105 - overwhelming reminder

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"Willst du darüber reden Faye?" Er schaute mich nicht an, hielt nur meine Hand. Auf dem ganzen Weg nach Hause haben wir kein Wort gesprochen, doch seine Hand hatte ich nie losgelassen. Nun standen wir etwas entfernt vom Waisenhaus auf dem Zufahrtsweg und ich konnte mich nicht weiterbewegen. Der Tag heute war so wunderschön, bis nur ein paar wenige Sekunden alles zerstört haben, Ich konnte jetzt nicht einfach da rein gehen und so tun als wäre alles in Ordnung, aber schon gar wollte ich mir anmerken lassen, dass das eben nicht der Fall war. Es war Weihnachten, Ich wollte die Stimmung nicht runter ziehen, nur weil mich die Vergangenheit wieder eingeholt hat. Ich hatte einmal damit abschlossen, Ich konnte das wieder tun. Ich brauchte nur Zeit. "Können wir- Ich kann grad noch nicht hinein", sagte ich abgehackt. Er drehte seinen Kopf zu mir um, legte ihn schief und schaute mich mit einem schmerzverzogenen Gesichtsausdruck an. Ich blickte auf den Boden. "Schau mich bitte nicht so." Meine Stimme war so leise, dass sie schien in sich zusammenzubrechen. "Faye", entgegnete er hilflos und mit einem fragenden Unterton. Eine Träne kullerte über meine Wange. Draco nahm mein Gesicht in seine Hand und strich sie behutsam weg. Trotzdem zuckte ich bei seiner Berührung zusammen. "Wieso hast du mir nichts gesagt?" verzweifelt versuchte er eine Antwort aus meinen Augen zu lesen. Weitere Tränen stiegen in meine Augen und ich versuchte sie weg zu blinzeln. "Weil ich genau diesen Blick verhindern wollte", flüsterte ich. "Was hat er dir angetan, Faye?" Seine Stimme war nun ebenfalls nur noch ein Flüstern. Schmerzhaft zog sich etwas in meiner Brust zusammen und ich krümmte meinen Oberkörper nach vorne. Meine Atmung wurde schwerer. Das einzige was ich noch aus mir heraus kriegte, waren verzerrte Schluchtzgeräusche. Ich merkte, wie Wut in Draco hochkam, doch er versuchte sich nichts anzumerken. "Es tut mir leid", gab ich kaum hörbar von mir. "Faye!" Er hob meinen Kopf und blickte verzweifelt von einem meiner Augen zum anderen. "Hör auf, okay." Seine Stimme klang bestimmt. "Hör auf", wiederholte er, zog mich an sich und strich mir behutsam über meine Haare. Keine Ahnung, wie lange wir da standen. Ich in Dracos Armen, der mir Sicherheit vermittelte. Irgendwann beruhigte sich meine Atmung wieder.

Es war schwierig das Haus zu betreten. Aber kaum haben meine Füsse die Eingangsstufe überschritten, wurde ich von einer solchen Wärme überflutet, dass ein grosser Teil des Beklemmungsgefühls schwand. Ich atmete einmal tief durch und fühlte mich gleich viel besser. Wir legten uns auf die Couch im Wohnzimmer. Ich platzierte meinen Kopf auf Dracos Brust und er strich mit seinen Fingerspitzen über meine Arme. "Wie schaffst du das Faye?" Ich blickte fragend zu ihm hoch. "Du hast so viel Schlimmes erlebt und trotzdem strahlst du jeden Tag. Du hast so ein grosses Herz Faye." Ich lächelte und eine Träne kullerte aus meinem Augenwinkel. Ich frage mich eher, wie ich es geschafft habe, aus dem kalten Draco Malfoy einen sensiblen Menschen gemacht zu haben. "Ich liebe dich", flüsterte ich an seine Lippen, bevor ich meine darauf legte.

Und auch wenn mich das Ganze die folgenden Tage etwas bedrückte, konnte ich den Zwischenfall viel besser verarbeiten, als gedacht. Es ist nichts passiert. Er hat keine Macht über mich. McCaden kann mich nicht zerstören. Ich bin stärker. Ich habe es schon einmal geschafft. Ich kann das.

So verbrachten wir trotzdem wunderschöne Weihnachten. Draco und ich mit meiner Familie. Für einen Abend hatte ich alles vergessen. Alle meine Sorgen waren für einige Stunden verschwunden und beinahe den ganzen Abend hatte ich ein Lächeln auf den Lippen. Ich verspürte pure Freude, Wärme und das Gefühl von zu Hause.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt