88 - the beginning of something dark

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25. Juni 1995

Es war früh Morgens. Die warme Sommersonne strahlte in mein Gesicht. Im Krankensaal war es ruhig. Neben Moody, Harry und mir war niemand hier. Ich drehte mich auf die Seite und schaute zu meinem Bruder. "Harry?" Er lag mit offenen Augen im Bett und starrte an die Decke. Er machte nicht den Anschein etwas zu sagen. "Du weisst, dass es nicht deine Schuld ist, oder?" Er schluckte leer, sagte einen Moment nicht. "Ich wollte, dass wir den Pokal zusammen gewinnen", flüsterte er mit gebrochener Stimme. Eine Träne kullerte aus seinem linken Augenwinkel. "Du hättest nichts an all dem, was geschehen ist ändern können. Nichts, okay? Es wäre sowieso passiert. Irgendwie. Irgendwann. " Weitere Tränen folgten. Sein Atem zitterte. "Ich weiss es tut weh. Es wird vorbei gehen. Das verspreche ich dir. Der Schmerz wird weniger werden, Harry. Du wirst das durchstehen." Meine Stimme war nun nur noch ein leises Piepsen und mir liefen ebenfalls Tränen über die Wangen. Ich setzte mich auf und wischte einige Tränen aus meinem Gesicht. Ich räusperte mich. "Wenn du reden möchtest- Wenn du bereit dazu bist. Ich werde immer für dich da sein Harry." Er nickte zerbrechlich, aber dankbar und wandte seinen Kopf mir zu. Ich lächelte leicht und schaute auf meine Füsse. "Wie geht es dir Faye?" Ich blickte hoch. Einen Moment überlegte ich. "Okay, denke ich." Ich seufzte. "Ist nur schwer, das alles zu verarbeiten. Cedric-" Meine Stimme versagte. "Ich möchte nicht wissen, wies dir dabei geht", fügte ich schwach hinzu. Er nickte mitfühlend. "Faye?" Ich schaute ihn fragend an. "Es gibt da etwas, was du wissen solltest." Ich runzelte die Stirn. "Auf dem Friedhof, als Voldemort- als er zurückgekehrt ist." Er machte eine Pause und schluckte. "Einige Todesser haben sich ebenfalls versammelt. Und einer davon-" Ich schaute auf den Boden, denn ich wusste, was er nun sagen würde. "Einer von ihnen war Lucius Malfoy." Ich nickte verletzt, den Blick immer noch auf den Boden gewandt. Ich spürte ein Stechen und Brennen an meinen inneren Augenwinkeln und Tränen tropften auf meine Füsse. Ich hatte es bereits geahnt. Trotzdem schmerzte es und löste in mir ein Angstgefühl aus. Eine Unsicherheit, vor der Zukunft, was geschehen wird. Eine Mischung aus einem Loyalitäts- und Vertrauenskonflikt. Ich war mitten drin. Wie es mein Vater immer war. Ich befand mich zwischen Gut und Böse. Und ich wusste das von Anfang an. Ich war mir dessen bewusst, seit ich mich dazu entschieden haben, mich auf Draco einzulassen. Ich würde immer auf der guten Seite stehen. Ich würde mich immer für meine Familie und Freunde entscheiden. Doch Draco gehörte da doch irgendwie auch dazu. So schnell würde ich ihn nicht aufgeben. Er war ein guter Mensch und nur, weil seine Familie auf der dunklen Seite steht, weil sein Vater ein Anhänger Voldemorts, ein Todesser ist, heisst das nicht, dass Draco ebenfalls Böse ist. Es wird eine dunkle Zeit auf uns zukommen, bei der das Ende noch nicht gewiss ist. Doch irgendwie werden wir es schaffen. Irgendwie werden wir es alle schaffen. Irgendwie schafft man es immer. Es wird alles gut kommen. Einen Moment sagte ich nichts, dann nickte ich erneut, wischte meine Tränen weg und stand auf. „Ich-„ doch ich wusste nicht wirklich, was ich sagen wollte. „Danke", entgegnete ich schliesslich, lächelte und verliess daraufhin den Krankenflügel.

‚Es wird etwas auf uns zukommen', legte mir Draco am Anfang des Schuljahres nahe. Er hat mich gewarnt und trotzdem konnte ich nichts dagegen tun. Voldemort ist zurück und niemand weiss, was genau das für die Zaubererwelt bedeutet. Doch eines ist klar; Es ist erst der Anfang und es werden dunkle Zeiten auf uns zukommen. Zeiten, in denen wir lernen müssen, Gut von Böse zu unterscheiden.

-

Ich ging nicht zurück in den Gryffindorturm, als ich den Krankenflügel hinter mir liess. Stattdessen lief ich die Treppen hinunter zu den Kerkern. Ich klopfte an die Bürotür meines Vaters, doch nichts geschah. Wie erwartet. Er war nicht da. Er war immer da. Er war immer in seinem Büro. Wo ist er jetzt. Genau jetzt, wenn ich ihn brauche. Er war der Einzige, der mich in dem Moment verstand. Mit dem ich darüber reden konnte. Er war einer von wenigen der die ganze Wahrheit kannte. Er konnte mir als Einziger eine Antwort auf meine Fragen geben. Ich liess mich auf den Boden sinken, lehnte mit dem Rücken an die Tür und vergrub mein Gesicht in den Händen. Wieder einmal wurde alles zu viel. Wieder einmal konnte ich mit niemandem darüber sprechen.

Mein Vater war nicht da. Harry wusste nichts von ihm und ich konnte ihn nicht noch mehr mit meinen Sorgen belasten. Dumbledore war bestimmt anderweitig beschäftigt und würde mir sowieso nichts sagen. Professor McGonagall würde ich nur in einen Loyalitätskonflikt bringen. June müsste ich ebenfalls erst die ganze Wahrheit anvertrauen und dafür hatte ich gerade nicht die nötige Energie. Fred? Nein... Und Draco- Draco war zu sehr in das Ganze verwickelt. Trotzdem war er gerade die einzige Person, bei der ich im Moment sein wollte. Ich brauchte seine Nähe.

Entschlossen stand ich auf und lief auf den Slytherin Gemeinschaftsraum zu. Doch noch bevor ich diesen erreichte, bildete sich eine Öffnung in der Steinmauer und Draco trat heraus. Sein irritierte Blick verriet mir, dass er nicht damit gerechnet hat, mich hier zu sehen. Ich beschleunigte meine Schritte, rannte beinahe auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Er drückte mich an sich. "Er ist zurück", flüsterte ich an seine Brust. Ich hörte, wie er angespannt einatmete und sein Körper erstarrte. Er wusste, wovon ich sprach. Er war nicht überrascht. Seine Reaktion zeigte, dass er es bereits ahnte. Dann legte er sein Kinn auf meinen Kopf und er entspannte sich wieder etwas. Dann hob er mein Kinn hoch, nahm mein Gesicht in die Hände und wischte eine Träne aus meinem Augenwinkel. "Wir werden das durchstehen, okay? Wie auch immer, aber irgendwie werden wir das schaffen. Es wird alles gut kommen." Ich nickte und blinzelte meine Tränen weg. Dann stellte ich mich auf meine Zehenspitzen und küsste ihn gefühlvoll.


Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt