77 - dive into darkness

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24. Februar 1995

"Gehen wir zusammen zum Turnier?" fragte Draco aus der Dusche. "Ich muss vorher noch zu Mcgonagall ins Büro." Draco kam mit einem irritierten Blick aus dem Badezimmer. Ich zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, frag mich nicht. Geh ruhig schonmal vor. Ich komm dann nach." Von ihm abgewandt zog ich einen schwarzen Rollkragenpullover aus seinem Schrank, in dem es vermutlich mehr Klamotten von mir, als von Draco selber hatte. Dann spürte ich Dracos nackten Oberkörper an meinem Rücken. "Hoffentlich dauert das nicht zu lange", flüsterte er an mein Ohr. Ich drehte mich um und grinste ihm entgegen. Dann legte ich meine Hände auf seine Schultern und stiess ihn von mir weg. "Du weiss genau, wohin das führt und dafür haben wir wirklich keine Zeit", sagte ich mit einer vernünftigen Stimme und ging an Draco vorbei. Ich zog den Pullover über meinen Kopf, steckte ihn in meinen schwarzen Minirock und schlüpfte in meine Stiefel. Ich schaute mich im Spiegel an. Als würde ich auf eine Beerdigung gehen. Aber Farben waren nunmal nicht so meins. Ich mochte es lieber schlicht und elegant. "Wir sehen uns später", sagte ich, als ich ihm hastig einen Kuss auf die Lippen drückte. Ich wollte zur Tür laufen, drehte mich jedoch nochmals um und küsste Draco ein weiteres Mal, da der Kuss vorhin wirklich zu übereilig war. Nun grinste er. Ich schüttelte den Kopf. "Nein-nein-nein, ich muss wirklich gehen", sagte ich daraufhin, mehr um mich zu überzeugen, als ihn.

Kurz bevor ich McGonagalls Büro erreicht habe, kam mir Hermine von der anderen Seite entgegen. "Du auch?" fragte sie mich und ich nickte nachdenklich, da ich nun noch weniger weiss, wieso ich hergerufen wurde. "Weisst du-" Doch ich konnte meine Frage nicht beenden, denn in diesem Moment ging die Tür zu Professor McGonagalls Büro auf. "Meine Damen", begrüsste uns McGonagall mit einem angespannten Gesichtsausdruck und machte eine einladende Geste. Unsicher traten wir in den Raum in dem sich bereits Cho Chang und Fleur Delacours Schwester, sowie Dumbledore und Snape befanden. Der beunruhigte Blick meines Vaters verharrte auf mir und es bildete sich ein Kloss in meinem Magen. "Was wird das?" fragte ich verunsichert, da wohl niemand vor hatte etwas zu sagen. Dann ergriff Dumbledore das Wort. "Sie vier sind Teil der zweiten Aufgabe des Trimagischen Turniers." Ich schaute ihn irritiert an. "Die vier Champions müssen innerhalb einer Stunde die Person aus dem See holen, die ihnen am meisten bedeutet", fuhr er fort. "Sie werden davon aber nicht viel mitkriegen." Noch immer ungläubig starrte ich den Schulleiter an. "Was wenn sie es nicht innerhalb von einer Stunde schaffen?" Er lächelte sanft. "Keine Sorge, ihnen wird nichts passieren", entgegnete er ruhig. Nun schweifte mein Blick zu meinem Vater, der den Anschein machte, dieser Sache ebenfalls nicht wirklich zu trauen. 'Wie klug ist es, dass Harry mich, als die Person, die ihm am meisten bedeutet, aus dem See holen muss, wenn unser familiäres Verhältnis unbekannt bleiben soll?' Ich schaute meinen Vater durchdringlich an, mit der Absicht, ihn meine Gedanken lesen zu lassen. Er schüttelte unauffällig und mit einem skeptischen Blick den Kopf, da er, so wie es schien, ebenfalls nicht wirklich überzeugt von der Idee war. Ich seufzte, denn ich ahnte Böses.

Dann widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder Dumbledore. "Ich werde sie gleich in einen Schlafzauber versetzen. Sie werden erst wieder bei Bewusstsein sein, wenn sie auf die Wasseroberfläche treffen." Ich schaute im Raum umher. McGonagalls Gesichtsausdruck war besorgt, der von Cho und Hermine eher angespannt. Am verängstigten sah jedoch Fleurs Schwester aus. Was mich nicht verwunderte, denn sie war bestimmt erst neun oder zehn. Wieso musste überhaupt ein Kind in eine solche Sache hineingezogen werden? Ich kniete mich zu ihr nieder und legte eine Hand auf ihre Schulter, da ja sonst niemand den Anschein machte, dem Mädchen Mut zuzusprechen. "Du bist Gabrielle nicht wahr?" Sie nickte nervös. "Du brauchst keine Angst zu haben Gabrielle. Es wird alles gut kommen. Du bist nicht alleine." Ich lächelte ihr zuversichtlich zu und sie erwiderte das Lächeln. Ich blickte vergewissernd zu McGonagall, woraufhin sie mir dankend zunickte. Als ich aufstand, versteinerte sich meine Miene jedoch wieder, da ich die ganze Situation für Blödsinn hielt. Dann wandte ich meine Blick wieder zu Dumbledore und schaute ihn erwartungsvoll an. Stattdessen war es Snape, der nun des Wort ergriff und uns eine kleine Phiole mit einer schimmernden Flüssigkeit reichte. "Dadurch werdet ihr unter Wasser atmen können", sagte er knapp. Als mein Vater mir die Phiole reichte, blieb er kurz stehen und schaute mich mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck an. Ohne etwas zu sagen, ging er dann jedoch weiter zu Gabrielle Delacour. Ich hob das Fläschchen vor mich hin und betrachtete die Flüssigkeit, welcher ich für die nächsten Stunden mein Leben anvertraue. Ich schaute skeptisch zu Hermine, die vermutlich gerade den gleichen Gedanken im Kopf hatte, was mich nicht unbedingt beruhigte. Dann ging alles ziemlich schnell. Alle tranken das Gemisch gleichzeitig. Ich trat als Erste vor Dumbledore. Er richtete den Zauberstab auf mich und innerhalb von wenigen Sekunden wurde meine Sicht verschwommen und ich verlor das Gleichgewicht. Das letzte was ich spürte, waren zwei Arme, die nach mir griffen und dann wurde alles schwarz um mich herum.



Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt