47 - don't annoy me

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15. Dezember 1993

Am Mittwoch nach dem Unterricht setzte ich mich zügig in die Bibliothek, um für Arithmantik zu lernen. Die Prüfung war am Freitag und ich war ziemlich aufgeschmissen, da ich bis jetzt so gut wie nichts dafür gemacht habe und es viel zu viel Stoff war, um in zwei Tagen alles zu lernen. Gestern nachmittag habe ich mit June nochmals für Zaubertränke gelernt, besser gesagt ihr erklärt, um was es überhaupt ging. Sie hat noch nichts dafür gelernt und brauchte Ablenkung nach dem Streit zwischen ihr und Avery.

June war eigentlich ganz gut in der Schule, doch in Zaubertränke war sie eine Null, weswegen ich mir nicht sicher bin, ob es überhaupt etwas gebracht hat, dass ich ihr versucht habe alles zu erklären. Das hat mich so viel Energie gekostet, dass ich nach dem Abendessen wirklich nichts mehr für Arithmantik in meinen Kopf gebracht habe. Arithmantik war mit Abstand das komplizierteste und aufwändigste Fach in Hogwarts und ich bin echt selber schuld, dass ich es gewählt habe. Eigentlich finde ich es wirklich lehrreich und spannend und Professor Vector mochte ich echt gerne, doch diese Prüfungen waren wirklich grausam. Jedes Mal, wenn eine Prüfung anstand war ich ziemlich gestresst, vor allem, wenn alle Lehrer immer das Gefühl hatten, sie müssen ihre Prüfungen gleichzeitig ansagen und vor Weihnachten rein quetschen. Wir hatten diese Woche drei Prüfungen in Fächern, die alle ziemlich aufwändig waren. Und natürlich, als hätte ich nicht schon genug Stress, kam noch das ganze Drama mit meinem Vater dazu, und June, für die ich gerade echt da sein wollte, denn das war sie auch immer, wenn es mir nicht gut ging. Trotzdem war es mir einfach etwas zu viel und ich war sichtlich überfordert.

Ich sass also ind er Bibliothek, starrte auf mein Arithmantik Buch und zerbrach mir den Kopf darüber, wie ich das alles bis Freitag schaffen sollte, wobei ich in dieser Zeit eigentlich hätte lernen können. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ein paar weisse Sneaker neben mir auf dem Tisch platziert wurden. Ein Blick auf die teuren Sneaker verrieten mir, wer sich gerade neben mich gesetzt hat. Ich schaute kurz auf und blickte in Dracos grinsendes Gesicht. Er sass lässig in einem Stuhl neben mir und biss in einen grünen Apfel. Ich verdrehte die Augen und wand meinen Blick wieder ab, auf das Buch, das vor mir auf dem Tisch lag. "Was willst du Malfoy? Siehst du nicht, dass ich lerne?" fragte ich genervt. Darauf hin nahm Draco provozierend das Buch, das vor mir lag weg, blätterte desinteressiert darin herum und verzog das Gesicht. "Draco",  rief ich empört und versuchte das Buch zurückzuholen, doch er hielt es von mir weg. "Ich muss echt lernen Malfoy. Wir haben am Freitag eine riesige Prüfung und ich bin ziemlich aufgeschmissen." Ich stand auf und versuchte erneut das Buch aus Dracos Händen zu reissen, doch er hielt es zu fest. Für einen kurzen Moment berührte sich unsere Hände, wir hielten beide ruckartig inne und blickten uns schweigend an. Verwirrt von der Reaktion, die diese Berührung in mir auslöse, liess ich ihn wieder los und setzte mich zurück auf meinen Stuhl.

"Was willst du?" fragte ich erneut etwas angespannt. Ich war ohnehin schon gestresst und genervt. Diesen Kindergarten konnte ich gerade echt nicht gebrauchen. Auch er schien etwas verwirrt, fasste sich aber schnell wieder. "Irgendwie habe ich so viele Fragen. Ich meine Snape, dein Vater? Nie!" Ich schaute kurz umher, ängstlich jemand könnte uns hören, dann schaute ich Draco drohend an. "Lass es Malfoy", doch er ignorierte mich. "Er ist so kalt und streng und verschlossen und du-" Anscheinend wusste er nicht was er sagen sollte, denn er sprach nicht weiter und schaute mich fragend an. "Ich meine wie? Wie?" Ich verdrehte nur die Augen und wandte meinen Blick wieder von ihm ab, denn ich wusste genau, worauf er hinaus wollte. "Ich sagte doch lass es, es geht dich nichts an", wiederholte ich mit funkelnden Augen. Erneut stand ich auf und versuchte mein Buch zurück zu holen, doch er hielt nicht locker. Bedrückt liess ich mich zurück auf den Stuhl fallen und blickte vor mich auf den Tisch. "Sie ist tot Draco. Meine Mutter ist tot und ich bin in einem Waisenheim aufgewachsen. Ist es das, was du hören wolltest?" Er starrte mich perplex an. "Und jetzt gib mir bitte mein Buch. Ich muss wirklich lernen", fügte ich erdrückt und mit Tränen in den Augen hinzu. Draco öffnete den Mund, schloss ihn aber kurz darauf wieder. "Ich-", begann er. "Tut mir leid, das wollte ich nicht", ergänzte er dann und reichte mir das Buch hin. Ich nahm es entgegen, wobei sich unsere Hände erneut kurz berührten. Ich räusperte mich. "Konntest du nicht wissen", sagte ich leise und legte das Buch vor mir hin. Er rutschte etwas näher und ich hielt die Luft an. Dann schlug er das Arithmantikbuch auf und studierte die Seite, die ich vorhin offen vor mir hab liegen lassen. "Brauchst du Hilfe beim Lernen?" Ich lächelte und nickte dankend. "Wenn du Zeit hast."

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt