93 - swift disappearance

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4. Juli 1995

"Es ist schön anzusehen, wie er bei dir ist." Ich hob meinen Blick zu Mrs Malfoy, die gerade dabei war, Brötchen für das Frühstück in einen Korb zu füllen. "Draco. In deiner Anwesenheit scheint er so unbeschwert und lebensfroh." Ich lächelte, schaute jedoch wieder nach unten zu dem Fruchtteller, den ich gerade anrichtete, da ich nicht wirklich wusste, was ich darauf entgegnen sollte. "Danke, das bedeutet mir wirklich viel", sagte ich schliesslich mit leicht geröteten Wangen. Mrs Malfoy erwiderte mein Lächeln. Dracos Mutter wirkte von aussen ziemlich streng, doch seit ich hier bin, war sie mir gegenüber nichts als wohlwollend und herzlich. Kein einziges Mal hatte ich das Gefühl, dass ich nicht gut genug für sie war. Sie hat mich aufgenommen, so wie ich bin und ich hab sie ebenfalls in mein Herz geschlossen. Sie will einfach das beste für ihre Familie und würde alles für sie tun.

Wir waren gerade am frühstücken, als die Tür zum Esssaal aufging und Lucius Malfoy, gefolgt von meinem Vater den Raum betraten. Von einer Sekunde auf die Nächste, war die warme Stimmung verflossen. Mr Malfoys dunkle und kalte Aura liess alles auf einmal so düster wirken und in mir breitete sich ein Unwohlsein aus. Jedoch schien es nicht nur mir so zu gehen. Dracos und Mrs Malfoys steife Gesichtsausdrücke liessen deuten, dass seine Anwesenheit auf sie eine ähnliche Auswirkung hatte. "Lucius", begrüsste ihn Mrs Malfoy, stand auf, ging auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Doch er beachtete sie kaum. "Ich wusste nicht, dass wir einen Gast haben", bemerkte er zögerlich. Ich versteifte. Draco legte seine Hand auf mein Bein und ich schaute unsicher zu meinem Vater, aus dessen leeren Gesichtsausdruck ich aber kaum schlauer wurde. "Draco hat Faye für ein paar Tage eingeladen." Mrs Malfoy lächelte mir ermutigend entgegen. Vermutlich merkte sie, dass ich mich nicht unbedingt wohl fühlte bei der Anwesenheit ihres Mannes. Schliesslich stand ich auf und reichte Mr Malfoy höflich meine Hand. Er nahm sie entgegen und küsste mich auf den Handrücken. "Wie lange wirst du hier verweilen?" Mrs Malfoy legte ihre Hand auf meine Schulter. "Ich-" Nun trat mein Vater hervor. "Ich werde Miss Evans später nach Hause bringen." Ich schaute ihn verwirrt an. Mr Malfoy musterte mich scharf und nickte anerkennend. "Na dann-" Mit diesen Worten verschwand er wieder aus dem Saal. "Severus- hätte ich gewusst, dass ihr bereits heute kommt, hätte ich-" begann Mrs Malfoy, doch mein Vater winkte verständnisvoll ab. "Danke Narcissa, aber das war nicht nötig." Er schweifte seinen Blick nun zu mir. "Faye, wir müssen gehen", sagte er auffordernd. Ich schaute ihn verwirrt an. "Aber-" Er liess mich nicht weiter kommen und kam einen Schritt auf uns zu. "Jetzt, Faye." Mein Blick zeigte nun noch mehr Verwirrung. Daraufhin tauchte ein Bild in meinen Gedanken auf, das von meinem Vater vermittelt wurde. Ein Gesicht, das weisser als ein Totenkopf wirkte, dessen Augen scharlachrot leuchteten und Nase so flach, wie die einer Schlange schien. Voldemort. Er war auf dem Weg hierher. Draco trat von hinten an mich heran. Ich drehte mich um und legte meine Stirn an sein Kinn. Eine Träne kullerte aus einem meiner Augenwinkel. Er nahm mein Gesicht in die Hände und wischte die Träne weg. Dann berührten sich unsere Lippen. Sanft und sehnsuchtsvoll. Ich löste mich von ihm und Mrs Malfoy nahm mich ebenfalls in die Arme. "Narcissa-" Mein Vater schaute sie auffordernd an. Anscheinend wusste sie, was seine leere Bitte bedeutete, denn sie nickte ihm versichernd zu. Ohne noch ein Wort zu sagen folgte ich meinem Vater und wir verliessen das Malfoy Manor.

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Ich löste meine Hand von seiner, als wir auf das Feld vor dem Waisenhaus appariert waren. Schnellen Schrittes ging er auf das weisse Gebäude zu und liess mich stehen. Perplex schaute ich ihm hinterher und folgte anschliessend seiner Richtung. "Wieso?", fragte ich mit zittriger Stimme, als ich ihn eingeholt habe. Mehr viel mir nicht ein. Was war das? Bis vor einigen Minuten sass ich noch am Esstisch und frühstückte mit Draco und Narcissa Malfoy. Und dann? Was genau ist danach passiert? "Das war naiv, Faye", riss mich die monotone Stimme meines Vaters aus den Gedanken, würdigte mich aber noch immer keines Blickes. "Was war das? Wieso musste ich so schnell verschwinden?" wiederholte ich meine Frage. "Es war naiv zu denken, du könntest die Ferien bei den Malfoys verbringen, kurz nach dem der dunkle Lord zurückgekehrt ist", wiederholte er seine Aussage, beantwortete jedoch zugleich in gewisser Weise meine Frage. "Er ist kein schlechter Mensch", entgegnete ich protestierend. "Trotzdem ist er ein Malfoy." Noch immer lief er in die Richtung ohne den Kopf zu mir umzudrehen. "Er ist mein Freund." Meine Stimme wurde immer zorniger. "Und du bist Potters Schwester." Nun blieb mein Vater stehen und drehte sich stürmisch zu mir um. Ich funkelte ihm entgegen. "Er weiss von dir, Faye! Der dunkle Lord weiss von deiner Existenz, was dich interessant für ihn macht. Was denkst du würde er tun um dich auf der dunklen Seite wissen zu können, würde er von der Prophezeiung erfahren?" Argh! Diese blöde Prophezeiung. Woher soll ich das wissen, wenn ich selber nicht weiss, was ich mit dieser Prophezeiung zu tun habe. Als ich nichts sagte lief er weiter. "Und was hast du gemacht, die letzte Woche?" Ich holte ihn erneut ein. "Das geht dich nichts an." Nun war ich es, die stehen blieb. „Du bist einer von Ihnen, nicht wahr? Ein Todesser?" Er zuckte leicht, ignorierte mich jedoch weiterhin. "Ich mache mir Sorgen, Dad!" Er hielt inne, drehte sich aber nicht zu mir um. "Ich habe keine Ahnung, was du gemacht hast und wo du warst, aber ich bin nicht blöd. Ich kann es mir vorstellen. Du wirst schon deine Gründe dafür haben. Und ja, vielleicht geht es mich nichts an. Aber ich möchte wissen, was verflucht nochmal gerade passiert." Meine Stimme wurde mit jedem Wort brüchiger. "Ich habe Angst", fügte ich leise hinzu. Als ich daraufhin an ihm vorbei lief, griff er nach meinem Arm und hielt mich zurück, sagte jedoch nichts. Geschickt drehte ich seinen Arm um und schob den linken Ärmel seines Umhangs hoch, ehe er sich wehren konnte. Ich schluckte und liess die Hand reflexartig los, als ich das dunkle Mal auf seiner Haut erkannte. Überrumpelt blickte er mich an. „Faye-„ Bedauern lag in seiner Stimme. Ungläubig schüttelte ich den Kopf und ging dann mit tränenüberströmten Gesicht auf den Eingang des Waisenahauses zu, ohne nochmals zurück zuschauen. Gerade als ich anklopfen wollte, ging die Tür auf und Anne erschien dahinter. Sie kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. Und ich vergrub mein Gesicht in ihrem Nacken.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt