70 - they'll figure out

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3. September 1994

"Wo bei Merlins Bart warst du Faye?" fuhr mich June an, als ich am Morgen unser Zimmer betrat. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ich wusste nicht was. Fieberhaft suchte ich nach einer Ausrede, doch keine klang plausibel genug, um June auch nur ansatzweise überzeugen zu können. Sie hat mich eh schon längst durchschaut. "Lüg mich ja nicht an", sagte sie daraufhin, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Ich schluckte. "Bei Draco", murmelte ich so unverständlich wie möglich und schaute zu Boden. "Wie bitte was? Ertappt blickte ich zu ihr. "Ich war bei Draco", wiederholte ich knirschend. Dann kam sie bedrohlich mit einem Kissen auf mich zu und schlug damit auf mich ein. "Bist...du... wahnsinnig?" sagte sie aufgebracht und verpasste mir nach jedem Wort einen Schlag mit dem Kissen. "Ich...habe...mir...Sorgen gemacht", nun senkte sie das Kissen, schaute mich jedoch noch immer mit funkelnden Augen an. "Ich hätte beinahe einen Lehrer geholt." Ich strich mit einer Hand Haarsträhnen aus dem Gesicht und biss mit den Zähnen aufeinander. "Tschuldigung" gab ich kleinlaut zu. Sie stiess mich ohne Kraft an. "Wieso hast du mir nichts gesagt?" fragte sie dann. als würde sie bereits genau wissen, was zwischen Draco und mir läuft. Ihre Stimme klang nun wieder etwas ruhiger. "Weil es kompliziert ist", erwiderte ich entschuldigend. "Wir wollten es eigentlich niemandem sagen." Ich seufzte. "War mir schon klar, dass ich es vor dir nicht wirklich lange verheimlichen kann." Nun grinste sie. Ich atmete erleichtert aus. "Ich wusste, dass da was läuft. Ich hab das einfach gespürt. "Wie?" Ungläubig schüttelte ich den Kopf. "Wie kannst du das immer?" Sie zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Da war einfach immer eine Spannung zwischen euch. Die Art, wie ihr euch angesehen habt und miteinander umgegangen seid. " "So offensichtlich?" Ich verzog das Gesicht. "Du bist meine beste Freundin Faye. Ich kenne dich. Ich merke doch, wenn etwas in der Luft liegt." Ich lächelte. "Du hast einfach zu gute Menschenkenntnisse June. Ich denke nicht, dass Elle irgendetwas davon mitbekommen hat, so gern ich sie auch habe." June grinste. "Elle ist einfach zu verpeilt. Sie würde es wahrscheinlich nicht einmal raffen, wenn ihr vor ihr Händchen halten würdet." Wir lachten beide auf, doch mein Gesichtsausdruck wurde schnell wieder ernst. "June du darfst es wirklich niemandem sagen. Solange niemand davon weiss, kann man nicht über uns urteilen." June nickte verständnisvoll. "Das wird aber nicht lange funktionieren Faye. Das ist dir bewusst?" Ich nickte seufzend. "Weiss er es?" Ich schaute sie fragend an. "Das mit dir und Harry?" Ich griff mit einer Hand an die Stirn und biss die Zähne zusammen. "Nope..." murmelte ich. "Du musst es ihm sagen Faye. Je länger du wartest, desto-" "Ich weiss", unterbrach ich sie, da ich mir dessen nur allzu bewusst war, es aber bisher ziemlich gut verdrängen konnte. "Aber jetzt nicht. Gehen wir frühstücken? Ich habe Hunger", fügte ich hinzu, um vom Thema abzulenken. June seufzte. "Vielleicht solltest du dir noch etwas anderes anziehen, sonst wird es bereits jetzt schon einigen auffallen, dass du die Nacht wahrscheinlich nicht in deinem Zimmer verbracht hast, da du immer noch die Schuluniform trägst." Ich grinste, griff nach dem Kissen, das June in der Hand hielt und schmiss es ihr gegen den Kopf. Dann griff ich nach einem Pullover und kurzen schwarzen Stoffhosen, schlüpfte in meine Chucks und verliess mit June das Zimmer in Richtung grosse Halle.

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"Ich geh schonmal hoch", sagte ich, als ich fertig gefrühstückt habe und June mit Avery in einem Gespräch vertieft war, bei dem ich mich ein bisschen fehl am Platz fühlte. Also stand ich auf und bewegte mich in Richtung Gryffindor Turm. Gedankenverloren ging ich meinen Weg, dem Korridor entlang. Es war still im Flur. Nur leise, dumpfe Schritte hallten von den Steinmauern wider und näherten sich meinen. Gerade, als ich mich umdrehen wollte, um zu schauen, wer ebenfalls noch im Flur war, spürte ich eine kalte Hand an meinem Handgelenk, die mich herumwirbeln liess. Ich zuckte zusammen und schrie beinahe auf, doch eine weitere Hand hielt mir den Mund zu. "Draco Lucius Malfoy", schimpfte ich, kaum hat er seine Hand von meinem Mund gelöst. Er grinste und verringerte den Abstand zwischen uns. Ich starrte ihn trotzig an, wobei ich den Kopf in den Nacken legen musste, da wir uns so nah standen. So nah, dass ich wiedereinmal seinen Atem und Geruch wahrnehmen konnte. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen. "Was wird das?" fragte ich skeptisch als ich sie wieder öffnete. Als Antwort kam er mit seinem Gesicht noch näher und blickte mir tief in die Augen. Dabei strich er mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Doch unsere Lippen berührten sich nicht. Beinahe, aber sie berührten sich nicht. Grinsend biss ich mir auf die Unterlippe, stellte mich auf meine Zehen und legte die Hände um Dracos Nacken, woraufhin er seine auf meiner Taille platzierte und ganz an sich zog. "Was würde man wohl denken, wenn man uns hier so sieht", fragte ich ironisch und löste mich von Draco. Reflexartig griff er nach meinem Arm. Liess ihn aber los, als ich einige Schritte rückwärts lief und schaute mich verwirrt an. "Echt jetzt?" Ich zuckte provozierend und unschuldig mit den Schultern, drehte mich dann um und führte meinen Weg fort.

"June weiss es", rief ich ihm nach einigen Schritten zu, ohne mich umzudrehen. Eilige Schritte näherten sich mir. "Was?" Ich drehte meinen Kopf zur Seite und blickte zu Draco. "June weiss Bescheid. Ich konnte sie nicht anlügen." Ich seufzte. "Und es wird nicht lange dauern, bis es andere ebenfalls erfahren." Er nickte nachdenklich. "Dann wird es so sein", sagte er und griff nach meiner Hand. Unsere Finger verschränkten sich ineinander. Dracos Ringe hinterliessen eine eisige Kälte auf meiner Haut. Ich lächelte.

Als wir um die Ecke gingen liess ich seine Hand reflexartig los. Mitten auf dem Flur sah ich meinen Vater vertieft in einem Gespräch mit Professor Dumbledore. Snape stand mit dem Rücken zu uns gegenüber von ihm Dumbledore. Dumbledore blickte an Snape vorbei und nickte uns lächelnd zu. Mein Vater folgte seiner Bewegung, drehte sich ebenfalls um und musterte uns. "Sir", sagte Draco freundlich, doch mein Vater starrte uns nur durchdringlich nach.

Angespannt formte ich meine Hand zu einer Faust. Nicht, weil ich Angst hatte, mein Vater hätte etwas bemerkt, sondern, weil mich die Tatsache, dass sich Dracos Hand nur einige Zentimeter neben mir befand und ich sie nicht berühren konnte, fast wahnsinnig machte. Das Kribbeln, das er auf meiner Haut hinterliess. Das Gefühl von Sicherheit, das sich durch eine simple Berührung in mir ausbreitete. Ich sehnte mich danach.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt