nach Gryffindor einsortiert. Ich habe Charakterzüge, auf die ich stolz bin, die mich nunmal zu der Person machen, die ich bin. Und das kann und will ich nicht verstecken. Und dann ist da noch die Sache mit meiner Mutter. Die ich Draco nur zu gerne sagen würde, ich aber zu grosse Angst davor habe. „Draco ich-" Ich blickte zu ihm hoch und biss auf die Zähne. War kurz davor meinen Mund zu öffnen und ihm alles zu erzählen. Tat es aber nicht. „Trotzdem ist unsere Vergangenheit, unsere Herkunft und Einstellung so verschieden", sagte ich stattdessen. Er strich mir über die Wange. „Mach dich nicht kaputt mit diesen Gedanken, Fé." Er lächelte. "So schnell wird uns nichts trennen." Nun war er es, der mein Kinn hob und mich küsste und ich lächelte. Ich starrte in Dracos eiskalte Augen und lächelte an seine Lippen, weil ich mich nur schon durch seinen Anblick glücklich fühlte. Glücklich und sicher.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt