24 - deep wounds

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Ohne Emotionen und wie in Trance stürmte ich aus dem Slytherin Gemeinschaftsraum den Flur entlang zur Treppe. Tränen strömten über mein Gesicht. Ich fühlte mich leer. Ohne jegliche Energie in meinem Körper. Ich habe gerade meinen schlimmsten Albtraum durchlebt.

Mitten auf dem Flur brach ich zusammen. Meine Knie stürzten zu Boden. Mit einer Hand stützte ich mich ab und in der anderen vergrub ich mein Gesicht. Mir war schlecht. Ich merkte nicht, wie die Tür von Snapes Büro plötzlich aufging und mein Professor mit eisiger Miene auf einmal vor mir stand. "Evans?!" Seine Stimme klang weniger wütend, als besorgt und schockiert. "Miss Evans, was ist passiert?" Fragte er mich perplex und legte seine Hand auf meine Schulter. Ich zuckte bei der Berührung zusammen und wich zurück. "Nicht- Bitte..." Nun schaute ich zu ihm hoch. Ich konnte ihm ansehen, dass er gerade ziemlich überfordert mit der Situation war. "Kommen sie bitte in mein Büro Evans." Schweigend stand ich auf und folgte ihm in sein Büro. Er bot mir einen Stuhl an und ich liess mich kraftlos darauf sinken. Ich schaute beschämt zu Boden. "Können sie mir sagen, wieso sie mitten in der Nacht im Flur vor meinem Büro zusammenbrechen?" Ich schüttelte den Kopf und erneut schossen Tränen in meine Augen. Ich fühlte mich dreckig und schämte mich zu tiefst, für das was eben passiert ist. Wieso habe ich das mit mir machen lassen? Wieso habe ich seine anfänglichen Berührungen ignoriert? Hätte ich mich da schon gewehrt, hätte er es vielleicht gelassen. Plötzlich war mein Kopf wieder leer und emotionslos. Ich spürte, wie mich Snapes Blick durchbohrte, als wollte er in meine Gedanken sehen. Auf einmal wich er zurück. "Wer hat ihnen Okklumentik beigebracht?" sprach er seine Gedanken laut aus. Nun blickte ich verwirrt zu ihm hoch. Wer hat mir was beigebracht? Ich schaute ihn fragend an und er zeigte mir mit einem Kopfschütteln, dass ich vergessen soll, was er mich gerade gefragt hat. "Fa- Miss Evans, sie müssen mir sagen was passiert ist. Dann kann vielleicht etwas getan werden." "Es kann mir niemand mehr helfen Professor", entgegnete ich ihm kalt. Noch nie hat mich Snape mit einem so besorgten Gesichtsausdruck angesehen wie jetzt.

Einen Moment lang war es still. "Kann ich bitte gehen Professor?" flüsterte ich und schaute wieder zu Boden. "Das gibt Nachsitzen Evans, das ist ihnen klar?" Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern. Klar. Nachsitzen. Als hätte Snape einmal eine Gryffindor ohne Nachsitzen davon kommen lassen. Aber war mir egal. Als ob Nachsitzen schlimm wäre, nachdem was mir eben passiert war. Wieder schaute mich Snape mit diesem durchdringenden Blick an und ich verschloss erneut meine Gedanken vor ihm. Ich machte das automatisch, wenn mich jemand anblickte, als könne er in meinen Augen meine Gedanken ablesen. Als wäre das möglich... Doch ich hatte diesen Instinkt schon seit meiner frühen Kindheit in mir. "Also gut Evans, Morgen 8 Uhr bei mir im Büro. Und jetzt gehen sie schlafen, sie sehen ziemlich fertig aus. Ich begleite sie zu ihrem Gemeinschaftsraum." Ich stand mit zittrigen Beinen auf und lief hinter Snape aus seinem Büro.

Es war still auf den Gängen. Das einzige Geräusch, das ich wahrnehmen konnte, kam von den umher wehenden Umhängen und unseren Schritten, die von den Mauern des Flurs widerhallten. Snape kam bis zum Portrait der fetten Dame und ging erst wieder in die andere Richtung, als ich hinter dem Portrait verschwunden war. Noch immer ohne Emotionen, als wäre ich hypnotisiert, schritt ich in den Gemeinschaftsraum. "Faye!" hörte ich Freds Stimme rufen. Er war der Einzige, der noch hier war. Vermutlich hat er auf mich gewartet und sich gewundert, warum ich solange nicht zurückkehrte. "Wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht." Er kam auf mich zu. Ich zuckte zusammen und wich einen Schritt zurück. Als er mich etwas genauer ansah, verdüsterte sich sein Gesichtsausdruck. "Faye? Was ist passiert?" Ich blieb stehen. Auf einmal spürte ich, wie ich mit Gefühlen überströmt wurde. Alles, was ich vorher ausgeschaltet und abgewiesen habe kam zurück. "Ich-", schluchzte ich, doch weiter kam ich nicht. Meine Augen füllten sich mit Tränen und meine Knie wurden weich. "Hey Faye... Was ist los?" Sagte er mit einer besorgten, zärtlichen Stimme und trat erneut einige Schritte auf mich zu. Ich merkte, wie meine Knie nachgaben und brach zusammen. Fred sah mich ziemlich erschrocken an und sprang auf mich zu. "FAYE!" Bevor ich auf den Boden stürzte spürte ich, wie Fred unter meine Arme griff und einen Aufprall verhinderte. Er liess mich sanft auf den Boden gleiten und setzte sich ebenfalls. Ich versuchte mich aus seiner Umarmung zu befreien, doch hatte nicht genug Energie dazu. "Lass mich los, bitte!" schluchzte ich tonlos. Irritiert löste er seine Arme von meinem Körper. Ich zog die Beine an und hielt sie mit meinen Armen fest. "Faye, was bei Merlins Bart ist passiert?" Tränen strömten über meine Wangen und ich brachte kein Wort heraus.

Kurz darauf streckte Fred seine Hand langsam zu mir aus und berührte mein Gesicht. Ich zuckte erneut zusammen, doch liess ihn. Dann nahm er mich in seine Arme und ich vergrub mein Gesicht in seiner Brust. Es tat gut. Er strich mit seiner Hand durch meine Haare und versuchte mich so gut es ging zu beruhigen. "Faye, möchtest du darüber reden?" Ich nickte, doch wusste nicht recht, wie ich das anstellen sollte. Ich fand keine Worte für das was mir Sage angetan hat. "McCaden. Er-" Wiederum kam ich nicht weiter. "Was hat er getan?" Erneut quollen Tränen aus meinen Augen. "Lass dir Zeit Faye. Ganz ruhig..." Ich schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht." "Alles gut. Du musst nicht jetzt."

Irgendwann schlief ich in Freds Armen ein und als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag ich auf dem Sofa. Fred sass neben mir mit geschlossenen Augen. Ich setzte mich auf. Mein ganzer Körper tat mir weh. Ich stütze mein Ellbogen auf meinen Knien ab und legte meinen Kopf in meine Hände. Ich habe gehofft, dass das alles nur ein schlimmer Albtraum war, doch die Tatsache, dass ich auf dem Sofa im Gemeinschaftsraum schlief und Fred nicht von meiner Seite wich, liess meinen Funken Hoffnung erlöschen. Was passiert ist, ist passiert und konnte nicht rückgängig gemacht werden. Ich musste irgendwie versuchen, damit zu leben.

Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter, zuckte wiederum zusammen und schaute hoch. "Wie gehts dir?" Ich zuckte mit den Schultern. Es ging mir scheisse, das konnte ich nicht leugnen. Ich schaute auf die Uhr. 7:38 Uhr. "Ich muss Nachsitzen bei Snape..." Fred schaute mich mit einem bemitleidenden Blick an. "Was ist mit dem Spiel?" Mist. Das hatte ich völlig vergessen. Mein Kopf war gerade ein einziges Chaos. Ich zuckte mit den Schultern. Das Spiel begann um zehn Uhr, wenn mich Snape nicht allzu lange festhält, dann- "Ich werde es rechtzeitig auf Spielbeginn schaffen." Fred schaute mich skeptisch an, sagte jedoch nichts weiter. "Ich begleite dich zu seinem Büro." Ich nickte als Geste der Dankbarkeit. Fred wusste genau, was ich brauchte und wie er mir helfen konnte. Vermutlich ahnte er bereits, was passiert sein könnte. "Ich muss mich aber noch kurz fertig machen." Er nickte und ich stieg erschöpft und niedergeschlagen die Treppe zu den Mädchenschlafsälen hoch.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt