67 - tense atmosphere

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21. August 1994

Als wir am nächsten Morgenfrüh den Campingplatz hastig verliessen, war die Stimmung betrübt. Noch vor Sonnenaufgang erhielten wir einen Portschlüssel und wanderten in der Morgendämmerung über den Hügel zum Fuchsbau zurück. Kaum kam der Fuchsbau in Sicht nachdem wir um eine Biegung gingen, kam Mrs Wealsley mit bleichem, angespannten Gesicht auf uns zu gerannt. "Oh, Gott sei Dank, Gott sei Dank!" Sie warf Mr Weasley die Arme um den Hals. "Arthur ich habe mir ja solche Sorgen gemacht. Fürchterliche Sorgen." Dann liess sie Mr Weasley los und schaute uns mit geröteten Augen an. "Ihr seid alle wohl auf", murmelte sie ein wenig abwesend. Und nahm einen nach dem anderen in den Arm.

Schliesslich sassen wir alle eng aneinander gedrängt in der kleinen Küche und tranken Tee. Einen Moment war es still. Alle verarbeiteten das Geschehene. Dann begann Mr Weasley darüber zu sprechen, was sie in der Zeitung geschrieben haben. Ich hörte zwar zu, war aber nicht wirklich anwesend mit meinen Gedanken. Als Harry plötzlich zusammenzuckte und sich an die Stirn fasste, hob ich meinen Blick. "Harry?" fragte ich besorgt. Er sass direkt gegenüber von mir, weswegen vermutlich nur ich die Geste bemerkte. Er schaute mich an, senkte seinen Blick aber gleich wieder auf seine Tasse Tee. "Es ist schlimmer geworden nicht wahr?" fragte ich ihn leise. "Es ist alles gut Faye, mach dir keine Sorgen." Ich stellte meine Tasse auf den Tisch. "Doch Harry, ich mach mir Sorgen, ich bin schliesslich deine Schwester." Und plötzlich war es still. Alle schauten mich mit grossen Augen an, doch niemand sagte etwas. "Ach kommt schon. Ihr wusstet es sowieso alle schon längst." Und mit diesen Worten stand ich auf und ging nach draussen.

"Tut mir leid Harry", sagte ich, als ich hinter mir Schritte hörte. "Ich hab nicht bemerkt, wie laut ich gesprochen habe und irgendwie war alles ein bisschen viel heute." Er trat neben mich. "Ich weiss Faye. Es geht mir genauso." "Es ist nur- Harry, das ist bestimmt kein Zufall. Zuerst deine Narbe und dann das bei der Quidditch-Weltmeisterschaft. Irgendetwas steckt dahinter." Er seufzte. "Ich hoffe Sirius schreibt bald zurück." Ich drehte meinen Kopf zu ihm. "Sonst musst du mit jemandem sprechen, Harry." Er atmete tief ein. "Ich weiss..." Nun drehte ich mich ganz zu Harry um und umarmte ihn. "Versprich es mir", flüsterte ich und löste mich wieder von ihm. Er nickte leicht. Ich lächelte ihm zu und trat dann einen Schritt zurück. "Faye?" Ich drehte mich nochmals zu ihm um. "Versprich du mir, dass du dir nicht zu viele Sorgen machst. Du hast schon genug getan. Es liegt nicht in deiner Hand." Ich nickte ihm ebenfalls zu. "Kommst du auch wieder rein?" Zur Antwort trat er neben mich und wir bewegten uns wieder auf den Fuchsbau zu.

"Möchtest du etwas Liebes?" fragte Mrs Weasley mich, als wir das Haus wieder betraten. Ich schüttelte den Kopf. "Nein danke. Wo sind die anderen?" Mrs Weasley seufzte. "Percy und Arthur sind ins Büro gegangen und die anderen nach oben." Ich machte eine verstehende Geste. "Tut mir leid wegen vorhin", sagte ich leise und blickte auf den Boden. "Ach Faye, Liebes. Das muss es nicht. Wir sind alle etwas durch den Wind heute." Dann kam sie auf mich zu und nahm mich in den Arm. Mir wurde gleich etwas wärmer ums Herz. "Ruht euch etwas aus", sagte sie zu Harry und mir, als ich mich wieder von ihr löste. Wir nickten beide und stiegen kurz darauf die Treppen hoch.

Als ich in Ginnys Zimmer ankam, sassen sie und Hermine auf Ginnys Bett und redeten. Ich setzte mich erschöpft zu ihnen, lehnte mit meinem Rücken an die Wand und schloss für einen Moment die Augen. "Alles okay?" fragte Hermine. Ich nickte nur den Kopf mit einem müden Lächeln. Dann rappelte ich mich wieder auf. "Ich leg mich kurz hin, sonst schlafe ich den Rest des Tages alle zwei Minuten beinahe ein. "Als ich aufstand, um zu meinem Bett zu gehen, klopfte Giorgia mit einem Brief in Schnabel an Ginnys Fenster. Ich öffnete es und Giorgia flog mir fröhlich entgegen. Wenigstens jemand, der von all dem nichts mitbekommen hat. Als sie sich auf Ginnys Schreibtisch niedergelassen hat, nahm ich den Brief entgegen und strich über ihre Federn. Auf der Rückseite des Umschlages stand in geschwungenen, filigranen Linien Faye geschrieben und ich wusste sofort, von we der Brief kam. Mit unsicheren Händen öffnete ich den Umschlag und holte eine weisse Karte heraus, auf der mit der gleichen Schrift stand:

Geht es dir gut?
~D

"Von wem ist die?" fragte Ginny. Ich zögerte einen Moment, seufzte kaum hörbar und drehte mich zu den anderen um. "Von June", log ich und legte den Brief auf meinen Nachttisch. "Sie fragt, ob es uns allen gut geht." Ohne sie noch einmal anzuschauen, legte ich mich auf das Bett und starrte nachdenklich an die Decke.

Er wusste davon, oder? Draco wusste von dem Anschlag, sonst hätte er sich nach dem Spiel nicht so komisch verhalten. Er hätte nicht so angespannt gesagt, 'Pass auf dich auf, Faye' und sich so von mir verabschiedet, wie er es tat. Seine Familie hatte etwas damit zu tun. Draco ist nicht böse. Er wurde in dieses Leben hineingezwungen. Er hatte nie eine Wahl. Trotzdem ist er ein Malfoy. Ich wusste das. Ich wusste wer seine Familie ist und was für Leute sie sind. Aber ich weiss nicht, ob ich mir dessen bewusst war.

Ich seufzte und drehte mich zur Seite. Wieso musste alles immer so kompliziert sein? Und ohne es zu bemerken vielen mir irgendwann vor Müdigkeit die Augen zu.


Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt