41 - halloween

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31. Oktober 1993

An Halloween verbrachten ich den ganzen Tag in Hogsmead mit den Anderen. Am Abend stand wie jedes Jahr das Halloweenfest an. Wie immer konnten wir ausgezeichnetes Essen geniessen und bei gruselig-schönen Darbietungen der Geister zuschauen. Der Abend war sehr unterhaltsam und ich genoss die Zeit mit meinen Freunden, doch irgendwann schweiften meine Gedanken ab und ich erinnerte mich, was am heutigen Abend vor zwölf Jahren geschah. Auf einmal war die gute Stimmung wie weggeblasen. Ich fühlte mich nicht mehr nach feiern. Also stand ich auf. "Ich geh schon einmal nach oben, ich bin ziemlich müde", teilte ich den anderen mit. Bevor ich mich zur Tür umdrehte, schweifte mein Blick kurz zum Lehrertisch und kreuzte den meines Vaters, der meine Handlungen durchdringlich beobachtete. "Alles okay Faye?" fragte mich June und ich wand meinen Blick wieder zu meinen Freunden. "Alles bestens", sagte ich mit einem aufgesetzten Lächeln und verliess darauf hin die grosse Halle. Doch anstatt auf die Treppen zuzulaufen, die zum Gemeinschaftsraum gingen, bog ich stattdessen in die andere Richtung ab und lief zum Innenhof.

Ich legte mich auf eine Bank und starrte in den Sternenhimmel hoch. Der Himmel war klar und für diese Jahreszeit war es noch ziemlich warm draussen. Ich weiss nicht wie lange ich dort lag. In den Himmel zu starren und die Sterne zu beobachten beruhigte mich irgendwie und liess mich die Zeit völlig vergessen. Ich vermisste meine Mutter. Auch wenn ich sie nie kennenlernen konnte, vermisste ich sie mehr, als irgendjemand sonst. Heute war das erste Mal, dass ich mich auf diesen Gedanken einliess. Und heute war ebenfalls das erste Mal, dass ich mich meiner Mutter nahe fühlte. Ich fühlte mich näher bei meiner Mutter als sonst. Ich spürte ihre Anwesenheit. Sie war hier, bei mir. Und erst jetzt wurde mir bewusst, dass sie das schon immer war. Ich habe mich einfach noch nie auf den Gedanken eingelassen. Ich lag noch einen Moment gedankenverloren da, als ich ein Rascheln wahrnahm und mich aufsetzte. Plötzlich stand vor mir ein riesiger, kohlrabenschwarzer Hund und starrte mich so perplex an, wie ich ihn. Als ein weiteres Geräusch ertönte blickte er in Richtung Schlosseingang und huschte anschliessend davon. Mein Blick bewegte sich ebenfalls zum Eingang des Schlosses und ich erkannte die Umrisse von Professor McGonagall im Licht des Flures. "Mist", dachte ich. Es musste schon ziemlich spät sein und ich war mir sicher, dass ich gerade gegen mindestens eine Regel verstosse, wenn ich mich so spät noch alleine ausserhalb des Schlosses aufhielt. Während ich also aufstand und mich auf Professor McGonagall zubewegte, machte ich mich also darauf gefasst, gleich getadelt zu werden. "Miss Evans! Gott sei dank! Wir haben sie überall gesucht." Doch McGonagalls Stimme klang eher besorgt und aufgebracht, keines Wegs wütend. "Wieso was ist passiert?" fragte ich verdutzt. "Kommen sie erst einmal rein Evans, hier draussen sind sie nicht sicher." Irritiert lief ich Professor McGonagall nach, die mit schnellen Schritten in Richtung grosse Halle lief. Die Türen zur grossen Halle waren geschlossen und davor stand Professor Dumbledore, der sich gerade mit Snape unterhielt. Als Snape mich sah, kam er mit wehendem Umhang auf mich zu und griff nach meinem Oberarm. "Miss Evans, wissen sie eigentlich in was für einer Gefahr sie sich befinden? Sie können nicht einfach mitten in der Nacht das Schloss verlassen, ohne irgendjemandem Bescheid zu geben. 10 Punkte Abzug für ihre Verantwortungslosigkeit." Fassungslos und zugleich immer noch irritiert starrte ich in Snapes funkelnde Augen. "Kann mir bitte jemand erklären, was los ist?" fragte ich gehässig. Ja, ich hielt mich unerlaubterweise zu spät ausserhalb des Schlosses auf, jedoch ist ja nichts passiert und es gibt keinen Grund, gleich so zu reagieren. "Severus, lass sie doch bitte los." Nun kam auch Professor Dumbledore auf uns zu. Widerwillig lockerte mein Vater seinen Griff und senkte seinen Arm. "Sirius Black ist in die Schule eingedrungen. Und da wir nicht mit Sicherheit wissen, ob er von deiner Existenz weiss, bist du, sowie Harry in beträchtlicher Gefahr Faye, weswegen im Moment grösste Vorsicht geboten werden muss", ergänzte Dumbledore. Langsam ergaben die besorgen und aufgebrachten Gesichter meiner Professoren Sinn. "Aber wie-" Doch Dumbledore beantwortete meine Frage, bevor ich sie zu Ende stellen konnte. "Das, Faye, wissen wir nicht, doch wir haben das Schloss soeben durchsucht und so wie es aussieht, befindet sich Sirius Black nicht mehr innerhalb dieser Mauern. Aber jetzt genug mit der Panikmacherei. Minerva, kannst du Faye an ihren Schlafplatz begleiten?" Professor McGonagall nickte und ich lief ihr hinterher. "Wieso gehen wir nicht-", fragte ich, als sie die Tür zur grossen Halle öffnete, statt die Treppe zum Gryffindor Turm anzusteuern. "Da wir nicht wussten, ob sich Black noch in der Schule befinden, haben wir entschieden, dass heute Nacht alle Schüler in der grossen Halle übernachten. Miss Flores hat neben sich ein Platz für sie freigehalten." Unterbrach sie mich leise. Ich nickte stumm und wir liefen weiter. McGonagall hielt neben einer leeren Matte an und gleich darauf fiel mir June um den Hals. "Faye wo warst du? Wir haben uns Sorgen gemacht." "Pscht", sagte ich, da ich das Gefühl hatte, June wollte den ganzen Raum aufwecken. Professor McGongall schmunzelte und lief dann wieder in die Richtung von der wir gekommen waren. "Ich war bloss draussen. Ist nichts passiert", ergänzte ich, als ich Junes durchdringenden Blick wahrnahm. Anschliessend legten wir uns hin und ich kuschelte mich in den Schlafsack. June erzählte mir noch, was genau passiert war, nach dem ich das Halloweenfest verlassen habe und kurz darauf fielen mir die Augen zu und ich schlief ein.


Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt