83 - thank you, dad

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28. Februar 1995

Am Dienstagnachmittag verabschiedete ich mich wieder von allen, um mit meinem Vater zurück nach Hogwarts aufzubrechen. "Hab dich lieb", flüsterte ich Liza ins Ohr, als ich sie umarmte. "Ich dich auch Fee! Schreib mir, ja?" Ich nickte. "Wir sehen uns im Sommer", sagte ich lächelnd. Dann ging ich auf Anne zu und drückte sie ebenfalls zu mir. "Es wird alles gut kommen, mein Engel. Ich bin immer für dich da." Sie strich mir über die Haare und nahm mein Gesicht in die Hände, wie sie es immer tat. "Pass auf dich auf. Du wirst mir fehlen!" fügte sie hinzu, als ich mich von ihr löste. Dann winkte ich Lupin zum Abschied zu, bevor ich meinem Vater nach in Richtung Schutzbarriere lief. Irgendwann hielt er an.

„Dad?" Er drehte sich perplex zu mir um und ich realisierte in diesem Moment, dass ich ihn das erste Mal 'Dad' genannt habe. „Danke", meinte ich ehrlich an ihn gerichtet. Er brachte ein passables Lächeln zustande, sagte jedoch nichts. Dann schaute er um uns herum, reichte mir seine Hand hin und nachdem ich danach griff, fühlte ich mich wieder, als würde ich durch einen Schlauch gepresst werden. Auch wenn es diesmal bereits um einiges angenehmer war, als letzten Sonntag.

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„Fühlst du dich besser Faye?", fragte mich June von ihrem Bett aus, als ich das Badezimmer verliess, nachdem ich mich frisch gemacht habe. Ich nickte ihr lächelnd zu. „Viel besser. War nur alles etwas viel auf einmal..." Dann schaute ich auf den Boden. „Hast du in den letzten Tagen mit Draco gesprochen?" fügte ich murmelnd hinzu. Sie schüttelte den Kopf. „Als du mit Snape die Schule verlassen hast, hat er mich gefragt, wohin du gehst. Nachdem ich ihm geantwortet habe, hat er sich ohne etwas zu sagen umgekehrt und ist gegangen." Ich nickte langsam, wusste jedoch nicht, was ich sagen sollte. „Es geht im auch scheisse Faye, das sieht man ihm an. Rede mit ihm, vielleicht hat er es inzwischen etwas verarbeitet." Ich nickte konstant weiter. Dann stand ich abrupt auf. „Ich muss zuerst zu meinem V- Snape, mit ihm reden. Mal sehen...", sagte ich hastig, in der Hoffnung June ist mein Versprechen nicht aufgefallen.

Einige Minuten später klopfte ich an die Bürotür, meines Vaters. „Diese Kimmkorn - wie konnte sie davon wissen?" fragte ich, kaum hatte ich den Raum betreten. Es gab einfach keinen Sinn. Er drehte sich auf dem Weg zu seinem Schreibtisch zu mir um. Ich fuhr fort, bevor er etwas auf meine Frage antworten konnte. „Wie kann es sein, dass nicht einmal ein Tag, nach dem ich Draco die Wahrheit über meine Mutter erzählt habe, meine Identität auf der Titelseite des Tagespropheten offenbart wird. Niemand sonst war da, ausser er und ich. Wie?" Er lehnte an seinen Pult. „Rita Kimmkorn weiss vieles, wovon sie eigentlich gar nicht wissen kann. Sie wird Methoden haben, um an ihre Informationen zukommen, die vermutlich nicht rechtens sind." Ich schüttelte ungläubig den Kopf, konnte es mir aber noch immer nicht erklären. „Diese Prophezeiung- Sie bedeutet nicht unbedingt etwas gutes oder? Bringt sie mich in Gefahr? Kann es sein, dass-„ Er schnitt mir das Wort ab, bevor weitere Fragen dazu stellen konnte, doch er wusste genau, was mir auf der Zunge lag. „Von dieser Prophezeiung wissen nur sehr wenige Menschen, Faye. Menschen, denen ich vertraue. Es kann unmöglich sein, dass jemand davon weiss, der es nicht wissen sollte und das soll auch so bleiben. Nur schon, wenn die falschen Leute erfahren würden, dass es noch eine Prophezeiung gibt, wärst du nirgends mehr sicher." "Noch eine? Heisst das-", doch er sprach ohne darauf einzugehen weiter. "Gerade jetzt Faye. Es ist wichtig, dass du aufpasst, mit wem du über welche Themen redest, hast du mich verstanden?" Ich schüttelte langsam den Kopf. „Wie sollte ich, wenn ich nicht einmal ein Bruchteil von dem weiss, was gerade abgeht?" Als keine Antwort von ihm kam, drehte ich mich langsam zur Tür um. „Wie gehts dir Faye?" fragte mein Vater, kurz bevor ich sein Büro verliess. Ich seufzte und wandte meinen Kopf nochmals ihm zu. „Ich muss jetzt mit Draco sprechen", erwiderte ich etwas niedergeschlagen, nicht wirklich auf seine Frage eingehend. „Du solltest dich von ihm fern halten." Pff. Er schaute mich nicht an. Ich verdrehte die Augen und hätte laut aufstöhnen können. Was, zum?! Ohne zu reagieren verliess ich das Büro, schloss die Tür schwungvoll und bewegte mich Richtung Slytherin Gemeinschaftsraum.

Als sich meine Augen mit Dracos kreuzten, der mit einigen seinen Freunden auf dem Sofa sass, verharrten wir beide in unserer Bewegung. Ich atmete tief durch und ging bestimmt auf ihn zu. Ignorierte Pansy, die mir einen belustigten Blick zu warf, der sich jedoch bald in Unsicherheit verwandelte. „Können wir reden, Draco?" Er schaute zu mir hoch und ich verlor mich erneut in seinen eiskalten Augen, die mir besorgt entgegen starrten. Er stand langsam auf, strich sich die Hose glatt und ich folgte ihm in sein Zimmer. Ich konnte Pansys empörten Blick auf mir spüren, als würde er zwei Löcher in meinen Rücken brennen.

Draco schloss die Tür hinter sich, nach dem er mich eintreten liess. Er verharrte einen Moment mit dem Rücken zu mir gewandt. „Wo warst du?" Seine Stimme klang unruhig. „Zu Hause", entgegnete ich knapp. Er drehte sich um, kam etwas auf mich zu und liess den Blick über mein Gesicht gleiten. Ich spürte, dass er mich berühren wollte, doch er tat es nicht. Ich wollte aber, dass er mich berührte. Ich sehnte mich nach seiner Berührung. „Wieso hast du mir nichts erzählt?" Ich zuckte mit den Schultern und blickte zur Seite, da ich nicht wollte, dass er mich so anschaute. Es tat weh. Ich fühlte mich schlecht. Einen Moment sagten wir beide nichts, doch das Schweigen sagte mehr als tausend Worte. „Hör mir zu Draco", durchbrach ich dann die Stille und schaute ihm wieder direkt in die Augen. „Es tut mir leid, okay? Ja, ich hätte ehrlich sein sollen. Ja, ich hätte es dir schon früher sagen sollen... Ich- Ich hatte Angst vor deiner Reaktion. Davor dich dadurch zu verlieren. Vor dem hier." Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus. „Draco, ich weiss du und Harry ihr kommt nicht miteinander klar. Aber-" Nun brach meine Stimme. „Aber ich bin immer noch ich. Die Tatsache, dass er mein Bruder ist ändert nichts an meiner Persönlichkeit. Trotzdem ist er mein Bruder. Ich würde mich nie gegen ihn entscheiden, aber ich will nicht, dass er zwischen uns steht." Ich schnappte nach Luft. „Faye-„ Seine Stimme klang bedauernd. Eine Träne kullerte über meine Wange. Er kam auf mich zu, berührte mein Gesicht und strich die Träne mit seinem Daumen weg. „Draco, ich liebe dich", wisperte ich und spürte kurz daraufhin einen sanften Kuss auf meinen Lippen.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt