59 - don't play with me

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3. Juni 1994

Es war Freitagnachmittag. Ich verliess das Arithmantik Klassenzimmer als letzte, da ich noch in ein Gespräch mit Professor Vektor vertieft war. Erschöpft lief ich den Flur der 7. Etage entlang in Richtung des Gryffindor Gemeinschaftsraumes. Es war still. Nichts war zu hören bis auf dumpfe Schritte, die sich mir näherten. "Evans", erklang eine mir bekannte Stimme neben mir. "Malfoy", gab ich ernst von mir und unterdrückte ein Grinsen. Dann zog er mich an meiner Hand zu sich herum, drängte mich einige Schritte zurück, bis ich die kalte Steinmauer des Flures an meinem Rücken spürte. Ich hielt den Atem an. Mit einer Hand stützte er sich neben meinem Kopf an der Mauer ab, mit der Anderen drückte er mich an meiner Schulter an die Wand. Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht und starrte ihn wortlos in die Augen. "Draco", fauchte ich, als ich mich wieder gefasst habe und schaute umher, um sicher zu gehen, dass niemand in der Nähe war. Dann verringerte ich den Abstand zwischen uns noch weiter, bis ich seinen Körper an meinem spürte. Ich starrte provozierend auf seine Lippen, die meine beinahe berührten. "Ich glaube das war nicht der Plan, Draco", hauchte ich an seine Lippen. Daraufhin löste ich mich wieder von ihm, wich unter seinem Arm hindurch und wollte meinen Weg gerade fortführen, als Dracos kalte Hand erneut mein Handgelenk umfasste und mich zu sich umdrehte. Mit der anderen Hand zog er mich an meiner Taille zu sich. Ich starrte ohne zu blinzeln in seine Augen. "Spiel nicht mit mir Evans", sagte er währenddem er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. "Tu ich nicht", entgegnete ich unschuldig. Dann hob er mein Kinn und küsste mich. Ich legte meine Hände in seinen Nacken. Kurz darauf löste ich mich wieder von ihm. "So wird das nichts mit 'Verheimlichen'." Er lächelte und schaute von mir weg. "Ich wollte es nur gesagt haben", sagte ich grinsend, zuckte mit den Schultern und lief rückwärts von ihm weg. Er folgte mir und als er mich beinahe eingeholt hat, drehte ich mich um und wir liefen nebeneinander den Flur entlang zum Gryffindor Turm.

Er griff nach nach meiner Hand und wir liefen den Flur weiter entlang. Als wir uns dem Gryffindorturm näherten, liess ich seine Hand vorsichtig los. Keine Sekunde zu früh, denn einen kurzen Moment später, kam uns June von der grossen Treppe von unten entgegen. «Sie musterte Draco scharf. Dann räusperte er sich, da es ihm vermutlich unangenehm wurde. «ich mach am Sonntag eine kleine Geburtstagsparty bei uns im Gemeinschaftsraum. Nichts Grosses, aber falls ihr Lust habt, könnt ihr gerne auch kommen. «June sagte noch immer nichts, schaute Draco nur giftig an. «Wir kommen sehr gerne», unterbrach ich nach einem Moment der Stille. Jetzt schaute sie mich fragend an. Ich griff nach ihrem Arm und zog sie zum Portrait-Loch. «Bis dann», rief ich Draco über die Schulter zu. Er zwinkerte mir zu, drehte sich anschliessend um und lief die Treppen herunter.

«Was war das?» fragte June mit einem durchdringenden Blick, als wir den Gemeinschaftsraum betreten haben. «Er hat sich entschuldigt», entgegnete ich ihr verlegen, ohne ihren Blick zu erwidern. Sie schaute mich skeptisch an. «Und jetzt?» Ich zuckte mit den Schultern. «Keine Ahnung... Wir haben uns einfach bloss ertragen», log ich. Sie zog eine Augenbraue hoch und musterte mich zweifelnd, ging jedoch nicht weiter darauf ein. Lange würde es nicht dauern, bis sie uns durchschaute. Dafür kannte sie mich einfach zu gut und hatte zudem hervorragende Menschenkenntnisse. Ich konnte sie einfach nicht anlügen, beziehungsweise werde ich das mit Draco und mir ihr gegenüber nicht lange verheimlichen können.

05. Juni 1994

Es war eine gemütliche Runde am Sonntagabend im Slytherin Gemeinschaftsraum. Neben June, Elle und mir waren auch noch Crabbe, Goyle, Pansy, Blaise und Pike dabei. Crabbe und Goyle waren zwar ziemlich beschränkt, aber eigentlich ganz nett, wenn man nicht gerade mit Draco verfeindet ist. Mit Pike hatte ich bisher nicht wirklich viel zu tun. Pansy und Blaise konnte ich nicht gut leiden. Sie waren Klischee-Slytherins. Arrogant und eingebildet. Waren hinterlistig und hatten das Gefühl etwas Besseres zu sein. Vorne durch tat ich so, als verstände ich mich gut mit ihnen. Doch beidseitig war es gekünstelte Freundlichkeit. Ich wusste, dass auch sie mich nicht mochten. Vor allem Pansy hatte ziemlich sicher etwas gegen mich und nutze jede Gelegenheit, mich schlecht darstellen zu lassen. Ich nahm sie nicht wirklich ernst, da ich wusste, dass sie nur eifersüchtig auf mich war. Trotzdem machte sie das herzlich unsympathisch.

Wir verbrachten den Abend mehrheitlich mit Reden. Gegen Ende setzten wir uns in einen Kreis und spielten Wahrheit oder Pflicht. Ich mochte dieses Spiel nicht wirklich, wollte aber keine Spielverderberin sein, weswegen ich mich ebenfalls dazusetzte.

"Faye, Wahrheit oder Pflicht?" fragte mich Blaise und schon da wusste ich, dass das ganze nicht gut enden würde. "Wahrheit" antwortete ich. Blaise grinste. "Was ist damals zwischen dir und McCaden gelaufen?" Ich schluckte. "Wie bitte was?" fragte ich ihn ungläubig, in der Hoffnung ich hätte mich verhört. "Du hast mich schon verstanden, Evans." Ich starrte ihn fassungslos an. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit und schlagartig fühlte ich mich unwohl. In meinem Körper und in diesem Raum. June und Elle blickten mich hilflos an und wussten so wenig wie ich, was sie sagen sollten. Nun mischte sich Pansy ein. "Komm schon Faye. Jeder weiss, dass er dich flachgelegt hat. Ist nicht so, dass er ein Geheimnis daraus gemacht hat." "Ihr habt keine Ahnung", erwiderte ich betrübt und starrte mit einem leeren Blick in die Mitte des Kreises. "Deswegen frag ich ja." Zabinis Stimme klang hämisch, doch ich nahm ihn nicht richtig war. Für einen Moment war ich wie in Trance. Gefangen in Erinnerungen an diesen Abend, die ich bis jetzt mehr oder weniger gut verdrängen konnte. Panik kam in mir hoch, doch ich zeigte es nicht von aussen, sagte jedoch auch nichts. "Lass es einfach Zabini", hörte ich Elle sagen. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Dann spürte ich Dracos Hand auf meinem Knie, zuckte zusammen und zog mein Bein weg. Er schaute mich fragend an. "Frag mich einfach etwas anderes", sagte ich dann schliesslich. Doch er starrte nur gelangweilt zurück. "So funktioniert das nicht Evans." "Alter was hast du für ein Problem. Sie will es nicht sagen, okay", fuhr June ihn an. Blaise verdrehte die Augen. "Dann nehm ich eben Pflicht", fauchte ich. "Gut, dann sag mir, was du und Sage am laufen hattet." Ein hässliches Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen. "ES-GEHT-DICH-NICHTS-AN", äusserte ich mich zornig. "Blaise, lass es", sagte nun auch Draco und ich blickte ihn dankend an, denn daraufhin hob er nur unschuldig die Hände. "Okay, okay." Dann stand ich aufund blickte zu June. "Ich geh schonmal hoch." June wollte ebenfalls aufstehen, doch ich winkte dankend ab. "Alles gut, du kannst ruhig noch hier bleiben." "Sicher?" Ich nickte ihr zuversichtlich zu. Dann war ich Draco noch einen entschuldigenden Blick zu und bewegte mich aus dem Slytherin Gemeinschaftsraum. Ich hörte noch, wie Blaise und Pansy etwas abwertendes sagten, woraufhin Elle sie beide anfauchte. Doch ich hatte dafür keine Energie. Tränen sammelten sich in meinen Augen.

Auf dem Flur hörte ich eilige Schritte, die mich einholten. "Faye?" fragte Draco vorsichtig. Ich blieb stehen, drehte mich aber nicht um. Versuchte meine Tränen zu verstecken. "Alles in Ordnung?" Ich atmete tief durch und blinzelte einige Tränen weg. Als ich seine Hand auf meiner Schulter spürte, wich ich zurück, drehte mich dann aber zu ihm um, die Arme vor meinem Körper verschränkt. Er schaute mich besorgt an. Dann nickte ich langsam. "Alles gut", erwiderte ich energielos auf seine Frage.

"Tut mir leid, ich wollte nicht, dass dein Geburtstag so endet." Er nahm mich vorsichtig in den Arm. Ich verspannte mich zuerst, doch dann legte ich meinen Kopf auf seiner Brust ab. "Das war nicht deine Schuld Faye", sagte er ruhig, während er mir durch die Haare strich. Und mit jeder Berührung baute sich dieses beklemmende Gefühl in mir wieder etwas ab. Mit jeder Berührung fühlte ich mich wieder etwas freier, lebendiger. Und wenn ich nie geglaubt hätte, das irgendwann zu sagen; Draco tat mir gut.


Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt